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Deutschlands Juweliere im Goldrausch

31. Juli 2011

Die Eurokrise verunsichert die Anleger. Viele investieren schon seit Jahren in Gold. Jetzt ist der Goldpreis auf Rekordhoch. So hoch, dass viele Privatleute ihr Gold jetzt wieder verkaufen. Das freut die Juweliere.

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Frau beim Juwelier (Foto: AP)
Goldschmuck wird von den Juwelieren zur Zeit eher ge- als verkauftBild: AP

Wer in Köln über die Straße "Eigelstein" spaziert, der sieht die Schilder schon von weitem: "Juwelier", "Gold-, An- und Verkauf von Schmuck und Uhren aller Art", prangt einem an jedem zweiten Laden entgegen. Und die Branche boomt. Denn der Goldpreis ist auf Rekordhoch. Und so finden sich in so ziemlich jedem Laden Kunden, die ihr zu Hause gehortetes Gold zu Geld machen wollen. Auch Annette Römer gehört dazu. "Schweren Herzens", sagt sie, will sie sich von einer Goldkette trennen. Das Erbstück von ihrer Mutter bringe derzeit genug Geld für einen zweiwöchigen Türkei-Urlaub ein.

Schmuck, Barren und Zähne

Goldbarren (Foto: AP)
Goldbarren: auch eine AnlageformBild: AP

Solche Anliegen kennt Giyasettin Kaya zur Genüge. Der deutsch-türkische Juwelier kann sich vor Anfragen zur Zeit kaum noch retten. Viele Kunden bräuchten Geld - egal, ob für eine Reise, zum Abbezahlen von Krediten oder zur Anschaffung neuer Haushaltsgeräte – und versuchten, ihr Gold zu Geld zu machen.

"Die Kunden stellen teilweise ihre Häuser auf den Kopf und kramen ihre Schubladen durch, um etwas Verkaufbares zu finden," sagt Kaya. Um bis zu 70 Prozent, schätzt der Juwelier, habe sein Umsatz beim Goldankauf im vergangenen Jahr zugenommen. Kein Wunder: Seit Jahren erklimmt der Goldpreis immer höhere Rekordwerte. Lag der Preis für eine Feinunze Gold im Jahresdurchschnitt 2000 noch bei rund 280 US-Dollar, so hat er sich inzwischen mehr als versechsfacht: Rund 1600 Dollar kostet die Feinunze im Juli 2011. Schmuck, Uhren, ganze Barren oder sogar Goldzähne - bei solchen Preisen fällt es vielen doch leichter, sich von alten, liebgewordenen Schätzen zu trennen.

Anlageform mit versteckten Risiken

Eine Pfandhaus-Mitarbeiterin prüft zum Ankauf angebotenen Goldschmuck (Foto: DW)
Bei Juwelieren und in Pfandhäusern boomt der GoldankaufBild: DW/Woll

Juwelier Kaya sieht die Gründe für den steigenden Goldhandel aber nicht nur im hohen Goldpreis: "Goldschmuck ist nicht mehr in Mode", so der Juwelier. Silber sei viel angesagter. Außerdem hätten die Krisen der letzten Jahre viele Menschen verunsichert: die Finanzkrise nach der Lehman-Brothers-Pleite, die Euro-Krise jetzt. Das alles habe viele Anleger vermehrt dazu getrieben, Gold anzukaufen – ungeachtet der Risiken. Wer in Gold investiere, müsse wissen, dass es dort keine Zinsen oder Dividenden gebe, sagt etwa Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW. Stattdessen müssten Anleger rein auf die potenziellen Kursgewinne setzen. Hinzu komme ein gewisses Währungsrisiko, weil der Goldpreis in Dollar bemessen wird. All das führe letztendlich dazu, dass die Leute jetzt vermehrt ihr Gold wieder loswerden wollen.

So wie Annette Römer. Mit einem Bündel Geldscheinen in der Hand verlässt sie zufrieden das Juweliergeschäft. Wie viel sie jetzt genau bekommen hat, das will sie zwar nicht preisgeben, "aber ein paar Extra-Abendessen in der Türkei sind schon noch drin!"

Autor: Thomas Latschan
Redaktion: Manfred Böhm