Weißrussland Oktoberplatz in Minsk
DaF-Verbände weltweit

Weißrussischer Deutschlehrerverband

Der Deutschlehrerinnen- und Deutschlehrerverband Belarus hat ein großes Projekt gestemmt: Vom Regionalverband, der nur in der Hauptstadt tätig war, wurde er zu einem Verband für das ganze Land.

Anna Rimmar ist die stellvertretende Präsidentin des weißrussischen Deutschlehrerverbands. Sie arbeitet seit 22 Jahren als Deutschlehrerin an verschiedenen Hochschulen.

Deutsche Welle: Frau Rimmar, Sie waren 2004 mit bei der Gründung des Deutschlehrerverbands dabei, was war damals ihre Motivation?

Anna Rimmar: Damals hatte das Interesse an Deutsch ein bisschen nachgelassen. Es war eine Zeit, in der viele Lehrer einen starken Mangel bei der methodischen und didaktischen Unterstützung spürten. Deswegen dachten wir, dass es toll wäre, unsere Lehrkräfte über Fortbildungsmaßnahmen zu informieren. Außerdem wollten wir unseren Deutschlehrern methodisch helfen und einen Raum für Austausch schaffen. Wir wollten unsere Lehrer einfach nicht im Stich lassen, damit nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen muss.

Neun Jahre später haben sie sich dann im Verband entschieden, ihre Aktivität auf das gesamte Land auszuweiten, über die Grenzen der Hauptstadt hinaus. Was war der Grund dafür?

Wir dachten, dass es unfair ist, dass es den Verband nur für Deutschlehrer und Germanisten in Minsk gabt. Denn die Deutschlehrer in den Regionen brauchen die Unterstützung durch den Verband noch viel mehr. Wir haben ländliche Regionen, in denen das Interesse an Deutsch noch relativ stark ist – auch an den Dorfschulen. Gerade in diesen kleinen Städten brauchen die Lehrer Unterstützung.

Welche regelmäßigen Aktivitäten bieten sie als landesweiter Verband nun an?

Unsere Hauptaktivität ist die Durchführung der Deutschlehrertagung, die alle zwei Jahre stattfindet. Außerdem sehen wir unsere Aufgabe darin, die Deutschlehrer zu informieren. Das machen wir auf unserer Facebookseite. Dort veröffentlichen wir die interessantesten Veranstaltungen, die in der Republik stattfinden, und machen unsere Lehrkräfte auf Neuigkeiten aufmerksam.

Wie sieht so eine typische Deutschlehrertagung bei ihnen in Weißrussland aus?

Die Tagung findet immer im Frühling statt und wir haben immer ein Fachprogramm. Die feierliche Eröffnung findet an der Staatlichen Linguistischen Universität in Minsk statt, wo die Vorsitzende unseres Verbandes tätig ist. Wir laden auch die Vertreter der deutschen Botschaft ein und selbstverständlich macht auch die Leitung des Goethe-Instituts mit.

Weißrussischer Deutschlehrerverband Vorstand
Der Vorstand des weißrussischen Deutschlehrerverbandsnull Privat

Wichtig sind uns vor allem die Vorträge von renommierten Experten aus dem Fachgebiet Deutsch als Fremdsprache am ersten Tag. Und dann gibt es an beiden Tagen Workshops, die am Goethe-Institut Minsk stattfinden. Außerdem laden wir Vertreter von Deutsch-Verlagen ein, die dann ihre neuesten Lehrwerke für Deutsch als Fremdsprache präsentieren können.

Sie selbst unterrichten als DAF-Lehrerin an der Belarussischen Staatlichen Musikakademie in Minsk, wo sie eine Viertelstelle innehaben. Außerdem sind Sie als Honorarkraft am Goethe-Institut Minsk tätig sowie als Multiplikatorin der DaF-Didaktik und leiten Seminare an den verschiedenen Fortbildungsinstituten in der Republik. Das sind viele Tätigkeiten. Ist das typisch für eine Deutschlehrerin in Weißrussland?

Wie viele Studenten wir an der Universität haben, hängt immer davon ab, wie viele der Studierenden an der Schule Deutsch hatten. Und im Moment haben wir zu wenige Deutschlernende. Deswegen habe ich noch die anderen Jobs. Die meisten Fremdsprachenlehrer haben mindestens zwei Stellen. Man unterrichtet oft privat Abendkurse und dann noch an staatlichen Schulen oder Universitäten.

Trotzdem macht Ihnen die Arbeit großen Spaß sagen Sie, wieso?

Weißrussischer Deutschlehrerverband Anna Rimmar und Schülerinnen
Anna Rimmar mit einigen ihrer Deutschschülerinnennull Privat

Deutsch ist nicht nur mein Job, sondern auch mein Hobby. Ich mache auch gerne was mit meinen Schülern zusammen. Ich versuche, sie für Deutsch zu begeistern und ihnen die Liebe zu Deutsch und zur Landeskunde beizubringen. Und ich glaube, sie sehen das und sie schätzen das.

Nutzen Sie in Ihrem Unterricht selbst auch die Angebote der DW? Gibt es da etwas, was Sie empfehlen würden?

Ja, unbedingt. Bei der Vorbereitung auf meinen Unterricht benutze ich sehr oft das Top-Thema mit Vokabeln. Auch das Deutschlandlabor kommt immer sehr gut bei meinen Studenten an. Und besonders gut finde ich die didaktisierten thematischen Seiten, wo ich Arbeitsblätter herunterladen kann und in meinem Unterricht verwenden kann. Die sind niveaugerecht organisiert, das ist sehr nützlich. Die benutze ich einfach überall.

Ihr Verband ist als überregionaler ja noch recht jung, haben sie ein Ziel, das sie in naher Zukunft erreichen wollen?

Das ist eine schwierige Frage. Wir wollen unsere Position als Verband im ganzen Land noch weiter stärken und in den Regionen präsenter sein. Auch in den staatlichen Organisationen wollen wir mehr mitreden, damit man dort merkt, dass wir eine Stimme in der Republik haben. Das ist viel Arbeit und man braucht Kraft dafür.
 

Die wichtigsten Infos in Kürze:

Der Deutschlehrer- und Germanistenverband Minsk wurde 2004 gegründet, seit 2016 ist der Verband im ganzen Land tätig und hat sich umbenannt in den Deutschlehrerinnen- und Deutschlehrerverband Belarus. Mittlerweile hat er rund 120 Mitglieder. Einmal im Jahr organisiert der Verband eine Jahreshauptversammlung.
 

Vorstandsgremium:

  • Dr. Natalia Furaschowa (Verbandspräsidentin)
  • Anna Rimmar (stellvertretende Verbandspräsidentin, Verwaltung der Facebook-Seite)
  • Julia Antonenko (zuständig für die Kooperation mit Hochschulen und Schulen in Minsk und im Minsker Gebiet, Verwaltung der Facebook-Seite, Schriftführerin)
  • Zozulja Aksana (zuständig für die Kooperation mit Hochschulen und Schulen in Brest und im Gebiet Brest)
  • Fedotschenko Ekaterina (zuständig für die Kooperation mit Hochschulen und Schulen in Vitebsk und im Gebiet Vitebsk)
  • Baturina Elena (zuständig für die Kooperation mit Hochschulen und Schulen in Gomel und im Gebiet Gomel)
  • Gorochowa Tatjana (zuständig für die Kooperation mit Hochschulen und Schulen in Grodno und im Gebiet Grodno)
  • Hursanowa Elena (zuständig für die Kooperation mit Hochschulen und Schulen in Mogiljow und im Gebiet Mogiljow)
     

IDV-Kontaktperson:

Natalia Furaschowa – nata.fur [at] gmail.com