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DFB-Elf titelreif

Arnulf Boettcher31. Mai 2012

Mit drei Titeln ist Deutschland Rekord-Europameister - der letzte Erfolg liegt aber bereits 16 Jahre zurück. Bei der EM in Polen und der Ukraine will die DFB-Auswahl endlich wieder ein Turnier als Sieger beenden.

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Deutsche Nationalspieler freuen sich über ein Tor (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Bundestrainer hat für die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine ein klares Ziel vor Augen. "Wir sind in den Turnieren 2008 und 2010 immer ganz knapp gescheitert. Nun müssen wir den nächsten Schritt machen", fordert Joachim Löw. Denn endlich soll für das DFB-Team wieder ein Titel her, 16 Jahre nach dem EM-Gewinn in England. "Wir haben Selbstbewusstsein genug zu sagen: Wir können weit kommen", betonte der Bundestrainer. Doch der Weg ins Finale am 1. Juli in Kiew führt über die schwere Vorrunden-Gruppe B mit den Gegnern Portugal, Niederlande und Dänemark. "Es kann alles passieren. Wir können durchaus nach der Vorrunde ausscheiden. Wir können genauso Europameister werden", glaubt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

Bundestrainer Joachim Löw (Foto: AP)
Noch ohneTitel als Bundestrainer: Joachim LöwBild: AP

Die deutsche Nationalmannschaft gehört neben Titelverteidiger Spanien zum engsten Favoritenkreis. Der Durchmarsch mit zehn Siegen in der EM-Qualifikation hat eine große Erwartungshaltung geschürt. "Wir sind konstant in der Weltspitze und haben viel Spaß und Freude. Unsere Mannschaft zeichnen zudem gute Charaktereigenschaften sowie Teamwork aus", versichert Löw, der das jüngste Team aller 16 EM-Teilnehmer ins Rennen schickt. Sein Kader ist im Durchschnitt 24,4 Jahre alt und damit sogar noch jünger als das WM-Team von 2010 (24,9 Jahre). "Es ist ein ausgewogener Kader mit jungen Spielern, die Potential haben, sich weiter zu entwickeln, und mit Spielern, die Turnier-Erfahrung haben."

Bayern-Block plus Dortmunds Meister plus Real-Stars

Für Bastian Schweinsteiger ist es "die beste Nationalmannschaft, in der ich je gespielt habe." Der Mittelfeldchef muss wie seine sieben Spielerkollegen vom FC Bayern München das unglücklich verlorene Champions-League-Endspiel gegen den FC Chelsea (3:4 im Elfmeterschießen) verdauen. "Du versuchst zwar, den Kopf frei zu kriegen, aber du denkst trotzdem immer an dieses Spiel", sagt Schweinsteiger. Für ihn ist die EM ein Neuanfang. "Jeder erwartet, dass wir den Titel holen - wir wollen es natürlich auch".

Neben dem Bayern-Block stehen vier Spieler vom alten und neuen Meister Borussia Dortmund im Kader. BVB-Jungstar Mario Götze oder der künftige Borusse Marco Reus könnten bei der EM ihren großen internationalen Durchbruch schaffen. Hoffnungsträger sind zudem die beiden Profis des spanischen Meisters Real Madrid, Mesut Özil und Sami Khedira. "Es hilft, dass wir Spieler haben, die große Erfolge und Selbstbewusstsein mitbringen. Özil und Khedira haben Großes geleistet für Real", urteilt Teammanager Oliver Bierhoff. Özil selbst gibt sich bescheiden. "Mein Ziel ist es, der Mannschaft auf dem Platz so gut wie möglich zu helfen. Es ist egal, wer die Tore macht oder die Torvorlagen gibt", sagt der Spielmacher.

Sami Khedira (l.) und Mesut Özil im DFB-Trikot (Foto: dpa)
Auf den Real-Madrid-Stars Sami Khedira (l.) und Mesut Özil ruhen große HoffnungenBild: picture-alliance/dpa

"Abwehr nicht das Gelbe vom Ei"

Klar geregelt ist die Torhüterfrage: "Manuel Neuer ist als Nummer eins gesetzt", erklärt Bundestorwarttrainer Andreas Köpke. Im Schatten des Bayern-Keepers stehen der Bremer Tim Wiese und Hannovers Ron-Robert Zieler. Sorgen bereiten Löw noch die Abwehr und eine manchmal mangelnde Unterstützung aus dem Mittelfeld. So hatte die Defensive nicht nur bei der 3:5-Testspiel-Niederlage gegen die Schweiz (24.05.2012) einen schwachen Eindruck hinterlassen. "Daran müssen wir noch arbeiten, denn das war in einigen Spielen nicht unbedingte das Gelbe vom Ei", stellt der Bundestrainer fest. In seiner Vierer-Abwehrkette hat bislang nur Kapitän Philipp Lahm einen Platz sicher.

Kapitän Phillip Lahm. (Foto: AP )
Erste Wahl: Kapitän Phillip LahmBild: AP

Prunkstücke des deutschen Teams sind das Mittelfeld und der Sturm. "Offensiv können wir auf einem wahnsinnigen Niveau spielen", erklärt Löw nicht ohne Stolz. Hier hat er ein Überangebot an herausragenden Spielern wie Özil, Khedira, Götze, Reus, Schweinsteiger, Thomas Müller, Toni Kroos und Lukas Podolski. Zudem hoffen auch noch André Schürrle, Lars Bender und Ilkay Gündogan auf ihren Einsatz. Da der Bundestrainer auf ein System mit nur einem Stürmer setzt, hat er auch im Angriff ein Luxusproblem. In Mario Gomez und Miroslav Klose bieten sich zwei Top-Torjäger für den einen Platz an.

Offensiv zum vierten EM-Titel

Taktisch und spielerisch gehört Deutschland zu den Top-Nationen des Turniers. Das hat die Mannschaft bereits mit Platz drei bei der WM 2010 in Südafrika unter Beweis gestellt, aber auch mit bemerkenswerten Testspielerfolgen gegen Rekordweltmeister Brasilien (3:2) oder den WM-Zweiten Niederlande (3:0). "Wir gehen mit aller Kraft und positiven Energie in das Turnier, aber auch mit der Leichtigkeit, die uns in den vergangenen Monaten ausgezeichnet hat. Wir dürfen diese Leichtigkeit im Spiel nicht verlieren", fordert Löw. Sein Ansatz ist dabei "immer sehr offensiv. Wir wollen ständig nach vorne spielen, agieren, aktiv sein. Mir ist ein 4:2 lieber als ein 1:0", so der Bundestrainer, der seit 2006 im Amt ist. Für den 52-Jährigen ist es das dritte große Turnier als verantwortlicher Trainer.

Deutschland ist mit drei Titeln (1972, 1980, 1996) Rekord-Europameister. Insgesamt sechsmal erreichte die deutsche Mannschaft zudem das Finale, zuletzt 2008 bei der EURO in Österreich und der Schweiz, wo sich das DFB-Team in Wien Spanien mit 0:1 geschlagen geben musste.

Deutschlands Mario Götze schießt am 10.08.2011 ein Tor im Länderspiel Deutschland gegen Brasilien in Stuttgart. (Foto: dpa)
Schaffen Jungstars wie Mario Götze bei der EM ihren internationalen Durchbruch?Bild: picture-alliance/dpa