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Selbstbewusst gegen Südkorea

Friedel Taube
26. Juni 2018

Der Last-Minute-Sieg gegen Schweden hat der DFB-Elf Auftrieb gegeben. Gegen Südkorea will die Mannschaft ins Achtelfinale einziehen - Trainer Löw muss die Mannschaft aber umbauen.

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WM 2018 - Deutschland - Schweden
Bild: picture-alliance/dpa/I.Fassbender

"Wagenburgmentalität". Kaum ein Wort kursierte in den vergangenen Tagen häufiger, wenn es um die deutsche Mannschaft ging. Doch was genau umschreibt diese schöne deutsche Wortschöpfung eigentlich? Auf jeden Fall das Gefühl eines "Wir gegen alle". Und vor dem alles entscheidenden letzten Gruppenspiel der "Mannschaft " gegen Südkorea vielleicht auch ein "Jetzt erst recht", wie Mario Gomez durchblicken lässt: "Nach dem Mexiko-Spiel wurde von außen die Mentalitätsfrage gestellt", sagt der Team-Älteste. "Das war zu keiner Sekunde gerechtfertigt. Aber von außen kann man immer schlau daherreden". Die scharfe, teils auch persönliche Kritik nach dem Mexikospiel von Journalisten, aber auch ehemaligen deutschen Nationalspielern, hatte dem Team offensichtlich zugesetzt.

Löw muss umstellen

Jetzt könnte genau in dieser Kritik der Schlüssel für das weitere Turnier liegen. Oder viel mehr: in der Reaktion der Spieler auf diese Kritik. Ganz offensichtlich hat der scharfe Umgangston von außen die Mannschaft zusammengeschweißt. Der späte Sieg gegen Schweden dürfte zusätzlich Auftrieb geben. "Durch den Sieg hoffe ich, dass das eine Initialzündung für uns ist, für uns, für die Mannschaft, dass wir einfach mit Selbstvertrauen ins nächste Spiel gehen können", so Marco Reus vor dem Auftritt in Kasan.

Auf dem rund anderthalbstündigen Flug dorthin am Dienstag dürften die Gedanken von Trainer Joachim Löw vor allem um die Aufstellung gekreist sein. Er wird auf jeden Fall umstellen müssen. In der Innenverteidigung fehlt Jerome Boateng nach seiner gelb-roten Karte, Mats Hummels kehrt ins Team zurück. Neben ihm dürften Antonio Rüdiger oder Niklas Süle auflaufen. Flankiert wird die Innenverteidigung wie gewohnt von Jonas Hector und Joshua Kimmich. Im Mittelfeld fehlt wohl Sebastian Rudy mit Nasenbeinbruch verletzt, für ihn könnten Sami Khedira oder Ilkay Gündogan wieder ins Team hineinrotieren. Auch Julian Brandt hätte sich, so die einhellige Meinung zahlreicher Experten, nach beherzten Auftritten gegen Mexiko und Schweden einen Platz von Beginn an verdient. Während Mesut Özil sich eines Einsatzes erneut nicht sicher sein darf, gelten Toni Kroos, Marco Reus und Thomas Müller als gesetzt.

WM Russland 2018 I Deutschland vs Schweden - Toni Kroos
Wurde gegen Schweden zum Helden: Toni KroosBild: picture-alliance/AA/G. Balci

In der Offensive ist die Frage, ob Timo Werner wieder als klassischer Stürmer ins Zentrum geht oder direkt auf den linken Flügel weicht. In dieser von ihm eher ungeliebten Rolle war er in Hälfte zwei gegen die Skandinavier effektiver aufgetreten als in der Mitte. Eine Option wäre auch, Mario Gomez diesmal zusätzlich zu Werner von Beginn an spielen zu lassen. "Es hängt davon ab, wie wir die Dinge umsetzen", sagt Löw allerdings. Und macht damit klar, dass gegen Südkorea weniger die Auf-, sondern vielmehr die Einstellung entscheidend sein wird.

Heung-Min Son: Von der WM in die Kaserne?

Gegner Südkorea wird ähnlich tief stehen wie die Schweden. Allerdings verfügen die Asiaten nicht über so hochgewachsene Abwehrspieler - das könnte es einfacher machen, mit hohen Bällen zu Torraumszenen zu kommen. Gegen Schweden hatte die deutsche Mannschaft das -  vor allem in der ersten Halbzeit - oft vergeblich versucht. "Südkorea hat gezeigt, dass sie sehr gefährlich sind, wahnsinnig gut kontern und schnell umschalten", sagt Mario Gomez. "Wir müssen uns noch mal verbessern in punkto Absicherung."

Dass Südkorea auf der FIFA-Weltrangliste "nur" auf Platz 57 steht, heißt nicht, dass ein Team der Unbekannten auf dem Platz steht. Speziell an Heung-Min Son dürften sich viele noch erinnern. Er spielte einst in der Bundesliga beim HSV und für Leverkusen, ehe er vor drei Jahren in die Premier League zu Tottenham wechselte. "Auf den müssen wir vor allem aufpassen", so Timo Werner. "Er ist ein Spieler, der in der Weltklasse schon gezeigt hat, was er kann. "

Russland WM 2018 Südkorea gegen Mexiko
Heung-Min Son gilt als der Star im Team SüdkoreasBild: Reuters/D. Sagolj

Allerdings hat Südkorea auch mit Problemen zu kämpfen. Eben jener Son wird nämlich in Kürze 26 Jahre und muss dann nach dem Gesetz seines Heimatlandes zum Wehrdienst antreten. Von der WM in die Kaserne - sicher nicht die Traumvorstellung des Stürmers, Ausgang offen. Dazu sieht sich Verteidiger Hyun-Soo Jang nach dem von ihm verschuldeten Elfmeter im Spiel gegen Mexiko (1:2) zuhause und in sozialen Medien heftigster Kritik und Beleidigungen ausgesetzt, er selbst spricht von einer "Hexenjagd". Allergrößtes Manko bei den Südkoreanern dürfte vor dem Spiel gegen den Weltmeister allerdings sein, dass Kapitän Sung-Yong Ki mit einer Wadenverletzung ausfällt.  

Die Ausgangslage ist klar: In der Kasan-Arena muss das deutsche Team (3 Punkte) mit mindestens zwei Toren Vorsprung gewinnen, um allen Rechenspielchen mit Mexiko (6), Schweden (3) und Südkorea (0) aus dem Weg zu gehen. Im Achtelfinale könnte dann mit Brasilien ein Hochkaräter warten.