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DFB vor dem Test gegen Peru: Mehr Schein als Sein

Sarah Wiertz mit dpa/sid
8. September 2018

Bundestrainer Joachim Löw fordert von seinen Profis im Länderspiel gegen Peru am Sonntag mehr Mut, gleichzeitig macht der DFB-Stab dieser Tage einmal mehr deutlich, dass es ihm selbst genau daran mangelt.

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Fußball  Löw beim Training Nationalmannschaft
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Grimm

Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen. DFB-Manager Oliver Bierhoff scheint den Kinder-Spruch nicht zu kennen. Bei der Pressekonferenz zur WM-Analyse vor einer Woche hatte Bierhoff noch mehr Bodenständigkeit angekündigt - und weniger Marketing. "Wir müssen wieder die Nähe zu den Fans aufbauen."

Leere Worthülsen. Das Länderspiel gegen Peru am Sonntag (im DW-Liveticker) im Hoffenheimer Stadion in Sinsheim findet um 20:45 Uhr statt. Eine Zeit, in der die meisten Eltern ihre schulpflichtigen Kinder ins Bett und nicht ins Stadion bringen. "Das ist schade, weil viele, vor allem viele Kinder, nicht kommen können", kritisierte vorab Hoffenheims-Mäzen Dietmar Hopp die Anstoßzeit. Bundestrainer Joachim Löw gab ebenfalls zu: "Ich würde mir grundsätzlich eine Anstoßzeit von 18, 19 Uhr wünschen. Kinder sind die Zukunft, in dem Alter sind sie zu sensibilisieren für den Fußball." Er aber verweist auf die TV-Verträge und die Rechtevergabe durch die internationalen Verbände.

"Versäumt, einen Schritt auf die Menschen zuzugehen"

Eine kurzfristige Änderung der späten Anstoßzeiten ist sicherlich nicht durchzusetzen. Aber wenn einer daran etwas ändern kann, dann der DFB. Der Deutsche Fußballbund ist der größte Sportverband der Welt. Dafür müsste er aber Druck ausüben und dies öffentlich fordern und notfalls weniger Einnahmen aus Fernsehrechten akzeptieren. Aber die kommerziellen Interessen scheinen dann doch im Vordergrund zu stehen.

Davon zeugen auch die teuren Eintrittskarten - pro Ticket muss ein Stadionbesucher zwischen 25 und 80 Euro zahlen. Jörg Albrecht, Oberbürgermeister der Stadt Sinsheim, hatte bereits in der Bild-Zeitung diese Preise stark kritisiert. "Wenn man zu zweit geht und noch eine Bratwurst und ein Bier dabei sind, liegt man schnell bei 200 Euro. Ich halte das für viel Geld", so Albrecht und fügt hinzu: "Man wäre gut beraten gewesen, zurück zu den Wurzeln zu gehen. Man hat es stattdessen versäumt, nach der WM einen Schritt auf die Menschen zuzugehen."

Die Wirklichkeit ausblenden

Dass beim DFB der Schein wichtiger ist als das Sein, zeigt noch eine Tatsache: die Verlegung des Länderspielorts von Frankfurt nach Sinsheim. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel behauptet, der Grund dafür sei die Angst vor der "unberechenbaren Ultraszene" in der Main-Metropole. DFB-Vizepräsident Rainer Koch widersprach den Anschuldigungen und erklärte, dass der DFB ein volles Stadion haben wolle und die Arena in Frankfurt mit 48.000 Plätzen für einen Gegner wie Peru zu groß sei. Egal, was tatsächlich ausschlaggebend für diese Entscheidung war - es demonstriert, dass sich der DFB mit Problemen (ob Ultras oder schwindendes Zuschauerinteresse) nicht auseinandersetzen will.

Fußball DFB Nationalannschaft
Das Label "Die Mannschaft" soll wegen fehlender Akzeptanz im Volk wohl wieder abgeschafft werden. Noch ist davon nichts zu sehen.Bild: picture-alliance/Ges/M. Gilliar

Was der DFB außerhalb des Platzes offensichtlich nicht hinbekommt, sollen die Spieler auf dem Rasen umsetzen. "Wir müssen noch schneller, konsequenter und mutiger umschalten", fordert Bundestrainer Löw. "Es gilt die richtige Balance zu finden." Er wolle eine Entwicklung sehen. Während auf der Bank mit ihm und Bierhoff zwei Altbekannte sitzen, wird Löw "junge Spieler ins Spiel bringen."

Einsatz-Garantie für Schulz, Brandt und Kehrer

So wird der Hoffenheimer Nico Schulz in seinem Heimstadion zu seinem Länderspiel-Debüt kommen. Neben dem Linksverteidiger dürfen auch Kai Havertz von Bayer Leverkusen und Thilo Kehrer (Paris St. Germain) im Lauf der Partie auf ihre Premieren im A-Team hoffen. Neben Schulz rückt auf jeden Fall auch Julian Brandt neu in die Startelf, verriet Löw. Zudem wird Kapitän Manuel Neuer im Tor von Marc-Andre ter Stegen vertreten. "Das ist so abgesprochen."

Nicht dabei sein wird Mats Hummels. Der Profi vom FC Bayern München hat Probleme mit der Achillessehne. "Wir wollen kein Risiko eingehen", so Löw. Für Hummels dürfte Niklas Süle in der Innenverteidigung spielen. Bereits am Freitag war Leroy Sané wegen der Geburt seines ersten Kindes vorzeitig aus dem DFB-Quartier abgereist.

Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung:

Ter Stegen - Ginter, Boateng, Süle, Schulz - Kimmich - Müller, Gündogan, Goretzka, Brandt - Werner.

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online