1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die Acleda-Erfolgs-Story – Mikrofinanzprojekte in Kambodscha

30. Juni 2008

Der Takhé-Spieler Chhem Horn kann die Raten für seinen Mikrokredit an die Acleda-Bank nicht bezahlen. Für ihn als Buddhisten auch ein spirituelles Unglück. Werden seine Kredit-Bürgen helfen können?

https://p.dw.com/p/EObh
Der säumige Schuldner Chhem Horn mit Angestellten der BankBild: DW
Mikrokreditnehmer Chhem Horn mit seiner Takhé, Kambodscha
Chhem Horn mit seinem Musikinstrument, der TakhéBild: DW

Chhem Horn ist ein traditioneller Khmer Musiker. Vor einem halben Jahrhundert lernte er, die Takhé zu spielen. Damals war er zwölf Jahre alt. Die Khmer Rouge hätten ihn um ein Haar umgebracht - wie alle Intellektuellen zählten zwischen 1975 und 1979 auch Musiker zu den unerwünschten Personen. Heute verdient Chhem Horn den Lebensunterhalt für sich und seine Familie durch Auftritte bei Hochzeiten und anderen Festen.

Er lebt in Sihanoukville, knapp 300 Kilometer südlich der Hauptstadt Phnom Penh, an der Küste des Golfs von Thailand. Vor einigen Wochen lieh Chhem Horn sich 1.200.000 Riel (300 US$) bei der Acleda Bank - ein Mikrokredit. Mit dem Geld kaufte Chhem Horn neue Instrumente für sich und die anderen Mitglieder seiner Truppe, dazu Kleidung für Auftritte: dringend nötige Investitionen in eine bessere ökonomische Zukunft.

In der Acleda-Bank, Kambodscha
In einer der 200 Filialen der Acleda-BankBild: DW

Acleda - Eine Erfolgsgeschichte

Chhem Horn ist einer von derzeit rund 139.000 Mikrokredit-Kunden der Acleda Bank. Acleda startete 1993 als kleines, international finanziertes Entwicklungshilfeprojekt. Am 23. Oktober 1991 war in Paris der Friedensvertrag für Kambodscha unterzeichnet worden, kurz darauf setzte die UNO 22.000 Soldaten in Marsch. Im Kielwasser der Friedenstruppen kamen Hilfsorganisationen wie das United Nations Development Programme UNDP und die International Labour Organisation ILO nach Kambodscha. Gemeinsam starteten beide ein 4.3-Millionen-Dollar-Projekt, das Kleinunternehmen fördern, Berufsausbildung anbieten und Beschäftigung generieren sollte. Das war die Geburtsstunde von Acleda.

In der Acleda-Bank, Kambodscha
Die aktuellen Wechselkurse der Acleda-BankBild: DW

Schon 1995 war aus dem Hilfsprojekt eine NGO geworden, die sich voll auf Mikrofinanzdienstleistungen konzentrierte. Seit 2003 ist Acleda eine kommerzielle Bank mit Volllizenz und unterhält ein Netzwerk von mehr als 200 Niederlassungen in ganz Kambodscha.

Längst bietet Acleda auch Sparkonten, Kreditkarten, Überweisungen und Großkredite an - Finanzdienstleistungen, die jede andere Bank auch offeriert. Im Unterschied zu allen anderen kambodschanischen Banken bietet Acleda weiterhin auch Mikrokredite für die ärmeren Bevölkerungsschichten an.

Schöne Theorie, komplexe Praxis

Als Mikrokredite gelten bei Acleda alle Kredite bis zu 1500$. Die Laufzeit kann bis zu einem Jahr betragen, eine Sicherheit verlangt die Bank nicht, nur eine Garantie. Darum sind alle Mikrokredite Gruppenkredite - eine Gruppe besteht aus zwei bis zehn Personen, die füreinander bürgen. Wenn einer nicht zahlen kann, muss die Gruppe einspringen. Die Zinsen liegen bei ungefähr 28 Prozent pro Jahr. Das ist viel, aber private Geldverleiher verlangen erheblich mehr. Bei ihnen gelten zehn Prozent pro Monat als normal.

Chhem Horn im Interview mit Koproduzenten
Chhem Horn berichtet von seinen SorgenBild: DW

Ohne Acleda und andere, kleinere Mikrofinanzinstitute wie Amret oder Prasac wäre die Bevölkerungsmehrheit in Kambodschas den privaten Geldverleihern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Aber auch bei Acleda gilt: Ein Darlehen ist ein Darlehen und muss zurückgezahlt werden, egal ob Mikro oder Makro. Acleda ist schließlich kein Wohltätigkeitsverein, sondern eine Bank.

Und genau darum ist Chhem Horn in Schwierigkeiten: Seine Frau war krank und musste ins Krankenhaus, seit fünf Monaten konnte er die fälligen Raten an Acleda nicht bezahlen. Damit aber ist nicht nur die ökonomische Existenz seiner Familie bedroht, sondern auch sein spirituelles Wohlbefinden: Als Buddhisten sind die Khmer davon überzeugt, dass Schulden Unglück bringen - in diesem und im nächsten Leben.

Autor: Uli Hufen
Redaktion: Peter Koppen