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Die Angst geht um

21. September 2012

Vor den Freitagsgebeten der Muslime haben Deutschland und andere westliche Staaten ihre Botschaften in islamischen Ländern in Alarmbereitschaft versetzt - aus Furcht vor Racheakten wegen des antiislamischen Schmähfilms.

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"Wir haben überall in der Region die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und teilweise auch das Sicherheitspersonal verstärkt", teilte Bundesaußenminister Guido Westerwelle mit. Zugleich rief er dazu auf, "dass die Empörung, die sich auch in vielen islamischen Ländern verbreitet, friedlich zum Ausdruck gebracht wird".

Am vergangenen Freitag war die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum von einem wütenden Mob angegriffen und in Brand gesetzt worden. Bei den weltweiten Protesten gegen den in den USA produzierten Schmähfilm "Die Unschuld der Muslime" kamen seit vergangener Woche mehrere Menschen ums Leben.

Ausschreitungen

Unterdessen werden aus Pakistan wieder gewalttätige Proteste und Ausschreitungen gegen das anti-islamische Schmäh-Video aus den USA gemeldet. In der Stadt Peschawar steckten Demonstranten zwei Kinos in Brand. Ein Demonstrant wurde durch Schüsse eines Wachmanns verletzt. In Rawalpindi bewarfen etwa 150 Protestierer Autos und Polizisten mit Steinen. Der pakistanische Ministerpräsident Raja Pervez Ashraf verteidigte die Proteste. Der Film stelle die "schlimmste Art von Bigotterie" dar, so Ashraf in Islamabad.

Die USA schlossen ihre diplomatischen Vertretungen in Indonesien. Auch die amerikanische Vertretung beim Verband der Südostasiatischen Länder blieb zu. Vor der Botschaft in Jakarta wurden Wasserwerfer aufgestellt, Stacheldraht wurde ausgerollt. Auf ihrer Website warnte die US-Vertretung, dass sich die Proteste gegen die Veröffentlichung des beleidigenden Videos jetzt stärker auch gegen amerikanische Geschäfte richten könnten.

Kränkungen aushalten!

In Tunesien verbot das Innenministerium derweil für diesen Freitag sämtliche Demonstrationen, die sich gegen den Schmähfilm oder die jüngst in der französischen Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" veröffentlichten Mohammed-Karikaturen richten könnten. Die Behörden hätten Hinweise darauf erhalten, dass einige Gruppen Gewalttaten nach den muslimischen Freitagsgebeten planten, berichtete Innenminister Ali Larayedh.

Ägyptens Großmufti Ali Gomaa appellierte an die Muslime, Provokationen zu ignorieren und nicht an Vergeltung zu denken. Der Prophet Mohammed habe zu seiner Zeit die schlimmsten Beleidigungen von Nicht-Gläubigen ertragen müssen und friedvoll darauf reagiert. Wie Mohammed sollten die Muslime die Kränkungen aushalten.

Spots gegen Schmähung

Die US-Regierung buchte Werbespots im pakistanischen Fernsehen, in der sie sich von dem Schmähfilm distanziert. Zu sehen sind darin in Urdu untertitelte Ausschnitte von Ansprachen von US-Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton, die sie nach den ersten gewalttätigen Protesten gegen den Film gehalten hatten.

Eine Sperrung des umstrittenen Films auf der Internet-Plattform "YouTube" wurde von einem Gericht in Kalifornien abgelehnt. Geklagt hatte eine Schauspielerin, die in mehreren Szenen des Videos mitwirkt. Sie behauptet, vom Macher des Films hereingelegt worden zu sein. Dieser habe ihr gegenüber behauptet, er arbeite an einem Abenteuerfilm, der im alten Ägypten spielen solle. Nach eigenen Angaben erhielt die Schauspielerin Todesdrohungen.

wa/ml/hp (dapd, dpa, afp, rtr)