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Die Angst vor der letzten Zigarette

Sven Ahnert26. September 2005

Die Tabakindustrie hat es nicht leicht: Rauchverbote in Restaurants und Kneipen nehmen zu. In vielen Ländern darf weder im Kino noch in Zeitungen für Zigaretten geworben werden. Die Branche macht sich Sorgen.

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Schattendasein für die Tabakindustrie?Bild: dpa

Rauchen steht überall in der Kritik. Englische Gesundheitsorganisationen wollen sich nun dafür einsetzen, dass auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland im nächsten Jahr komplett rauchfrei wird: Rauchverbot in den Stadien, keine Tabakwerbung und kein Sponsoring von Tabakfirmen.

Steuern und Schwarzmarkt

Im Vergleich zu Ländern wie Irland oder den USA hat die deutsche Regierung bisher einen eher gemäßigten Kurs eingeschlagen. Erhöhte Tabaksteuern und vehemente Werbebeschränkungen führen aber auch hier zu schmerzhaften Einbußen der Tabakkonzerne. Grund genug, um sich in den Führungsetagen der einschlägigen Firmen Gedanken über die Zukunft des blauen Dunstes zu machen. Zumal auch noch der Schwarzmarkt Herstellern Geld entzieht.

Im Osten Deutschlands seien 30 Prozent aller Zigaretten nicht mehr versteuert, sagt Lars Großkurth, Pressesprecher des Zigarettenherstellers Reemtsma, Tochter von Imperial Tobacco, dem viertgrößten Tabakkonzern der Welt. "In Frankfurt an der Oder, an der Grenze zu Polen, haben sogar 80 Prozent der Zigaretten kein deutsches Steuerzeichen mehr. Dort mussten wir unsere Außendienstbetreuung systematisch zurückfahren, denn viele Verkaufsstellen sind inzwischen geschlossen."

Die Sache mit der Gesundheit

Schmuggel und gefälschte Zigaretten reduzieren den Absatz ebenso wie das gewandelte Gesundheitsbewusstsein. Durch schockierende und die Zigarettenschachtel dominierende Warnhinweise werden die Konsumenten stets daran erinnert, dass sie zu einer stigmatisierten Gruppe gehören, zu Menschen, die Raubbau an ihrer Gesundheit betreiben und dem Gesundheitswesen schaden könnten.

Deutlicher Rückgang

Frau raucht eine Zigarette
Immer weniger Deutsche rauchenBild: AP

Die Tabakunternehmen sehen sich mit schrumpfenden Absatzzahlen konfrontiert, wie eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums und der Universität Köln belegt. Demnach sank der Zigarettenkonsum zwischen 2002 und 2004 um zwölf Prozent von jährlich 168 Milliarden auf 148 Milliarden Zigaretten. Diese Entwicklung, so die Studie, sei einzigartig in der Geschichte der Bundesrepublik. Im letzten Geschäftsjahr gingen die Verkäufe um 16 Prozent zurück. Rauchen wird immer teurer und soll zudem mehr und mehr aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Der Widerstand gegen ein Rauchverbot in Deutschland ist allmählich auf dem Rückzug. Während im August 2003 noch 64 Prozent der Befragten gegen ein generelles Rauchverbot in Gaststätten waren, sprachen sich in diesem Jahr nur noch 51 Prozent dagegen aus.

Konzentration auf das Kerngeschäft

Höchste Zeit, sich nach anderen Geschäftsideen umzuschauen? Rainer Stubenvoll, Pressesprecher von British American Tobacco, sieht das anders. BAT beteiligte sich schon in den 1960er und 1970er Jahren in anderen Bereichen wie etwa in Versicherungen, im Kaufhaussektor, und in der Papierherstellung. Aber Stubenvoll sagt: "Wir sind ein Aktienunternehmen, und der Aktionär möchte nicht von uns die Mischung vorgegeben haben, sondern die ganz klare Ausrichtung von BAT auf das Tabakgeschäft." Wenn es rentabel bleibt, möchte man ergänzen.