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Britische Wirtschaft hält sich

27. Oktober 2016

Aufatmen in London: So schlimm sind die (wirtschaftlichen) Folgen der Brexit-Entscheidung gar nicht. Die britische Wirtschaft wuchs jedenfalls im vergangenen Quartal recht ordentlich.

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Brexit Symbolbild Fahne, Flagge
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

In den Monaten von Juli bis September legte das Bruttoinlandsprodukt in Großbritannien um 0,5 Prozent zu. Das Quartal folgte direkt auf die Brexit-Entscheidung, mit der die Briten den Ausstieg des Landes aus der Europäischen Union einleiteten.

Vor der Entscheidung am 23. Juni waren immer wieder Befürchtungen laut geworden, die britische Wirtschaft könnte nach einem Votum für den Brexit rasch in die Knie gehen. "Wir haben wenig Belege dafür, dass es einen deutlichen Effekt unmittelbar nach dem Votum gab", sagte nun der Chefvolkswirt des britischen Statistikamts Joe Grice.

Unternehmen und Verbraucher haben den ersten Schock nach der Brexit-Abstimmung tatsächlich recht gut verdaut: Die Wirtschaft wuchs im abgelaufenen Quartal zwar langsamer als im Frühjahr mit 0,7 Prozent. Ökonomen hatten aber nur mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Für Schwung sorgten allein die Dienstleister, während Industrie und Bau schwächelten.

Pfund auf Talfahrt

Nach diesen Zahlen rechnen Volkswirte damit, dass auch die britische Notenbank ihre Zinsen jetzt wohl nicht schon kommende Woche weiter senken dürfte, sondern erst Anfang 2017. Im August hatte die Bank of England (BoE) ihre Geldpolitik bereits gelockert, um der Wirtschaft über die ersten Turbulenzen hinwegzuhelfen. Die Entscheidung für den Brexit-Votum hatte das britische Pfund massiv auf Talfahrt geschickt.

Britisches Pfund
Das britische Pfund im TiefBild: Bilderbox

Im nächsten Jahr droht der Konjunktur aber neues Ungemach. Neue Unsicherheit könnte nämlich aufkommen, wenn Großbritannien und die EU dann über ihre künftigen Beziehungen offiziell verhandeln. Ökonomen gehen davon aus, dass die Konjunktur in den nächsten Quartalen weiter an Schwung verliert. "Wir erwarten, dass sich das Wirtschaftswachstum nach 1,9 Prozent in diesem Jahr dann 2017 mehr als halbiert auf 0,7 Prozent und damit auf den schwächsten Wert seit 2009", sagte etwa Allianz-Analystin Katharina Utermöhl.

Sie rechnet damit, dass Firmen ihre Investitionen und Neueinstellungen deutlich zurückfahren. So könnte ein sogenannter harter Brexit, durch den Großbritannien den einfachen Zugang zum EU-Markt weitgehend verlieren würde, zu einer Flucht von Banken aus der Finanzmetropole London führen. Exportorientierte Unternehmen konnten allerdings schon jetzt vom Referendum profitieren. So steigerte der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline dank des Pfund-Verfalls seinen Gewinn stärker als erwartet.

ar/ul (rtr, dpa)