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Die CDU jubelt - und feiert

Kay-Alexander Scholz22. September 2013

Euphorie bei der CDU: Angela Merkel kann davon ausgehen, dass sie zum dritten Mal in Folge Regierungschefin wird. Aus der CDU-Zentrale berichtet Kay-Alexander Scholz.

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BERLIN, GERMANY - SEPTEMBER 22: Supporters of the German Christian Democrats (CDU) react to initial results that give the CDU 42% of the vote in German federal elections on September 22, 2013 in Berlin, Germany. Germany is holding federal elections that will determine whether Chancellor Angela Merkel, who is also chairwoman of the CDU, will remain chancellor for a third term. Though the CDU has a strong lead over the opposition, speculations run wide as to what coalition will be viable in coming weeks to create a new government. (Photo by Clemens Bilan/Getty Images)
Bild: Clemens Bilan/Getty Images

CDU Jubel

18:40 Uhr: Plötzlich wurden alle unruhig im Konrad-Adenauer-Haus. Die Kanzlerin komme gleich, hieß es. Viele fingen an zu drängeln, um einen freien Blick auf Angela Merkel zu haben. Dann gab es die ersten "Angie-Angie"-Rufe. Die Kanzlerin - in einem stahlblauen Blazer und mit einer schwarzen Hose - betrat die Bühne, der Jubel wurde ohrenbetäubend laut. Im Publikum waren auch zahlreiche Minister aus Merkels Kabinett und einige Prominente.

Merkel sah glücklich aus. Doch eine echte Siegerpose nahm sie nicht ein. Sie winkte kurz dem Publikum zu, so wie sie es im Wahlkampf dutzendfach gemacht hat. Die CDU ist mit 41,5 Prozent absoluter Wahlsieger dieser Bundestagswahl. Merkel fand das "super". "Wir können uns alle freuen", rief sie den CDU-Mitgliedern zu. Das Wahlergebnis habe gezeigt, dass die "CDU eine wahre Volkspartei ist".

German Chancellor and leader of Christian Democratic Union (CDU) Angela Merkel is congratualted by German Labour Minister Ursula von der Leyen (L) after first exit polls in the German general election (Bundestagswahl) at the CDU party headquarters in Berlin September 22, 2013. Merkel's conservatives won the most votes in a German election on Sunday, putting her on track for a third term, but it was unclear whether she would be able to preserve her centre-right coalition or be forced to work with her leftist rivals, an exit poll showed. REUTERS/Fabrizio Bensch (GERMANY - Tags: POLITICS ELECTIONS TPX IMAGES OF THE DAY)
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen gratuliert Angela MerkelBild: Reuters

Noch keine Koalitionsaussage

Mehr als acht Prozentpunkte hat die CDU im Vergleich zu 2009 hinzugewonnen. Doch wie eine Regierung aussehen könnte, ist noch völlig offen. Die Liberalen, der bisherige Regierungspartner der CDU, werden es nicht mehr in den Bundestag schaffen.

Angela Merkel versprach, verantwortungsvoll mit dem Wahlergebnis umgehen zu wollen. Sie kündigte an, das endgültige Ergebnis abwarten zu wollen. Dieses solle am Montag in der CDU besprochen werden. "Aber feiern dürfen wir heute schon!", ruft die Kanzlerin.

Die Party läuft

CDU Jubel

Je länger Merkel redete, um so mehr glänzten ihre Augen. Der gesamte Wahlkampf war auf ihre Person zugeschnitten. Entsprechend persönlich nimmt sie auch das Ergebnis. Hätte die CDU verloren, dann wäre es auch eine Abstimmung gegen ihre Politik gewesen. Nun hat sie einen Sieg zu verantworten, den selbst Umfragen in dem Maße nicht vorhergesehen haben.

Merkel dankte auch ihrem Mann, Joachim Sauer. Er stehe an ihrer Seite, auch jetzt am Rand der Bühne, die er jedoch nicht betrat. Dort stand allein die Spitze der CDU und Gerda Hasselfeldt von der CSU.

Braucht die CDU einen Partner?

Nachdem der erste Jubel verflogen und viele Sektgläser getrunken waren, begann recht schnell die Diskussion um die Zukunft. Was tun, wenn die CDU tatsächlich eine - wenn auch knappe - absolute Mehrheit bekommt? Braucht die Partei dann noch einen Koalitionspartner, um mit belastbaren Mehrheiten regieren zu können? Die Meinungen darüber gehen auseinander. EU-Kommissar Günther Oettinger sagte: "Eine Mehrheit ist eine Mehrheit". Andere zeigten sich skeptischer. Denn in der Länderkammer, im Bundesrat, hat die CDU keine Mehrheit und müsste also mit einer Blockade ihrer Politik durch die SPD und Grün-geführten Landesregierungen rechnen. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe erklärte, seine Partei werde eine verantwortungsvolle Politik machen, egal mit welchen Mehrheiten.

Führende CDU-Politiker im Konrad-Adenauer-Haus betonten, dass der Sieg der Union auch ein Sieg Merkels sei. "Die Bürger haben Vertrauen in Angela Merkel, weil sie vertrauenswürdig ist", sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Das Ergebnis zeige, dass Merkels Politik, auf die Stimmen der Bevölkerung zu hören, richtig sei, bekräftigte Gröhe. Die Menschen würden ihr "unprätentiöses Auftreten" gutheißen.

Der Party-Höhepunkt

Es dauerte nicht lange und es hieß wieder Angie-Alarm im Konrad-Adenauer-Haus. Das heißt, Plätze sichern, Kamera zücken und warten. In nur wenigen Minuten käme Merkel aus dem TV-Studio zurück, sagte die Sängerin der Band, die nun auf der Bühne stand. Da Saxophon stimmte "Celebration" von "Kool&TheGang" an und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen wippte etwas außerhalb des Taktes mit den Füßen dazu.

Dann kamen Merkel und die CDU-Führung auf die Bühne. Die Kanzlerin klatschte zur Musik, aber nicht zu übermütig, immer kontrolliert. Nur CDU-Fraktionschef Volker Kauder ließ es richtig krachen. Er griff zum Mikrofon und sang mit beim Lied "An Tagen wie diesen". Dann noch mal Applaus, als das Ur-Gestein der CDU, Heiner Geißler, die Bühne betrat. Die Musik spielte weiter. Merkel wippt jetzt auch mit dem Fuß. Als jemand mit der Deutschlandfahne wedeln möchte, greift sie beherzt ein und schüttelt mit dem Kopf. Dann ist die Musik aus und nochmal Merkel: Heute könne gefeiert werden, morgen müsse wieder gearbeitet werden. Das Publikum ruft "Übermorgen, übermorgen" und bittet um Aufschub für Merkels Pflichtappell. Okay, sagt die Chefin, nur alle, die auf der Bühne seien, also die CDU-Führung, müsse morgen wieder ran. Für das Publikum gelte das nicht. Sie danke für das Vertrauen, aber es warteten gewaltige Aufgaben. Typisch Merkel …

Bei dem TV-Auftritt zuvor hat sie klar gemacht, sie werde bis zum Ende der Legislatur, also bis 2017, weiterregieren. Anderslautenden Gerüchten müsse sie deutlich widersprechen. Mal sehen, was der Montag bringt.