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Die Eisenzungen

Konstantin Klein22. August 2002

Nicht, dass es in der US-Regierung keine Befürworter für einen Militärschlag der USA gegen den Irak gäbe. Aber es sind die US-Medien, die am lautesten vom Krieg reden. DW-TV-Korrespondent Konstantin Klein.

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"Ich bin ein geduldiger Mann. Das bedeutet, daß ich Geduld habe," erklärte der amerikanische Präsident der versammelten Presse diese Woche auf seiner Ranch in Texas, und er meinte damit, dass er es mit einem Krieg gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein so eilig auch wieder nicht habe.

Ja, sieht der Mann denn keine Fernsehnachrichten?

Von den großen Fernseh-Networks bis zum Kabelsender – nirgendwo entgeht der unschuldige Zuschauer den Berichten von Vorbereitungsmanövern der Iraker wie der Amerikaner, von gespenstischen Interviews, die der Diktator britischen Journalisten gibt, von wirklichen oder auch nur mutmaßlichen Terrorplänen der el Kaida, von den Sicherheitsvorkehrungen, die Amerika vor dem Terror schützen sollen und doch nicht rechtzeitig umgesetzt werden sollen.

Die Führungsrolle hat derzeit einer der weniger konservativen Nachrichten-Kabelkanäle übernommen. Seit Tagen berichtet CNN-Korrespondent Nic Robertson von einem Video, dass Mitglieder der el Kaida unter anderem beim Mischen von Giftgasen und beim Bombenbasteln zeigt. Jeden Tag gibt es – schwer mit reißerischen Trailern angekündigt – neue Schnipsel aus dem Video zu sehen, garniert mit den ernsten Gesichtern der allgegenwärtigen Experten, die dem Zuschauer erklären, was so bedeutend oder überraschend daran ist, dass Osama bin Laden sich mit schwer bewaffneten Leibwächtern umgibt oder umgeben hat.

Download gegen harte Dollars

Mit empört zitternder Stimme kündigen die Moderatoren Aufnahmen vom Gastod eines jungen Hundes an, während – ganz ohne Empörung – der Webmaster des Senders den Download des Hundevideos gegen harte Dollars anbietet.

Natürlich gibt es solche Sender und solche. Natürlich ist es bei Fox, einem Sender des Australo-Amerikaners Rupert Murdoch, Pflicht, alles Nicht-Amerikanische grundsätzlich für verdächtig und, ja, unamerikanisch zu halten.

Inzwischen sind es aber auch die Reporter der gemäßigt liberalen großen Sender, die zwar kurz den geduldigen Präsidenten von seiner Ferienranch zitieren, dann aber erheblich länger auf seinen Verteidigungsminister eingehen, als hätte er mehr zu sagen als sein Chef. Und Senatoren und Abgeordnete, die sich kritisch zu angeblichen oder wirklichen Kriegsplänen äußern, müssen sich gefallen lassen, dass ihre Kritik genauer überprüft wird als das Objekt dieser Kritik.

"Sie sorgen für die Bilder, ich für den Krieg"

Die US-Sender haben ihre Gründe für diese Berichterstattung. Auch wenn in Umfragen die Zustimmung der Amerikaner zu einem Angriff auf den Irak sinkt, halten immer noch 60 Prozent Saddam Hussein für einen Mann, ohne den die Welt ein besserer Ort wäre. Und patriotische Töne wirken auch fast ein Jahr nach den Septemberanschlägen noch wie Balsam auf die wunde Nationalseele.

"Sie sorgen für die Bilder, ich sorge für den Krieg" soll der amerikanische Zeitungskönig William Randolph Hearst 1897 einem seiner Fotografen gekabelt haben, als der berichtete, es gäbe gar keinen Krieg zwischen Spanien und Kuba. Hearsts Nachfolger der Jetztzeit tun das ihrige dazu, dass sich ein solcher Zustand nicht wiederholt.