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Die Experimentalkünstlerin

15. Juni 2010

Es ist immer schwer, Kunst zu definieren. Noch schwieriger fällt es zu beschreiben, welche Art von Kunst die Berlinerin Nina Rhode macht: Ihre Kunst ist das Experiment.

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Nina Rhode (Foto: DW)
Nina Rhode

Wenn man Nina Rhode fragt, was für eine Art von Kunst sie genau mache, dann kriegt man folgendes zu hören: "Ich würde sagen: Ich mache multimediale Experimente."

Kater Edding (Foto: DW)
Kater Edding spielt VersteckBild: DW

Was sie damit meint, sieht man mitten in ihrem Wohnzimmer. Dort hängt eine große schwarze Scheibe an der Wand. Auf dieser Scheibe wiederum sind drei weitere, kleinere Scheiben montiert. Alle Scheiben drehen sich, angetrieben von einem kleinen Motor. Durch das Ineinander-Greifen und Einander-Überlappen der bunten Scheiben entstehen immer wieder neue Farbspiele - chaotisch und harmonisch zugleich. Das meint Nina mit Experiment: "Ich mag es, wenn Dinge nicht perfekt laufen, weil dann die Möglichkeit für einen Zufall vorhanden ist. Diese Scheiben drehen sich nicht perfekt. Dadurch gibt es spannende Irritationen. Ich will eigentlich immer die Möglichkeit für Chaos offen lassen, weil ich Chaos interessanter finde als Perfektion oder Ordnung."

Edding der Kater

Ordnung und Chaos - dieser Gegensatz passt zu Nina Rhode und ihrem Leben. Ihr Alltag hat keine Ordnung - zumindest keine erkennbare. Das einzige, was ihrem Tag ein bisschen Routine gibt, ist ihr Kater Edding: "Er weckt mich jeden morgen auf, indem er sich bei mir auf die Brust setzt und mich solange anguckt, bis ich die Augen aufmache. Dann stehe ich auf und mache ihm etwas zu essen und mir einen Kaffee."

Drehende Scheiben (Foto: DW)
Drehende ScheibenBild: DW

War es Zufall oder Vorsehung, der Edding in Ninas Leben brachte? Man weiß es nicht. Als sie vor ein paar Jahren in die riesige, unrenovierte Altbau-Wohnung einzog, die ihr gleichzeitig als Atelier dient, gab es ein Problem: Ratten. Nina erkundigte sich, wie man Ratten am besten beseitigt und fand einen Kater namens "Henning". Sie benannte ihn sofort um in "Edding“, der den Auftrag gerne übernahm. Allzu gerne, wie sich bald herausstellte. Nachdem alle Ratten beseitigt waren, fing Edding an, Mäuse aus der Gegend in die Wohnung zu holen, um mit ihnen zu spielen (bisweilen auch zu quälen) und zu verzehren. "Tja, statt Ratten hatte ich dann zerfetzte Mäuse“, sagt sie nachsichtig lächelnd.

Ein Leben für die Kunst

Zurzeit stellt Nina ihre neuen Werke in einer Berliner Galerie aus. Sie lebt seit ihrem Studium in der Hauptstadt. Sie hofft, dass die Leute, die ihre Arbeiten betrachten, Spaß an den Werken haben. Ihrer Meinung nach ist das die Hauptsache. Natürlich will sie auch, dass die Werke verkauft werden, schließlich lebt sie von ihrer Kunst. Ab und an führt sie auch Auftragsarbeiten aus. Und sie betreibt eine kleine Bar. Es ist manchmal schwer, ohne regelmäßiges Einkommen zu leben, sagt sie. Über die Prioritäten in ihrem Leben sagt sie: "Wenn es darauf ankommt, nehme ich lieber eine Tube Farbe als einen vollen Bauch."

Was sie zum Leben braucht? Ihr Atelier, die Bildhauerwerkstatt nebenan und reichlich Material für ihre Experimente. Nina Rhode hat keine hohen Ansprüche. Alles was sie will ist: offen sein für neue Ideen und für ihre Kunst leben.

Autor: Gabriel Borrud
Redaktion: Birgit Görtz