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Die Hand Gottes

25. Mai 2010

Jahrelang beherrschte Diego Armando Maradona nicht nur die Fußballplätze der Welt, sondern auch die Schlagzeilen der Boulevardblätter. Nun nimmt er als Nationaltrainer Argentiniens an der WM in Südafrika teil.

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Diego Maradona lacht bei Pressekonferenz (Foto: dpa)
Fußballstar, Halbgott, Kultfigur - Diego MaradonaBild: picture alliance/dpa

Es gibt wohl nichts in seinem Leben, das Diego Maradona nicht exzessiv gemacht hat. Übergewicht, Drogensucht, immer wieder Entziehungskuren und natürlich der Fußball. Maradonas Stern geht 1986 bei der Weltmeisterschaft in Mexiko auf. Mit 3:2 siegen die Argentinier im Finale gegen Deutschland, schon zuvor, im Halbfinale gegen England macht Maradona sich mit zwei unglaublichen Toren – einem Alleingang über 60 Meter und einem Treffer mit der Hand – unsterblich.

Maradona erzielt Handtor gegen England (Foto: dpa)
Maradonas größtes Spiel - die "Hand Gottes" ging in die Fußballgeschichte einBild: picture-alliance/Sven Simon

"Es war nicht meine Hand", sagt er nach dem Spiel. "Es war die Hand Gottes." Der Begriff geht in die Fußballgeschichte ein. Maradona wird zum Helden der Nation. Seine Vereinsmannschaft ist damals der SSC Neapel. Hier feiert Maradona abseits des Nationalteams seine größten Erfolge, unter anderem den Gewinn des UEFA-Pokals 1989 gegen den VfB Stuttgart. In der Nationalelf bleibt die WM 1986 sein größter Erfolg. 1990 unterliegt Argentinien den Deutschen.

Absturz in Raten

Zwei Jahre später wird Maradona, dessen Drogensucht in Neapel ein offenes Geheimnis war, beim SSC Neapel entlassen. Eine Dopingprobe hatte einen positiven Kokainbefund geliefert. Maradona flieht nach Argentinien, wo er wenig später wegen Drogenkonsums verhaftet und zu 14 Monaten auf Bewährung verurteilt wird.

1994 folgt ein weiterer Tiefpunkt. Nach dem ersten WM-Gruppenspiel gegen Griechenland wird er erneut positiv auf Doping getestet. Maradona wird vom Turnier ausgeschlossen, seine Laufbahn in der Nationalmannschaft ist vorbei. Alle rechneten nun damit, dass der 33-Jährige die Fußballschuhe ganz an den Nagel hängen würde, doch erst 1997 beendet er im Alter von 36 Jahren auch seine Vereinskarriere – damals bei Boca Juniors Buenos Aires, dem Club seines Herzens.

Sehr dicker Diego Maradona (Foto: dpa)
Die "Wampe Gottes"Bild: picture alliance/dpa

Doch das Leben ohne Fußball will Maradona nicht recht gelingen. Es folgen weitere Abstürze mit Drogen, Übergewicht und Herzinfarkten. Zwischenzeitlich wiegt Maradona mehr als 130 Kilogramm, bei gerade mal 1,67 Meter Körpergröße. Ärzte und Vertraute warnen, er müsse seinen Lebenswandel grundlegend ändern, wolle er sich nicht zu Grunde richten. Maradona hört auf die Ärzte, lässt sich auf Kuba den Magen verkleinern und nimmt 50 Kilogramm ab. Auf der Karibikinsel schließt er auch Freundschaft mit Fidel Castro, außerdem gehört der venezuelanische Präsident Hugo Chavez zu Maradonas Vertrauten.

Kultfigur auf Argentiniens Bank

Für seine Fans aber bleibt Maradona eine Kultfigur, manchmal mit etwas seltsamen Auswüchsen wie der neureligiösen Bewegung "Iglesia Maradoniana". Im Jahr 2000 gewinnt er die FIFA-Abstimmung zum "Fußballer des Jahrhunderts". Regelmäßig tritt er im Fernsehen auf und moderiert sogar seine eigene Talkshow "Die Nacht der 10".

Maradona macht Hechtsprung auf den nassen Rasen (Foto: dpa)
Maradona bejubelt Sieg in der WM-QualifikationBild: picture alliance/dpa

Im Oktober 2008 übernimmt Maradona das Amt des argentinischen Nationaltrainers. Eine Entscheidung, die zahlreiche Kritiker auf den Plan ruft. Wie soll ein Mann, der als Spieler alle Regeln stets gebrochen hat, mit Disziplin eine Mannschaft führen? Die erste Hürde WM-Qualifikation hat Maradona mit seinem Team gerade so geschafft. Nun muss er in Südafrika beweisen, dass auch ein großer Trainer in ihm steckt. Zu den engsten Anwärtern auf den Titel zählen die Argentinier diesmal nicht. Das sieht sogar Maradona selbst ein: "Wir sind keine Favoriten", sagt er. Allerdings: "Wir sind guter Hoffnung, dass wir den Bann nach 24 Jahren brechen und den WM-Pokal wieder nach Argentinien holen können."

Autor: Andreas Ziemons
Redaktion: Wolfgang van Kann