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Suat Serdar lässt den FC Schalke hoffen

17. Januar 2020

Zum Bundesliga-Rückrundenstart führt Suat Serdar den FC Schalke 04 zum Sieg gegen Borussia Mönchengladbach. Der Deutsch-Türke zeigt dabei, wie wichtig er bereits für S04 ist - und schickt auch ein Signal an Joachim Löw.

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Fußball Bundesliga FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach
Bild: Getty Images/Bongarts/D. Mouhtaropoulos

Suat Serdar ließ sich nichts anmerken. Mit ausdrucksloser Miene trabte er vom Spielfeld. Ein kurzer Gruß ans Publikum und der Arbeitstag für den Schalker Mittelfeldstrategen war Geschichte. Wieder zeigte er ein starkes Spiel, führte den FC Schalke 04 beim Rückrundenauftakt gegen Borussia Mönchengladbach auf die Siegerstraße und wirkte doch emotionslos bei seiner Auswechslung in der 75. Minute. Während das Schalker Publikum ihn mit Sprechchören feierte, blieb Serdar betont unaufgeregt.

Sein gepflegtes Understatement ist ein schöner Kontrast zu seiner Spielweise: Auffällig, kämpferisch und stets mit Drang ins Zentrum des Spiels - Suat Serdar ist mit seinen 22 Jahren bereits zu einem echten Lenker des Schalker Spiels geworden. Das zeigte er auch beim Bundesliga-Rückrundenstart zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach, den die Elf aus dem Ruhrpott verdient mit 2:0 (0:0) für sich entschied.

Im Zentrum des Schalker Spiels

Serdar war fast immer anspielbar, trieb seine Kollegen nach vorne und war bereits in der ersten Halbzeit einer der besten Spieler auf dem Platz. Sein ganzes Können zeigte er aber nach der Pause. Serdar profitierte kurz nach dem Wiederanpfiff von der Arbeit seines neuen Teamkollegen Michael Gregoritsch: Der gerade vom FC Augsburg zu den Schalkern gewechselte Österreicher zog Aufmerksamkeit und Gegner mit einem Dribbling auf der linken Seite auf sich. Suat Serdar nutzte den entstandenen Raum im Zentrum, wurde von Gregoritsch angespielt und stürmte nach vorn. Der Deutsch-Türke konnte unbehelligt die Distanz zum Tor verkürzen, sich die Ecke ausgucken und den Ball platziert neben den langen Pfosten zirkeln – die Führung für Schalke (48.), wieder einmal durch Suat Serdar. Mit seinen nun sieben Saisontreffern brachte er sein Team jedes Mal in Führung, was seine Bedeutung für das Spiel von Königsblau unterstreicht.

Deutschland Bundesliga FC Schalke 04 - FSV Mainz 04
Schalke ist wieder auf dem Weg zu einer Spitzenmannschaft - auch dank Suat Serdar (2.v.r.)Bild: Getty Images/Bongarts/C. Kaspar-Bartke

Und als Breel Embolo kurz darauf den Ball leichtfertig am Schalker Strafraum vertändelte, war erneut Serdar der Dreh- und Angelpunkt des Schalker Konters. Sein Steilpass auf Benito Raman war die Vorraussetzung für dessen Kurzpass auf den mitgelaufenen Michael Gregoritsch, der zum 2:0 traf (58.). Die Vorentscheidung gegen auffallend passive Gladbacher. Und für Schalke der perfekte Start in eine Rückrunde, die Königsblau mindestens bis in die Europapokalplätze führen soll.

Türkei oder Deutschland – Serdar fiel die Entscheidung leicht

Garant dafür könnte Suat Serdar werden. In seiner zweiten Saison auf Schalke ist er zum Führungsspieler gereift, nutzt die Lücke, die der Weggang von erfahrenen Spielern hinterlassen hat und übernimmt gerne Verantwortung. "Das macht mich dann auch stolz, dass es bereits in der zweiten Saison so schnell ging", sagte Serdar kürzlich im "Sky"-Interview und ergänzt: "Ich würde damit nicht nach außen angeben, aber im Spiel merkt man, wenn es mal nicht läuft, dass ich mit ein paar Zweikämpfen oder Aktionen der Mannschaft helfen kann." So klingt jemand, der weiß, was er kann und will.

Fußball U21 Länderspiel Niederlande - Detuschland
Durchlief alle Nachwuchsmannschaften des DFB: Suat Serdar entschied sich für DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/S. Stein

Das war auch in einem anderen wichtigen Moment seiner Karriere so. Irgendwann musste sich Suat Serdar entscheiden: für die Wurzeln oder für die Heimat. Wie so viele Fußballtalente mit Migrationshintergrund hatte auch er die Qual der Wahl: Türkei oder Deutschland? Für welche Nationalmannschaft sollte er sich entscheiden? Lange buhlte der türkische Verband um seine Gunst, doch für den in Bingen am Rhein geborenen Sohn türkischer Einwanderer war der Fall klar: Deutschland. Mit 13 Jahren spielte er erstmals für eine deutsche Auswahl. Er durchlief alle Jugendmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und wurde im vergangenen Sommer mit der U21 Vize-Europameister. Im Oktober 2019 ging er den nächsten, entscheidenden Schritt: Er nahm den Ruf von Bundestrainer Joachim Löw an und debütierte in der Nationalelf. Während der Nationaltrainer der Türkei, Senol Günes, seine Enttäuschung darüber verkündete, war Serdar mit seiner Entscheidung überglücklich. "Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Es ist etwas ganz Besonderes, für die A-Nationalmannschaft aufzulaufen."

Nach bislang drei Länderspielen und seinen anhaltend starken Leistungen in der Bundesliga ist nun auch die Europameisterschaft im Sommer ein Thema. Serdar kann sich Hoffnungen auf einen Platz im Kader machen, denn Löw wird genau beobachten, welcher Spieler mit ansteigender Formkurve ins EM-Jahr startet. Sein erstes großes Turnier? Eine Perspektive, die ihn reizt – aber nicht aus der Ruhe bringt. "Das wäre schön, aber ich mache mir da keinen Druck", ist alles, was er zur EM sagen möchte. Auch hier bleibt er sich treu.