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Die Kirch-Krise - Eine Chronik

8. April 2002

Die Kirch-Krise beschäftigt seit Jahresbeginn die Finanzwelt, die Anteilseigner und die Presse. Die wichtigsten Ereignisse der jüngsten Zeit im Rückblick.

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Filmlager bei Leo Kirch: bald mit neuem EigentümerBild: AP

17. Dezember 2001 - Die bayerische Landesregierung gibt bekannt, dass sie trotz der jüngsten Spekulation um eine finanzielle Schieflage der Kirch-Gruppe weiter zu den Landesbank-Krediten für das Medienunternehmen steht.


20. Januar 2002 - Der Mediengigant Rupert Murdoch schließt in der "Welt am Sonntag" eine völlige Übernahme des Bezahlsenders Premiere, an dem er schon beteiligt ist, nicht aus.


30. Januar - Zwischen der Kirch-Gruppe und dem Axel-Springer-Verlag bricht ein offener Streit um die Rückgabe der
Springer-Anteile an ProSiebenSat.1 aus. Kirch kündigt rechtliche Schritte gegen Springer an, nachdem das Verlagshaus eine Verkaufsoption für die 11,5-prozentige Beteiligung geltend gemacht hatte.


2. Februar - Der "Spiegel" zitiert aus einem Brief des
Vizepräsidenten von Murdochs Firma News Corp, Arthur Siskind, an Kirch-Geschäftsführer Dieter Hahn, News Corp wäre sehr besorgt, wenn Kirch ausgewählten Gläubigern oder Aktionären finanzielle Vorzüge gewährte, "ohne News Corp vergleichbare Rechte einzuräumen".


5. Februar - Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer äußert sich kritisch über Kirchs Kreditwürdigkeit. Dass Breuer öffentlich über die Kreditwürdigkeit eines Kunden spricht, wird in der Finanzwelt mit Missfallen aufgenommen. Zugleich steigt der Druck auf Kirch.

6. Februar - ProSiebenSat.1 berichtet einen Umsatzrückgang auf 2,015 Milliarden Euro und einen auf 106 Millionen Euro halbierten Gewinn vor Steuern.


7. Februar - Die Bayerische Landesbank warnt die Deutsche Bank vor einem Alleingang im Fall Kirch.

8. Februar - Murdoch kündigt seinen Ausstieg bei Premiere an.

12. Februar - Die HypoVereinsbank bietet Branchenkreisen zufolge für Kirchs Anteil an Springer etwa 1,1 Milliarden Euro.


13. Februar - Ein Kirch-Sprecher bestätigt Gespräche mit
Berlusconis Mediaset über den Verkauf von Anteilen am spanischen TV-Sender Telecinco. Unterdessen sichert Rewe-Chef Hans Reischl, dessen Unternehmen rund sechs Prozent an Kirch Media hält, Kirch seine Unterstützung zu.


16. Februar - Die Kirch-Gruppe bestätigt, dass ein
Dresdner-Bank-Kredit über rund 461 Millionen Euro weiter verlängert wurde.


22. Februar - Die KirchMedia AG verschiebt ihre lang geplante Fusion mit ProSiebenSat.1 zu einem der größten europäischen Medienkonzerne auf unbestimmte Zeit.

25. Februar - Die Kirch-Gruppe verpflichtet den Wirtschaftsanwalt Wolfgang van Betteray, den Juristen Klaus Hubert Görg sowie den Unternehmensberater Hans-Joachim Ziems. Der neue Premiere-World-Chef, Georg Kofler, kündigt einen harten Sanierungskurs für den verlustträchtigen Abo-Fernsehkanal an.

11. März - Gläubigerbanken und Kirch-Gruppe beraten die Finanzlage des Konzerns.

20. März - Der Aufsichtsrat von Premiere beschließt massiven Stellenabbau und billigere Abos.

23. März - Die Kirch-Gläubigerbanken wollen dem Konzern mit einer kräftigen Finanzspritze helfen. In Bankenkreisen ist von rund 800 Millionen Euro die Rede.

29. März - Die Verhandlungen über die Rettung der Kirch-Gruppe werden ergebnislos vertagt. Nach Angaben aus Finanzkreisen konnten sich Gläubigerbanken und Investoren nicht auf einen notwendigen Überbrückungskredit einigen.

4. April - Die Chancen auf eine Rettung des Medienkonzerns schwinden weiter. Falls die Gespräche mit Banken und Gesellschaftern endgültig scheitern, will Kirch ein Insolvenzverfahren beantragen, hieß es aus Unternehmenskreisen.

8. April - Die Kirch-Gruppe hat beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag eingereicht. Wie die Behörde mitteilte, bezieht sich der Antrag auf den Unternehmensbereich KirchMedia, dem Kernstück der Firma. Die Gläubigerbanken wollen offenbar im Zuge des Insolvenzverfahrens eine Auffanggesellschaft gründen und das Unternehmen mit insgesamt fast 10.000 Beschäftigten zumindest in Teilen weiterführen.