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"Die Klimarevolution beginnt"

7. Dezember 2011

Da die Fortschritte bei den Verhandlungen zu gering ausfallen, probiert es die UN mit einem neuen Konzept. Die entscheidenden Impulse sollen nun von unten kommen, ist auf der Klimakonferenz in Durban zu erfahren.

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Ban auf Videoleinwand in Durban (Foto: dw)
Ban mahnt: "Wir werden alle Verlierer sein"Bild: DW

Schon einmal hat Nicholas Stern, der ehemalige Chefökonom der Weltbank, den Klimaprozess entscheidend nach vorne gebracht. 2006 veröffentlichte er den berühmt gewordenen "Stern Report", in dem er deutlich machte, dass die ökonomischen Kosten des Klimawandels weit höher sein werden, als die Kosten für Klimaschutz. Sein Report war einer der Gründe, die zum Erfolg bei der Klimakonferenz in Bali 2007 führten. Seitdem stagnieren die Verhandlungen.

Porträt (Foto: AP)
Der Antreiber: Lord Nicholas SternBild: AP

"Die Zahlen zum Klimawandel sind sehr deutlich", warnt Nicholas Stern jetzt in Durban. Schon jetzt gebe es nur eine 50:50 Chance, die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad Temperaturanstieg zu begrenzen. Klar sei: "Die dafür nötigen Emissions-Reduktionen müssen radikal sein", sagt Stern.

Die neue industrielle Revolution

Solaranlage in Indien (Foto: dw)
Hat die Revolution begonnen?Bild: DW-TV

Stern nennt die Zahlen: Die Emissionen müssen bis Mitte des Jahrhunderts von 50 Gigatonnen pro Jahr CO2-Äquivalent auf 20 Gigatonnen sinken. Gleichzeitig soll aber die Weltwirtschaft weiter wachsen, um die Armut zu verringern. Es braucht also enorme Effizienzsteigerungen - die Emissionen pro produziertem Gut müssen auf ein Siebtel oder ein Achtel sinken, betont Stern. "Das ist wirklich eine neue industrielle Revolution im Bereich Energie. Die gute Nachricht ist, dass sie beginnt - und zwar in den Entwicklungsländern."

An diesem Dienstag (06.12.2011) präsentierte die UN auf der Klimakonferenz in Durban Beispiele. "Momentum for Change", Schwung für den Wandel, nennt die UN diese Initiative. Vorgestellt wurden zehn Projekte: von Bustransportsystem im südbrasilianischen Curitiba, das Emissionen sparen hilft, über saubere Kochöfen in Kenia, die Entwaldung verringern, bis zur Installation von Solarpanelen in Indien, mit denen die Landbevölkerung Zugang zu sauberem Strom erhält.

Zuma lobt

Zuma spricht (Foto: dpa)
Lobt und baut Kohlekraftwerke: Jacob ZumaBild: picture-alliance/dpa

"Das sind die Projekte, mit denen Menschen Zugang zu Energie bekommen und mit denen gleichzeitig Energie gespart wird", lobt der südafrikanische Präsident Jacob Zuma. "Das ist eine Ausgewogenheit, an die wir uns gewöhnen müssen." Ausgerechnet Südafrika macht aber vor, wie es nicht geht. Derzeit wird mit dem Medupi-Projekt eines der größten Kohlekraftwerke der Welt gebaut. Mit seinen 4,8 Gigawatt Leistung dürfte es deutlich mehr Treibhausgase erzeugen, als die zehn vorgestellten Projekte zusammen einsparen. Zuma hat während der Klimakonferenz keinen Zweifel daran gelassen, dass seine Regierung weiter auf Kohle setzt, um mehr Menschen mit Strom zu versorgen.

Kein Wettrennen zwischen Klimaschutz und Entwicklung

Für Nicholas Stern sind der Kampf gegen den Klimawandel und der Kampf gegen die Armut untrennbar verwoben. "Es gibt kein Wettrennen zwischen Klimaschutz und Entwicklung. Wenn wir in einem Bereich scheitern, werden wir im anderen auch scheitern." Die neue industrielle Revolution fange erst an, meint Stern: "Die Herausforderung ist, schnell dazu zu kommen, dass diese Beispiele Normalität werden."

"Wenn wir scheitern, verlieren wir alle"

Die nationalen Politiker und Klima-Verhandler waren dieser Aufgabe in den vergangenen Jahren nicht gewachsen. Die Hoffnung der UN ist nun, dass die von ihr präsentierten Beispiele Dynamik entwickeln. Von unten nach oben - so soll der Klimawandel gestoppt werden. "Wenn wir diesen Schwung nicht mitnehmen, werden wir alle Verlierer sein", warnt UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon eindringlich. "Nicht nur wir, sondern alle folgenden Generationen werden Verlierer sein!"

Autor: Johannes Beck, zur Zeit Durban
Redaktion: Oliver Samson