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Die Korruption gedeiht in Deutschland

5. April 2017

Das Bild des ehrbaren Kaufmannes hat innerhalb der deutschen Wirtschaft deutliche Kratzer erlitten: 43 Prozent der deutschen Manager halten Bestechung und Korruption hierzulande mittlerweile für weit verbreitet.

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Symbolbild Korruption
Bild: imago/ITAR-TASS

Damit dreht sich die Stimmung: 2015 war die Wahrnehmung von Korruption rückläufig – 26 Prozent der Manager hielten sie damals für weit verbreitet nach 30 Prozent bei der Befragung im Jahr 2013. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), für die rund 4.100 Entscheidungsträger aus Unternehmen in 41 Ländern befragt wurden, davon 100 aus Deutschland.

Infografik Korruptionswahrnehmung in Deutschland

Für diese Stimmungsumkehr macht Stefan Heißner, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services bei EY, eine Reihe von Skandalen  wie Diesel-Affäre, Manipulation von Libor-Sätze und Preisabsprachen unter Konzernen verantwortlich. "Verheerend daran ist, dass solche Fälle die über Jahre gemachten deutlichen Fortschritte der deutschen Konzerne in Sachen Compliance in den Hintergrund rücken lassen."

Trotz dieser Steigerung kommt Korruption in Deutschland im Ländervergleich nur unterdurchschnittlich vor. Im Durchschnitt aller befragten Länder in Europa, Afrika, dem Nahen Osten und Indien gehen 51 Prozent der Manager davon aus, dass in ihrem Land Korruption und Bestechung weit verbreitet sind. Auf unrühmliche Spitzenwerte kommen die Ukraine (88 Prozent), Zypern (82 Prozent), Griechenland und die Slowakei (jeweils 81 Prozent). Am besten schneiden die skandinavischen  Länder und die Schweiz ab: So halten in Dänemark nur sechs Prozent der Manager  unlautere Geschäftspraktiken für verbreitet.

Was tut man nicht alles für die eigene Karriere

Deutsche Manager sind offenbar eher bereit für ihre eigene Karriere zu unlauteren Mitteln zu greifen, als zum vermeintlichen Wohl des Konzerns. So sagt fast ein Viertel (23 Prozent) von sich, dass sie für das eigene berufliche Fortkommen und eine höhere Bezahlung unethisch handeln würden. Das ist sogar über dem Durchschnitt von 21 Prozent insgesamt und deutlich über dem Durchschnitt in West-Europa von 14 Prozent. 

Ebenfalls deutlich überdurchschnittlich ist mit zehn Prozent der Anteil derjenigen, die sich vorstellen können, der Unternehmensführung Falschinformationen zu geben, um ihre eigene Karriere oder Bezahlung zu verbessern.

Geht es dagegen um das Unternehmen, halten sich deutsche Manager im internationalen Vergleich eher an die Regeln:  Nur vier Prozent würden absichtlich die  Finanzzahlen falsch darstellen, um Ziele zu erfüllen. Über alle untersuchten Länder hinweg hätten zehn Prozent der Befragten kein Problem damit, zu diesem Mittel zu greifen.

Melden oder schweigen?

Laut der Studie ist die Hälfte (52 Prozent) der Manager in Deutschland in ihrem Berufsleben bereits mit Verfehlungen konfrontiert worden. 14 Prozent sahen sich innerhalb des Unternehmens Druck ausgesetzt, diese Verfehlungen nicht zu melden.

Ein Faktor, der Manager in den Unternehmen zu unlauteren Mitteln greifen lassen könnte, ist die zunehmende Volatilität weltweit, die sich negativ auf die Geschäftsentwicklung auswirken kann. So sieht über die Hälfte der befragten Manager den Unternehmenserfolg durch verlangsamtes Wirtschaftswachstum bedroht. Hinzu kommt, dass offenbar nicht in jedem Land nach den gleichen ethischen Regeln gewirtschaftet wird.

"Volatilität ist die neue Normalität - rechtfertigt aber nicht den Einsatz unsauberer Methoden", sagt Heißner. Denn Verstöße würden geahndet und könnten für Unternehmen existenzbedrohend sein. "Im Graubereich zu wirtschaften kann keinen nachhaltigen Erfolg bringen, denn der Vertrauensverlust ist kaum wieder gutzumachen", so Stefan Heißner von EY.

zdh/ul (Quelle: Ernst & Young)