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The Crooked Fiddle Band

14. November 2011

Die Folkszene Australiens hat vieles zu bieten, von irischen Reels bis hin zu arabischen Tonleitern. All das verbindet die Crooked Fiddle Band mit einer guten Dosis Heavy Metal Power.

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CD-Cover Overgrown Tales (Quelle: http://crookedfiddleband.bandcamp.com/releases)
Die CD "Overgrown Tales"Bild: CD Baby.Com/Indys

In Australien ist praktisch jeder ein Einwanderer. Griechen, Iren, Libanesen: Sie alle brachten ihre Musik mit. Städte wie Sydney sind deshalb noch heute ideale Schmelztiegel, in denen alle nur erdenklichen Musikkulturen aufeinandertreffen. Die Crooked Fiddle Band ist Teil dieser multikulturellen Musikerszene. Beim Tanz- und Folkfestival Rudolstadt 2011 zeigten sie dem deutschen Publikum, wie moderner Folk aus Australien klingt.

Krumme Geigen und Rock'n Roll

Jess Randall spielt die Geige in der Crooked Fiddle Band. Locker gehen ihr die irischen Tänze von der Hand, derbe kratzt sie die Saiten im High Speed Balkan Folk Stil, augenzwinkernd weint ihr Instrument dem Tango hinterher. Von ihr stammt auch der Name der Band. Sie habe einmal einen "Crooked Fiddle Reel" geschrieben, erzählt sie, einen "Tanz für krumme Geige", der gab der Band den Namen und war dann auch gleich das musikalische Programm: Die Musiker greifen Traditionen auf, modernisieren sie und biegen sie nach dem persönlichen Geschmack der Bandmitglieder zurecht.

The Crooked Fiddle Band im Wald (Copyright: The Crooked Fiddle Band)
Naturverbundenheit sieht in Australien anders aus als hierzulande...Bild: The Crooked Fiddle Band

Drummer Joe Gould, Gitarrist Gordon Wallace, Bassist Mark Stevens und Geigerin Jess Randall machen seit fünf Jahren zusammen Musik. Sie spielten Balkanfolklore, keltische Tänze und amerikanischen Bluegrass, bevor sie entdeckten, dass sie die Liebe zu Heavy Metal und Hardrock verbindet. "Folk war früher schließlich auch eine ziemlich aufregende Sache", erklärt Bassist Mark Stevens. "Ob nun in den Gasthäusern oder auf den Märkten, die Spielleute machten energiegeladene Tanzmusik." Für die Crooked Fiddle Band entspricht das in etwa dem heutigen Heavy Metal Sound.

Kettensägen und Naturromantik

"Chain Saw Folk", Kettensägenfolk heißt das musikalische Ergebnis, schön zu hören im Song "Over hill and under hill", der sich von einem Irish Folk Tune langsam aber sicher in ein richtiges Heavy Metal Brett verwandelt. "Die Crooked Fiddle Band klingt so, als würde die brasilianische Band Sepultura in einem Paralleluniversum als Gipsy Band durch die Lande ziehen", formulierte es einmal ein Kritiker. Die Musik der Crooked Fiddle Band ist dementsprechend durchaus laut und schnell.

Virtuos jagt Jess Randall durch die Roma-Tonleitern, inbrünstig tritt Drummer Joe die Doppel-Bass drum. Für die Headbanger im Publikum gibt’s reichlich Metal Nahrung, und doch ist der Sound eigentlich komplett akustisch. Bewusst verzichten die vier Australier auf Effekte. Es gibt keine Verzerrer und keine elektrisch verstärkten Instrumente. Die Energie kommt allein aus der Musik. Das Publikum darf und muss tanzen springen und rempeln, aber auch hin und wieder träumen - wie beim Titel "What the thunder said", einem Song, in dem die Band ihre Liebe zur theatralischen, breit angelegten und filmartigen Klanglandschaft auslebt.
   
 Spaß für Opernbesucher und Hausbesetzer

The Crooked Fiddle Band The Crooked Fiddle Band im Wald (Copyright: The Crooked Fiddle Band)
Bild: The Crooked Fiddle Band

Bei aller Ernsthaftigkeit, mit der die vier Crooked Fiddlers zu Werke gehen: Wichtig ist für sie vor allem, sich selbst nicht zu ernst nehmen. Das hört man auch in ihrer Musik, in den ungewöhnlichen Stilkombinationen, in musikalischen Parodien oder humorvollen Zitaten. Das Publikum soll die Show einfach genießen und Spaß haben. Und Publikum hat die Crooked Fiddle Band reichlich gefunden, ob im ehrwürdigen Opernhaus von Sydney oder auf der Hausbesetzer Party.

Im vergangenen Sommer erschien "Overgrown Tales", das erste Album der Crooked Fiddle Band, und wurde von Presse und Publikum enthusiastisch gefeiert. Doch bekannt und berühmt ist die Truppe vor allem als Live Act. "Besonders mögen wir Folk-Festivals", meint Mark Stevens. "Die sind für uns immer wieder eine spezielle Erfahrung, da man hier mehrere Tage lang in eine Musikszene eintauchen kann." Und, lacht er, speziell in Rudolstadt sei es ihnen als Australier eine besondere Freude gewesen, zwischen so vielen, so alten Bauwerken aufzutreten. Das gäbe es schließlich in ihrer Heimat nicht.

Jess Randall mit ihrer krummen "Geige" (Bild: DW/Uli Anders)
Jess Randall mit ihrer krummen "Geige"Bild: Uli Anders

Autor: Matthias Klaus
Redaktion: Suzanne Cords