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Die Leiden der Mächtigen

Patrick Tippelt18. Dezember 2006

Da ist so einiges im argen im schönen Thailand. Von den ersten Putschgegnern, die den Mund aufzumachen wagen, bis zu bösen Ärzten und gefährlichen Krankenwagen kommt schon was zusammen, worum sich die Junta kümmern muss.

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In der Nacht vom 31. Oktober, in der sich ganz Bangkok einem Amerikanismus namens Halloween hingab, hat ein Taxifahrer seine Missbilligung des Putsches demonstriert. In krassester Form: Er erhängte sich. Just dieser Taxifahrer war schon einige Tage vorher mit seinem Auto in einen Panzer gefahren. Er gilt seitdem als der erste Selbstmörder aus politischen Gründen in Thailand.

Doch da war er noch so ziemlich der einzige Putschgegner. Zwar zweifelte auch die übrige Welt an den Ereignissen des 19. Septembers 2006, doch Thailand feierte den unrühmlichen Abgang eines politischen Dinosauriers. Einige Vorteile hatte der Putsch für die Thailänder ja doch.

Nun aber wandelt sich die Meinung langsam, dank vor allem des bis heute anhaltenden Kriegsrechts. So kam die Demonstration vergangene Woche auch nicht überraschend - bis zu 1000 Bürger protestierten gegen Menschenrechtsverletzungen der Junta. Überraschend war, dass die Putschisten diese einfach so billigten. Soldaten mit Gewehren bewaffnet standen bereit, doch blieben gelassen.

Riskante Zeiten?

Die Demonstranten behaupteten, die Bürger Thailands lebten derzeit in einer riskanten Zeit. Gemäßigt wird diese für das Königreich öfters geltende Aussage dadurch, dass die Mehrheit der Protestler Anhänger des abgesetzten Premiers Thaksin Shinawatra waren. Dennoch - die Putschisten sind gut darin, den Bürgern die Scheuklappen aufzusetzen. Pressefreiheiten werden weiterhin begrenzt - nun sollen durch ein Computerkriminalitätsgesetz Online-Medien zensiert werden.

Auch wenn alles schwammig ist in diesen Zeiten: Irgendwo haben die Putschgegner Recht. Auf einigen Feldern hat sich die menschenrechtliche Situation gebessert - so zum Beispiel im umkämpften Süden des Landes, wo Gegners des Thaksin-Regimes unter weniger Repressalien leiden.

Wozu Grundrechte?

Doch viele Bevölkerungsgruppen – darunter HIV-Positive, Frauen und Naturschützer – haben nichts vom Umsturz. Jetzt soll es auch den Ärmeren schlechter gehen. So beschloss das Nationale Medizinergremium, dass die Herren Doktoren Patienten abweisen dürfen, die sie nicht als Notfälle betrachten. Viele Thais sehen darin einen klaren Verstoß gegen Menschenrechte, gegen das Recht auf medizinische Versorgung.

In letzter Zeit hatten einige Opfer von medizinischen Kunstfehlern Rechtsklagen gegen Ärzte und Krankenhäuser gewonnen. Den Schritt des Gremiums sehen Verbrauchergruppen als einen Versuch der Mediziner, sich vor etwaigen Klagen zu schützen.

Die Gefahr der Ambulanz

Und vielleicht täten sie auch gut daran. Immerhin ergab vergangene Woche eine Untersuchung von Krankenwagen, dass es in ganz Thailand gefährlich sein kann, mit Blaulicht ins Krankenhaus gebracht zu werden. Da kollabierte eine Trage unter mäßigem Gewicht, Rollstühlen fehlten Fußstützen, Halskrausen waren von minderwertiger Qualität.

Thailand war eines des Länder, die am 13. Dezember die UNO-Konvention zum Schutz Behinderter unterzeichnete. Man sollte nun nicht so gemein sein und den Spruch mit dem Kehren vor der eigenen Haustür bringen. Die Ratifizierung der Konvention ist ja auch redlich. Wichtig. Gut. Zumindest wird das Land durch diese Unterschrift eine Randgruppe tatkräftig unterstützen müssen. Worunter bald vielleicht auch Kranke fallen werden hier.