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Die misshandelten Kinder von Syrien

5. Februar 2014

Kinder als Kämpfer, so wie es die Rebellen wollen - Kinder als Geiseln oder Folteropfer, so wie es die Assad-Truppen praktizieren: Ein UN-Bericht offenbart Erschreckendes über die Ärmsten der Armen in Syrien.

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Ein Mann weist einen syrischen Jungen in den Umgang mit einer Granate ein (Foto: AP)
Bild: AP

Die Vereinten Nationen werfen Regierung und Opposition im syrischen Bürgerkrieg schwere Kindesmisshandlungen vor. Die Regierung foltere Kinder und Jugendliche, die Opposition rekrutiere Minderjährige in Flüchtlingslagern in den Nachbarländern für den militärischen Kampf. "Das Leid der Kinder in Syrien seit Beginn des Konflikts ist unaussprechlich und inakzeptabel", kritisiert UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in einem in New York veröffentlichten Bericht.

Dabei spiele die vom Westen gestützte Opposition eine unrühmliche Rolle. Sie setze Jugendliche auch als Kindersoldaten ein. Aus Mangel an Bildung und Arbeitsmöglichkeiten entschieden sich Minderjährige in Flüchtlingslagern, zu den Waffen zu greifen. "Viele Jungen geben an, dass sie es als ihre Pflicht empfunden haben, sich der Opposition anzuschließen", sagte Ban.

Melder, Schmuggler, Totengräber

Laut dem Bericht bilden Rebellen beispielsweise zwölf Jahre alte Jungen an Waffen aus, um sie als Kämpfer in Gefechten oder als Wachen einzusetzen. Andere Kinder müssten Waffen reinigen, Munition transportieren, Leichen begraben oder würden als Schmuggler und Melder missbraucht. Auch Mädchen seien eingesetzt worden, etwa um Medikamente an die Front zu bringen, "eine Aufgabe mit hohem Risiko".

"Kinderarbeit" in einer Waffenfabrik in dem von Rebellen gehaltenen Teil Aleppos (Foto: Reuters).
"Kinderarbeit" in einer Waffenfabrik in dem von Rebellen gehaltenen Teil AlepposBild: Reuters

Auch Regierungstruppen und regierungstreue Milizen schüchterten immer wieder Jugendliche an Kontrollpunkten ein und drängten sie dazu, sich ihnen anzuschließen, heißt es in dem Bericht weiter. Die Regierung foltere zudem Kinder und Jugendliche, die Verbindungen zur Opposition hätten. Zum Instrumentarium der Folterer gehörten Schläge, Elektroschocks auch an den Genitalien, das Ausreißen von Finger- und Zehennägeln, Vergewaltigung, Scheinhinrichtungen oder Konfrontation mit der Folter Angehöriger.

Mehr als 10.000 Kinder getötet

Belegt ist laut dem Bericht zudem, dass Regierungssoldaten auch Kinder als Geiseln genommen und mit deren Tötung gedroht hätten, sollten Rebellen nicht kapitulieren. Frauen und Kinder seien als menschliche Schutzschilde während der Offensiven der Regierungsarmee eingesetzt worden. In Homs hätten Soldaten Kinder aus der Schule geholt und vor sich hergetrieben. Über Lautsprecher sei dann verbreitet worden, die Rebellen sollten nicht schießen, die Armee habe Kinder in ihrer Gewalt.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Vereinten Nationen Syriens Konfliktparteien Misshandlung von Kindern vorwerfen, noch nie aber wurden so viele Details genannt. In dem Bericht werden Vorkommnisse seit Beginn des Aufstandes gegen Syriens Präsidenten Baschar al-Assad aufgelistet. Was im März 2011 mit Demonstrationen begonnen hatte, hat sich inzwischen zu einem Bürgerkrieg mit deutlich mehr als 100.000 Toten entwickelt, darunter über 10.000 Kinder. Mehr als zwei Millionen Menschen haben sich in Nachbarländern in Sicherheit gebracht, zumeist Frauen und Kinder.

sti/kle (afp, dpa, rtr, kna)