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Kunst am Bau

Dorothea Topf6. Februar 2013

Es ist die Adresse für Kunst am Bau, für Fenster in Kirchen wie für weltliche Pools: Die Mayer'sche Hofkunstanstalt in München ist Dienstleister für Bauherren und Künstler - seit fast 170 Jahren.

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Deutschland Kunst am Bau Mayer'sche Hofkunstanstalt in München Dorothea Topf
Mosaik-Arbeiten in MünchenBild: DW/D. Topf

Die einzelnen Mosaik-Elemente werden in München angelegt, zerteilt und später auf einer Baustelle irgendwo auf der Welt wieder zusammengefügt. Die Preise für einen Quadratmeter variieren je nach Material und Aufwand. Nach Mosaiksteinchen werde jedenfalls nicht kalkuliert, sondern nach der Stundenzahl pro Quadratmeter, um einen halbwegs realistischen Preis zu machen: "Aber es ist natürlich bei der Handarbeit immer schwierig zu sagen, ob es sich dann am Ende wirklich rechnet."

Der Chef des Hauses, Michael Mayer, hat sich in Italien zum Mosaizisten ausbilden lassen. Mit den 40 Mitarbeitern der Mayer'schen Hofkunstanstalt hält er der Handarbeit die Treue: "Ich finde es unwahrscheinlich wichtig, diese Tradition weiterzuführen, das nicht aussterben zu lassen."

"Mayer of Munich"

Deutschland Kunst am Bau Firmensitz der Mayer'schen Hofkunstanstalt in München Dorothea Topf
Firmensitz der Mayer'schen Hofkunstanstalt an der Seidlstraße in MünchenBild: DW/D. Topf

Begonnen hat seine Familie 1847 mit einer Firma für Skulpturen und Staturen. 1860 kam die Glasmalerei dazu, die relativ schnell groß und international wurde - mit Büros in London, Paris und New York, schon 1888. Wegen der Arbeiten, die der Gründer Joseph Gabriel Mayer für das Schloss König Ludwig II. in Neuschwanstein ausführte, erhielten die Handwerker den Titel "Königlich Bayerische Hofkunstanstalt".

Heute sind die Werkstätten weltweit schlicht als "Mayer of Munich" bekannt. Glasmalerei und Mosaik bilden das Kerngeschäft. Relativ neu dabei ist die sogenannte Floatglasmalerei, das Malen auf Industrieglas. Damit ist es möglich, in der modernen Architektur Fuß zu fassen. Dort wird Glas gerade viel und gern verwendet. Größere Formate und nüchterne Gebäude profitieren von Farbe und Struktur. Sandstrahlen, Ätzen, Gravieren, Siebdruck - alles wird gemacht.

Handmade in Germany - Die Mayer’sche Hofkunstanstalt

Öffentliche Aufträge sichern Überleben

Dabei setzen die Werkleute, wie sie sich hier nennen, Entwürfe von Künstlern maßstabsgetreu in Wände oder Böden aus Glas, Stein und Mosaik um. Franco Notonica macht das seit fast zwanzig Jahren: "Das Faszinierende ist, dass wir immer wieder von null anfangen. Wir müssen uns auf den Künstler einlassen und das Kunstwerk. Das ist immer wieder ein Rantasten, wie man eine Vorgabe übersetzt."

Künstler und Architekten sind gern gesehene Gäste in den Ateliers an der Seidlstraße. Sie sollen kommen, sich gut aufgehoben fühlen und mit den neuen Verfahren experimentieren. Dafür haben sie extra Wohnungen im Haus. Im Idealfall entstehen aus dem Austausch neue Ideen für die zeitgenössische Architektur.

Mayer'sche Hofkunstanstalt in München Dorothea Topf
Venezianisches MuranoglasBild: DW/D. Topf

Was einmal verbaut ist, wird wohl mindestens einige Jahrzehnte halten. In den USA etwa tragen U-Bahnhöfe, Flughäfen und Kirchen die Handschrift der Münchner, etwa in New York. Aber auch private Auftraggeber fragen nach Verglasungen für Innenhöfe oder die Eingangslobby.

Ähnlich sieht es in Europa aus. Hier haben die Mayer'schen Werkleute schon vielen Künstlern und ihren Werken zu etwas Prominenz verholfen, etwa in Unternehmenszentralen. Trotz knapper Kassen bleibt in Deutschland aber vor allem die öffentliche Hand wichtiger Kunde, denn bei Bauaufträgen des Bundes muss rund ein Prozent der Auftragssumme für Werke bildender Künstler ausgegeben werden. "Öffentliche Budgets sind sehr wichtig für unser Überleben," sagt Michael Mayer, "das muss man ganz klar sagen."

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