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Die (Ohn-)Macht des Machtwortes

Wolter von Tiesenhausen13. Dezember 2002

Das politisch-publizistische Berlin hat eine neue Marotte entdeckt. Man zählt jetzt die Machtworte des Kanzlers. Wolter von Tiesenhausen zählt mit.

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Gemeint sind jene Versuche Gerhard Schröders, die ausufernden Diskussionen, Auseinandersetzungen und innerkoalitionärer Hackeleien zu beenden. Aktueller Stand ist Machwort Nummer vier. Es beinhaltete die Botschaft, er - der Kanzler - werde das Staatsschiff nicht verlassen, sondern getreulich seine Steuermannspflichten erfüllen.

Vorausgegangen war Machtwort Nummer drei. Ort der Darbietung: der sozialdemokratische Bundesvorstand. Wenn jemand glaube, so der Kanzler, er könne es besser, dann soll derjenige sich melden. Machtwortzeuge Wolfgang Clement, Superminister für Arbeit und Wirtschaft, versicherte, niemand habe sich gemeldet, was den Umkehrschluss zulässt, keiner kann es besser als Gerhard Schröder.

Machtwort Nummer zwei enthielt den Befehl an die rotgrüne Koalition, die Kakophonie - zu deutsch: die Misstöne - umgehend einzustellen. Die Antwort waren schrille Forderungen nach einer Wiederauflage der Vermögenssteuer, eben jener Steuer, die, nach Meinung des Kanzlers, nichts bringt, Wählerstimmen kostet und die Investoren vergrault.

Worum es bei Machtwort Nummer eins eigentlich ging, weiß schon keiner mehr. Die Erinnerung daran haben die vielen anderen Machtworte einfach verdrängt.