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Opec ringt um Förderquoten

Mischa Ehrhardt
21. Juni 2018

Die Opec-Länder haben in den letzten Monaten erfolgreich den Ölpreis in die Höhe getrieben. Doch weil jetzt große Ölproduzenten wie Saudi-Arabien und Russland die Fördermenge erhöhen wollen, gibt es Streit im Ölkartell.

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Erdölförderung in Mexiko
Bild: AFP/Getty Imag/O. Torres

Vielleicht dürfen Autofahrer sich nach dem Opec-Treffen freuen. Denn es könnte sein, dass die Ölförderländer ihre Produktion erhöhen, was grundsätzlich dämpfend auf den Ölpreis wirkt. Zu viel Optimismus, das sei allerdings gleich gesagt, ist fehl am Platz.

Doch der Reihe nach. Seit eineinhalb Jahren begrenzen die Staaten des Ölkartells Opec und Russland ihre Ölförderung. Das hat den gewünschten Erfolg gebracht: Seither sind die Ölpreise ziemlich beständig gestiegen. Das merken nicht nur Autofahrer an den Zapfsäulen und Häuslebesitzer bei der Heizölbestellung, sondern auch Unternehmen und Wirtschaft. Das ist einer der offiziellen Gründe, die Russland und Saudi Arabien angeben, warum sie ihre Produktion wieder hochfahren wollen. So erklärte der saudische Energieminister im Vorfeld des Opec-Treffens, dass ein zu hoher Ölpreis das Weltwirtschaftswachstum beeinträchtigen könnte. Deswegen sei es wichtig, eine Balance herzustellen.

Ganz uneigennützig ist dieses Anliegen aber natürlich nicht: Denn, wenn sie ihre Produktion hochfahren, steigen auch ihre Einnahmen - sofern die Preise nicht zu sehr abrutschen. Ganz im Unterschied dazu würden Venezuela und der Iran nicht in gleicher Weise profitieren. Denn der Iran sieht sich mit neuen US-Sanktionen konfrontiert,  Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Deswegen können beide Länder ihre Produktion kaum ausweiten. Sie sind also an hohen oder sogar steigenden Ölpreisen interessiert.

Zugleich sind sie aber auch eine der Ursachen für die aktuell vergleichsweise hohen Ölpreise von rund 75 US-Dollar pro Fass: Denn die Opec-Staaten produzieren aktuell weniger Öl, als sie könnten - und das ist zum Großteil auf Venezuela und den Iran zurückzuführen. So gesehen würde die von Russland und Saudi Arabien angestrebte Erhöhung der Produktion eine Lücke schließen und die Preise dürften daher nicht allzu sehr zurückgehen. "Die Frage ist, ob Russland seinen Verbündeten Iran noch überzeugen kann, einer moderaten Erhöhung der Fördermenge zuzustimmen", sagt der Rohstoffexperte der Commerzbank, Carsten Fritsch. "Da gab es einen Kompromissvorschlag, die Menge täglich um etwa 300.000 bis 600.000 Barrel zu erhöhen. Wenn der Iran dem zustimmt, dann dürfte der Preis in etwa auf dem aktuellen Niveau bleiben."

Das Logo der OPEC
Bild: Getty Images/AFP/A. Klein

Massive Probleme in Förderländern nach Preisverfall 

Es ist noch nicht lange her, da sah die Lage ganz anders aus: Anfang 2016 hatten die Ölpreise an den Rohstoffmärkten einen Tiefstand erreicht und notierten unter 30 US-Dollar pro Fass. Das brachte den erdölfördernden Staaten massive Probleme, weil ihre Einnahmen wegfielen. Venezuelas Wirtschaftskrise ist unter anderem darauf zurück zu führen. Im Januar 2017 schließlich hatten sich die Ölförderstaaten zusammen gerauft und beschlossen, ihre Fördermenge um 1,8 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen. Für das am Freitag beginnende Treffen steht nun die Möglichkeit auf der Tagesordnung, die Fördermengen um 300.000 bis 1,5 Millionen Fass wieder zu erhöhen. Unwahrscheinlich, meint Carsten Fritsch: "Ein Anstieg um mehr als eine Million wäre aber völlig unrealistisch."

Unterstützung für eine höhere Ölförderung der Opec kam in den vergangenen Tagen aus dem Weißen Haus. Stilgemäß - per Twitter - hat der US-Präsident die Opec bezichtigt, an "zu hohen" Ölpreisen Schuld zu sein. Das allerdings entbehrt nicht einer gewissen Schizophrenie: Denn in den vergangenen Jahren haben sich die USA durch das umstrittene "Fracking" zu einem der drei größten Ölförderstaaten der Welt aufgeschwungen. Der für die Industrie auf niedrige Ölpreise bedachte US-Präsident müsste also auf jeden Fall auch das Interesse haben, dass die Ölpreise nicht wieder zu tief fallen. Denn dann würde die Fracking-Branche leiden, Kapazitäten und Jobs abbauen. Und diese Industrie hat nicht unerheblich zum Jobaufbau in den USA während der vergangenen Jahre beigetragen.

Donald Trump im Mai 2017 in Riad, Saudi-Arabien
Bild: Reuters/J. Ernst

Donald Trumps Politik und die Ölpreise

Äußerungen Donald Trumps bleiben selten unkommentiert, so auch in diesem Fall: Schuld an den hohen Ölpreisen seien vor allem die USA und namentlich Donald Trump, konterte der iranische Ölminister. Durch die US-Sanktionen gegen den Iran und Venezuela sei Trump der eigentliche Treiber der Ölpreise. In der Tat lässt sich eine Tatsache nicht leugnen: Die letzte Phase anziehender Ölpreise hat vor gut einem Jahr begonnen, und zwar nach der Reise Donald Trumps nach Saudi Arabien. Damals gingen Bilder von Trump um die Welt, wie er an einem traditionellen Säbeltanz (Foto) teilnahm, nachdem er Waffendeals ausgehandelt hatte. Saudi Arabien und der Iran stehen sich in der Region feindlich gegenüber, weil sie um die regionale Vorherrschaft kämpfen. So kam denn auch der letzte Schub der Ölpreise durch die Ankündigung der USA, aus dem Atom-Deal mit dem Iran auszusteigen und das Land wieder mit Sanktionen zu belegen.

Jedenfalls gab es nach dem Zwist der Opec-Staaten in den vergangenen Tagen am Donnerstag vor dem Treffen in Wien auch versöhnlichere Töne: Der iranische Energieminister zeigte sich optimistisch, dass es zu einer Einigung kommen könne. Das wäre eine gar nicht allzu schlechte Nachricht für Autofahrer. Denn dann dürften die Ölpreise und damit auch der Spritpreis vor den anstehenden Sommerferien zumindest nicht weiter steigen.