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Die Pinkelpolizei kommt

6. Februar 2002

In Köln wird zu Karneval Jagd auf blasenschwache Jecken gemacht. Mit zwei Dutzend Kontrolleuren will die Stadt in diesem Jahr hart gegen das "wilde Urinieren" vorgehen.

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Auch ein Jeck muss malBild: AP

Bei den ausgelassenen Feiern habe es in den vergangenen Jahren immer wieder unliebsame, übel riechende Hinterlassenschaften in Parks, an Gebäuden oder an Denkmälern gegeben, berichtet die Stadtverwaltung. Damit soll jetzt Schluss sein.

Wer beim "öffentlichen Wasserlassen" erwischt wird, muss zehn Euro (19,60 Mark) Strafe zahlen. Zu solchen notdürftigen Handlungen bestehe kein Grund, sagt ein Stadtsprecher. Immerhin würden 100 mobile Toiletten und zahlreiche weitere, private Sanitär-Wagen zusätzlich aufgestellt.

Im Kölner Hauptbahnhof herrscht während der Karnevalstage ebenfalls höchste Alarmstufe in Sachen Sauberkeit. Nahezu jeder Winkel werde mit Kameras beobachtet, sagt Bahn-Sprecher Manfred Ziegerath. "Wir erleben es immer wieder, dass Menschen den Bahnsteig ganz weit entlang laufen, um sich dann zu erleichtern." Solchen Sündern drohe ein Reinigungsentgelt in Höhe von 20 Euro (39,20 Mark).

Dom in Gefahr?

Am Kölner Dom drohen die "Harnströme" sogar die Substanz zu schädigen. "In manchen Portalen haben wir zur Karnevalszeit millimeterhohe Urinlachen", berichtet Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Leider seien einige Ecken noch nicht ausreichend beleuchtet, so dass es vor allem in der abendlichen Dunkelheit zu Verschmutzungen komme.

In der närrischen Zeit liefen täglich rund 160 Liter Urin in das Fundament des Gotteshauses. Den Mitarbeitern der Dombaumeisterei bleibe dann nichts anderes übrig, als die übel riechenden Pfützen mit Schläuchen weg zu spritzen. Am Gebäude der Dombaumeisterei müssten alle Kellerfenster mit Holz abgedichtet werden, damit die Büros nicht voll laufen. Im Diözesan-Museum werde die Klimaanlage abgestellt, weil die Luftzufuhr an einer uneinsehbaren Stelle liege, die gerne zum Urinieren benutzt werde, beschreibt Schock-Werner das Szenario.

Sogar die Polizei drückt ein Auge zu

Hanns Schaefer vom Kölner Haus- und Grundbesitzerverein beklagt ebenfalls die mangelnde Einsicht der Jecken. Mit ein wenig heißem Wasser und Spülmittel lasse sich das stinkende Problem aber relativ schnell wieder von den Gebäuden wischen. Den Kontroll-Vorstoß der Stadtverwaltung begrüßt Schaefer: "Wir haben es ja schon erlebt, dass sogar Polizisten weggucken, wenn sie andere Menschen beim öffentlichen Urinieren sehen."

Diesen Vorwurf will die Kölner Polizei nicht auf sich sitzen lassen. Wer beim "wilden Wasserlassen" erwischt werde, dem drohe eine Anzeige wegen Ordnungswidrigkeit, sagt eine Polizeisprecherin. Wer dann noch frech werde, könne einen Platzverweis bekommen oder sogar in Gewahrsam genommen werden.

Vor dem Zug wenig trinken

Für die Teilnehmer des Rosenmontagszuges wird das drängende Problem übrigens auf einfache Weise gelöst: Zugleiter Hans Leist sagt, dass alle Wagen verpflichtet seien, unter ihrer "Kanzel" eine Toilette mit zu führen. Außerdem sei in den Zug-Richtlinien eine Reihe von Sanitäranlagen am Zugrand benannt, die von den Teilnehmern benutzt werden könnten.

"Ansonsten verzichte ich an diesem Tag auf Kölsch und Kaffee", sagt Leist. "Schon an den Tagen zuvor trinke ich wenig. Und auf dem dreieinhalb Stunden langen Zugweg nehme ich höchstens ein Piccolo und eine Cola zu mir." dpa/(pg)