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Ungewöhnliche Piraten der Lüfte

Johan von Mirbach7. August 2016

Fregattvögel sind mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern nicht nur ausgezeichnete Segler. Sie können etwas, was kein Pilot am Steuer machen sollte: Sie schlafen im Flug.

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Fregattvogel
Bild: picture-alliance/Arco Images

Fregattvögel schlafen im Flug und halten dabei meistens ein Auge auf. Eine Gehirnhälfte schläft, die andere ist wach. So können die Vögel über mehrere Tage durchfliegen ohne zu landen. Das hat ein internationales Forscherteam unter Leitung von Niels Rattenborg vom #link:http://www.orn.mpg.de/:Max-Planck-Institut für Ornithologie# herausgefunden.

Die Tiere legen so bis zu 400 Kilometer am Tag zurück. Sollte der Halbschlaf zur Erholung nicht ausreichen, schalten die Fregattvögel nachts auch schon mal beide Gehirnhälften in den Schlafmodus. Die Tiere haben es nicht nötig wach zu sein, um ihr Flugverhalten zu kontrollieren.

Ein Auge bleibt offen

Wie findet man so etwas heraus? Nebenherfliegen und kontrollieren, ob die Tiere die Augen aufhalten? Nichts dergleichen. Die Ornithologen befestigten an den Köpfen der Tiere Sensoren, die die Gehirnströme beider Gehirnhälften auf den bis zu zehn Tage dauernden Flügen messen. Die Tiere legten in dieser Zeit bis zu 3000 Kilometer zurück. Untersucht wurden Tierpopulationen auf den Galapagos-Inseln.

Der Bindenfregattvögel in Ostafrika fliegt noch deutlich länger. Er ist bis zu einem Monat in der Luft. Den Weltrekord im Dauerflug hält aber ein anderer Seevogel: Die Rußseeschwalbe soll sich mehrere Jahre über dem Meer aufhalten können, sagen Ornithologen.

Viel Schlaf brauchen die Fregattvögel auf ihren langen Flügen nicht. Sie kommen mit durchschnittlich 42 Minuten pro Tag aus. Viel Zeit zum Träumen bleibt aber auch nicht: Einzelne Schlafphasen dauern nur wenige Minuten.

Der geringe Erholungsbedarf ist ein Mysterium für die Forscher. Denn zurück an Land schlafen die Vögel zwölf Stunden und länger. Die Tiere leiden auf ihren tagelangen Flügen also unter akutem Schlafmangel. Menschen reagieren ohne ausreichend Schlaf gereizt und aggressiv, nach drei Tagen halluzinieren sie.

Bei den Fregattvögeln müssten zumindest motorische Störungen bemerkbar sein. Diese konnten die Wissenschaftler aber nicht nachweisen. Wie die Vögel die negativen Effekte unterdrücken, ist nicht bekannt.

Piraten der Lüfte

Fregattvögel fliegen über allen tropischen Ozeanen. Sie verbringen den größten Teil ihres Lebens in der Luft. Mit Spannweiten bis zu 2,5 Metern können sie schon bei wenig Wind über längere Strecken segeln, ohne mit den Flügeln schlagen zu müssen. Die Weibchen sind meist deutlich größer als die Männchen. Diese wiederum haben einen markanten roten Kehlsack, um die Weibchen zu beeindrucken. Die Tiere sind bis zu 1,20 Meter lang.

Trotz ihrer Größe sind Fregattvögel in der Luft sehr wendig und attackieren andere Vögel in der Luft. Sie rauben auch Nester von Tölpeln, Seeschwalben und Sturmvögel aus. Die Überfälle nach Piratenart aus der Luft haben der Art ihren Namen eingebracht. Freibeuter und Korsaren verwendeten oft Fregatten - besonders wendige Schiffe - für ihre Angriffe. Im Gegensatz zu den Fregattvögeln waren sie bei ihren Manövern aber immer hellwach.