1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die Presse und der Islam

Sabine Ripperger/(pg)26. April 2002

In deutschen Zeitungen wird über den Islam und seine rund 3,2 Millionen Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen viel geschrieben. Wie und was berichtet wird, hat ein privates Institut untersucht.

https://p.dw.com/p/27pa
Bild: AP

Das vor rund zwei Jahren gegründete Deutsch-Islamische Institut für wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit hat sich zur Aufgabe gemacht, alle Artikel, die in deutschen Tages- und Wochenzeitungen zum Thema "Islam in Deutschland" erscheinen, zu dokumentieren und zu analysieren. Christian Hoffmann, der sich seit 1989 zum Islam bekennt, ist einer der Initiatoren des Instituts. In seinen Augen ergibt die Berichterstattung ein umfassendes Bild über die Probleme und Anliegen der Muslime in Deutschland. Ebenso über das Verhalten von Mitbürgern, gesellschaftlicher Gruppen und der Kirchen gegenüber den Muslimen sowie über die Meinungsäußerungen und Aktivitäten der Politikerinnen und Politiker in diesem Bereich.

Viele Berichte über Veranstaltungen

Rund 10.000 Artikel des Jahres 2001 wurden ausgewertet, dabei nahm die Berichterstattung über Dialogveranstaltungen die absolute Spitzenstellung ein. Festgestellt wurde bei der Auswertung der Berichterstattung, dass sie, je näher sie sich an tatsächlichen lokalen Ereignissen wie z. B. Moscheebau orientierte, umso sachgerechter wurde. Je abstrakter und weiter weg von persönlichen Kontakten mit Muslimen berichtet würde, desto weniger sachkundig seien die Berichte, z. B. zum Thema "Schächtung".

Lawine von Begegnungen

Im September und Oktober vergangenen Jahres ergab sich infolge der Ereignisse des 11. September laut Christian Hoffmann eine enorme Ausweitung der Berichterstattung über Dialogveranstaltungen. "Auf den 11. September haben die Muslime, aber auch viele kirchliche, städtische und andere Veranstalter mit einer wahren Lawine von Begegnungen geantwortet und Menschen zum Diskurs zusammengeführt". Bemerkenswert sei in diesem Zusammenhang die Zahl von 264 Berichten über Distanzierungen von der Gewalt. Hierbei handelte es sich um Artikel über Distanzierungen von kirchlichen Amtsträgern, Politikern und Muslimen.

Keine Welle der Gewalttätigkeiten

Was Angriffe auf Moscheen und Muslime betrifft, kam Christian Hoffmann vom Deutsch-Islamischen Institut zu der Feststellung, dass "die Gesamtzahl der Berichte über Angriffe auf Moscheen und Muslime mit 203 nicht unterbewertet werden darf. Jeder Angriff ist ein Angriff zuviel und jedes Gefühl der Bedrohung ist ein Gefühl, dem die Grundlage entzogen werden muß. Angesichts der Befürchtungen nach dem 11. September kann aber festgestellt werden, dass es nach der Berichterstattung zu urteilen, keine Welle der Gewalttätigkeiten gegenüber Muslimen und ihren Einrichtungen gegeben hat - wohlgemerkt keine Welle, einzelne Fälle durchaus."

Fortsetzung des Dialogs

Als Vertreter des Deutsch-Islamischen Instituts für wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit setzt Christian Hoffmann auch weiterhin auf die Fortsetzung des Dialogs zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in Deutschland. "Uns scheint, dass Dialog und interkultureller Austausch die beste Möglichkeit sind, den Terrorismus zu bekämpfen. Es ist natürlich wichtig, mit rechtlichen." Die Zahl der Dialogveranstaltungen sei so überwältigend, daß man nur hoffen könne, dass eine nachhaltige Wirkung davon ausgehe.

Das Institut, das sich bis jetzt aus privaten Spenden finanziert, bemüht sich, für das Jahr 2003 in Zusammenarbeit mit einer deutschen Universität öffentliche Mittel für seine Arbeit zu erhalten. Es sei daran gedacht, die Dokumentation, Erfassung und Analyse gemeinsam zu erarbeiten und die Ergebnisse der Öffentlichkeit in monatlichen Berichten vorzustellen.