1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ernst, aber stabil

12. Februar 2008

Die Regierung hat einen Tag nach dem versuchten Putsch den Ausnahmezustand ausgerufen. Australien verstärkt seine Truppen vor Ort. Der angeschossene Präsident Ramos-Horta liegt weiter im Koma.

https://p.dw.com/p/D6UC
Soldaten patroullieren durch Dili nach dem Attentat auf Präsident Jose Ramos-Horta
Soldaten patroullieren durch Dili nach dem Attentat auf Präsident Jose Ramos-HortaBild: AP

Der Notstand wurde am Dienstag für (12.2.2008) 48 Stunden ausgerufen. Der amtierende Präsident Vicente Gutterres verkündete die Maßnahme in einer Fernsehansprache. Er sprach von einem "gescheiterten Putschversuch". Der Führer der Aufständischen war am Montag getötet worden. Die Notstandsmaßnahmen sehen ein Demonstrationsverbot vor und geben der Polizei Sondervollmachten.

"Außerordentliche Lage"

"Unser Land befindet sich jetzt in einer außerordentlichen Lage, in der ein Ausnahmezustand uns zur Normalität zurückführen wird", sagte Gutterres. Er bat die Bevölkerung, der Regierung bei der Bewältigung der Krise zu helfen. In der Hauptstadt Dili war es am Dienstag ruhig. Viele Geschäfte blieben geschlossen. Auf den Straßen patrouillierten internationale Soldaten und Polizisten.

Ost-Timor nach Attentat
Getötet: Rebellenführer Alfredo Reinado (Mitte, 2007)Bild: AP

Australien hat seine Truppen im südostasiatischen Kleinstaat verstärkt. Rund 340 australische Soldaten und Polizeiangehörige sind am Dienstag nach Osttimor aufgebrochen. Die Truppen und ein Schiff der Marine seien auf dem Weg, erklärte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums. Australien hat bereits mehrere hundert Soldaten in Osttimor stationiert. Mit der am Dienstag entsandten Verstärkung soll die Zahl dann auf insgesamt 1000 steigen, wie der australische Premierminister Kevin Rudd mitteilte.

Die zusätzlichen Soldaten sollen vor allem bei der Suche nach rund 20 bis 30 Rebellen helfen, die mit den Anschlägen in Verbindung stehen sollen, wie Außenminister Stephen Smith mitteilte. "Unsere Aufgabe ist es, (...) sicher zu stellen, dass die Stabilität im Land aufrecht erhalten wird", sagte Smith im australischen Radio. Die Regierung von Osttimor habe um diese Unterstützung gebeten.

Bei dem fehlgeschlagenen Putsch am Montag wurde Präsident Jose Ramos-Horta schwer verletzt. Er war am frühen Morgen von Angreifern niedergeschossen worden. Ministerpräsident Xanana Gusmao überstand einen Feuerüberfall auf sein Auto wenig später unverletzt. Für die Anschläge verantwortlich waren laut Regierung abtrünnige Soldaten unter Rebellenführer Alfredo Reinado, einem ehemaligen Chef der Militärpolizei. Dieser und einer seiner Leute wurden getötet, auch ein Wachmann kam ums Leben.

Geschossteile entfernt

Ramos-Horta wurde von Schüssen in Brust und Bauch getroffen. Der 58-Jährige wurde in ein künstliches Koma versetzt und nach einer ersten Operation in einem australischen Militärkrankenhaus in Dili zur weiteren ärztlichen Behandlung nach Australien ausgeflogen. In einem Krankenhaus in Darwin wurde er in der Nacht erneut operiert. Es wurden ihm Geschossteile entfernt. Der Leiter der Klinik, Len Notaros, bezeichnete des Zustand des Präsidenten im australischen Rundfunk als äußerst ernst aber stabil. Ramos-Horta, befand sich weiter auf der Intensivstation. Die Ärzte stellten eine "vollständige Genesung" des Friedensnobelpreisträgers in Aussicht.

Premier Gusmao
Premier GusmaoBild: picture-alliance/ dpa

Dem getöteten Rebellenführer Reinado wird eine führende Rolle bei den blutigen Unruhen im April und Mai 2006 vorgeworfen, über die die Regierung von Ministerpräsident Mari Alkatiri stürzte. Bei den Auseinandersetzungen wurden mindestens 37 Menschen getötet, 155.000 wurden zu Flüchtlingen. Dem untergetauchten Reinado sollte deshalb schon bald in Abwesenheit der Prozess gemacht werde.

Ramos-Horta, der 1996 zusammen mit seinem Landsmann Bischof Carlos Belo den Friedensnobelpreis erhielt, wurde vor knapp einem Jahr als neuer Staatspräsident von Osttimor vereidigt. Der frühere Präsident Gusmao übernahm die Regierungsgeschäfte. Das kleine Land hat sich 1999 von Indonesien gelöst, das die ehemalige portugiesische Kolonie 24 Jahre lang besetzt hielt. Nach vorübergehender UN-Verwaltung erlangte Osttimor im Mai 2002 seine Unabhängigkeit.(sams)