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Spektakuläre Trainerentlassungen

24. März 2011

Schon verrückt, was im Moment in der Fußball-Bundesliga los ist: Fast täglich gibt es neue Meldungen über bevorstehende Trainerwechsel. Doch spektakuläre Entlassungen hat es schon immer gegeben in der Bundesliga.

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Fotomontage Trainer Louis van Gaal / Felix Magath Armin Veh
Bild: AP/dapd

Das Trainerkarussell – es dreht sich wieder. In dieser Saison häufen sich die kuriosen Wechselgeschichten. "Ich wusste, dass wir in einer schnelllebigen Zeit leben. Aber dass es so schnell geht, damit habe ich nicht gerechnet", wundert sich da selbst "Fußball-Kaiser" Franz Beckenbauer. "Das ist praktisch aus der einen Tür raus, in die andere Tür rein." Angefangen hatte es mit Louis van Gaal. Der Bayern-Trainer wurde beurlaubt – allerdings erst zum Ende der Saison. Eine Entlassung auf Raten.

"Drei lahme Enten"

Den vorzeitigen Ausstieg aus dem Vertrag zum Saisonende bevorzugten dann plötzlich freiwillig auch Freiburgs Trainer Robin Dutt, der zur nächsten Saison neuer Trainer in Leverkusen wird, der dortige Trainer Jupp Heynckes und Armin Veh in Hamburg. Veh ahnte schon vorher, was nach ihm kommen würde. "Wenn der nächste Trainer kommt, sagen die Spieler dann: Wir arbeiten taktisch wesentlich mehr, er spricht mehr mit uns." Klingt nach alter Trainerweisheit und vor allem ziemlich resigniert. Der HSV wartete erst gar nicht bis zum Saisonende und kündigte fristlos.

Von Kaisern und Königen…

Lächelnd blickt Felix Magath, neuer Trainer des VfL Wolfsburg, während einer Pressekonferenz in die Runde. Magath kehrt als Trainer und Geschäftsführer zum abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg zurück. Erst am Mittwoch (16.03.2011) hatte sich der FC Schalke 04 von Magath getrennt. (Foto: dpa)
Schalkes - ach nein - Wolfsburgs Trainer MagathBild: picture-alliance/dpa

Auch der FC Schalke 04 und Felix Magath trennten sich – wer nun eigentlich wem gekündigt hat, war zunächst unklar. Nur Aufsichtsratchef Clemens Tönnies blickte angeblich durch: "Kaiser und Könige sind gestorben und es ist immer weitergegangen. Und dieser FC Schalke 04 wird auch ohne Felix Magath weiter guten Fußball spielen", behauptete er. "Selbst wenn es nach außen hin manchmal ausgesehen hat, als wüssten wir nicht, was wir tun: Das wissen wir ganz genau." Magath wohl auch: Er stand zwei Tage später beim VfL Wolfsburg auf dem Trainingsplatz. Das wiederum verblüffte Louis van Gaal: "Diese Welt wird immer verrückter. Ich bin ein anderer Trainer, ich habe in der Vergangenheit immer eine Auszeit genommen. "

Rauswurf in der Halbzeitpause

Harald "Toni" Schumacher, als damaliger Trainer des SC Fortuna Köln. (Foto: AP)
Durfte das Spiel nicht beenden: Toni SchumacherBild: AP

Doch auch in der der Vergangenheit gab es schon einige kuriose Trainerentlassungen: Magath zum Beispiel wurde nach wiederholtem Doublegewinn aus Meisterschaft und Pokal bei den Bayern rausgeschmissen. In der aktuellen Saison führte er Schalke immerhin in das DFB-Pokalfinale und in das Viertelfinale der Champions League.

Unvergessen ist auch das ziemlich plötzliche Trainer-Aus von Toni Schumacher bei Fortuna Köln: Präsident Jean Löring feuerte den ehemaligen Nationaltorhüter im Dezember 1999 kurzerhand während der Halbzeitpause und coachte die Mannschaft umgehend selbst. Für Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann endete seine Zeit als Bayern-Trainer nach nur zehn Monaten. Der damalige Manager Uli Hoeneß hatte den langjährigen ungeliebten Störenfried erst zum Trainer gemacht und dann abserviert: "Wir waren im letzten Jahr an 34 Spieltagen Tabellenführer. Wir haben jetzt noch fünf Spieltage in dieser Saison und waren noch nicht ein einziges Mal Tabellenführer. Das ist einfach für uns zu wenig", lautete seine Begründung.

Selbst Platz eins schützt Trainer nicht

Jörn Andersen durfte nicht einmal die Saison beginnen: Wegen interner Querelen wurde er 2009 in Mainz schon vor dem ersten Spieltag seines Amtes enthoben. Sogar die Tabellenführung ist keine Job-Garantie: Der Hamburger SV entließ 1980 seinen Erfolgstrainer Branco Zebec wegen anhaltender Alkoholprobleme. Zebec soll bei einem Spiel gegen Borussia Dortmund sturzbetrunken auf der Trainerbank gesessen haben.

Der doppelte Jobverlust

Der neue Trainer Christoph Daum posiert bei Eintracht Frankfurt. (Foto: dapd)
Einst geschasst, jetzt wieder angeheuert: Christoph DaumBild: dapd

Spektakulär war auch das doppelte Trainer-Aus für Christoph Daum. Dem damaligen Leverkusen-Coach und aussichtsreichen Kandidaten für die Nationalelf wurde Drogenmissbrauch nachgewiesen. So verlor er gleich zwei Jobs. In einer Pressekonferenz gestand Daum: "Ich gebe hier klar und offen zu, dass ich mit Drogen in Kontakt gekommen bin. Ich habe Kokain zu mir genommen." Das Ende aller Trainerträume. "Ich hatte einen Riesen-Traum, das war der Bundestrainerjob. Der Traum ist nicht in Erfüllung gegangen."

Daum ist übrigens wieder da – er hat Michael Skibbe bei Eintracht Frankfurt beerbt, den zehnten Trainer, den es in dieser Saison erwischt hat – übrigens nach einem Sieg der Eintracht. Das Trainerchaos geht also weiter, sehr zur Sorge von Deutschlands erstem Trainer: Bundestrainer Joachim Löw: "Generell müssen wir darauf achten, dass uns die Seriosität erhalten bleibt."

Neue Besen kehren… - nicht besser?

Vor allem, weil es rein wissenschaftlich überhaupt nichts bringt, den Trainer zu ersetzen: Das jedenfalls wollen Forscher der Uni Münster herausgefunden haben. Physiker und Sportpsychologen untersuchten in einer Studie 361 Trainer-Entlassungen in der Fußball-Bundesliga zwischen 1963 und 2009. Demnach gewinnt ein Bundesligaverein nach einem Trainerwechsel nicht mehr oder weniger als vorher. Nur kostet ihm eine Entlassung meistens eine hohe Abfindungssumme.

Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Arnulf Boettcher