Die staatenlosen Bajau Südostasiens
Im insularen Südostasien leben die Bajau, eine indigene Ethnie, die als "Seenomaden" bekannt ist. Claudio Sieber dokumentiert mit seiner Kamera ihre einzigartige, immer mehr unter Druck geratene Lebensweise für die DW.
Heimat ohne Staat
Nach Schätzungen gibt es insgesamt etwas mehr als eine Million Bajau. Genaue Zahlen fehlen, denn viele Bajau sind staatenlos. Ihr Leben ist eng verknüpft mit dem Meer. Zu ihren Lebensräumen gehören die Gewässer um Malaysia, Indonesien, Brunei und die Philippinen.
Traditionelle Boote
Die Schiffbauer brauchen nicht mehr als eine Woche, um ein traditionelles Boot zu bauen. Dabei gibt es keinerlei Pläne oder Skizzen. Das Handwerk wird mündlich und praktisch weitergegeben.
Familienboot
Auf einem solchen Boot lebt die ganze Familie. Im Schnitt sind es fünf Personen. Außer Kochgeschirr und Angelzeug gibt es nur einen Satz Kleidung für jeden an Bord.
Guter Fang
Fisch, den die Familien nicht aufbrauchen, tauschen sie bei den Landbewohnern gegen Güter und Lebensmittel, die sie nicht selbst herstellen oder anbauen können.
Sonnencreme
Zum Schutz vor der Sonne stellen die Frauen ihre eigene Sonnencreme auf Basis von Reispulver her. Die Bajau-Mutter hat sich Sonnencreme aufgetragen.
Schönheitsideal
Der Sonnenschutz gilt als attraktiv und wird besonders gerne von Unverheirateten genutzt.
Früchte des Meeres
Gegessen wird, was das Meer hergibt. Insbesondere Seegurken, aber auch Algen landen regelmäßig auf dem Tisch. Die Bajau schätzen die Seegurken als Proteinlieferanten, aber auch als Medizin bei Diabetes und anderen Erkrankungen.
Zeitvertreib
Fast alles, was die Bajau für den tägliche Bedarf benutzen, stellen sie selbst her. Auch diesen Drachen hat der Junge selbst gebaut. Einzig die Plastikflasche, vermutlich Müll im Meer, ist sichtbares Zeichen der Moderne, die auch hier immer stärker Einzug erhält.
Zwischen Meer und Land
Traditionell lebte ein großer Teil der Bajau auf dem Meer. Doch immer mehr werden auf den Inseln rund um ihre Heimat sesshaft. Ihre Siedlungen finden sich auf der philippinischen Insel Tawi-Tawi, dem Sulu Archipel, der Insel Borneo und der indonesischen Insel Sulawesi.
Schwindende Lebensweise
Die Bajau geraten immer mehr unter Druck. Die Regierungen der Region wollen nicht akzeptieren, dass sie zwischen den Nationalstaaten unkontrolliert hin und her wandern.
Überfischung
In der Folge des erzwungenen Sesshaftwerdens kommt es zu Überfischung. Zuweilen greifen die Bajau-Fischer auf illegale Methoden - wie das Dynamit- oder Cyanid-Fischen - zurück, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Fischfangmethoden sind in den meisten Ländern verboten. Deswegen wollen viele Regierungen den Lebensraum von Bajau weiter einschränken.
Zusammenstöße
2014 hat die Küstenwache Indonesiens sechs Boote von Bajaus wegen illegalen Fischens versenkt. Doch die Boote dienen nicht nur dem Fischfang, sondern sind zugleich das Zuhause der Menschen. Zu Zusammenstößen kam es auch mit australischen Fischtrawlern.
Zwischen allen Fronten
Einerseits können die Bajau ihrer traditionellen Lebensweise kaum noch nachgehen, andererseits fühlt sich niemand wegen ihrer Staatenlosigkeit zuständig. Die Bajau können keiner legalen Arbeit nachgehen und sind damit zur Armut verdammt. NGOs haben das Problem erkannt und versuchen, alternative Einkommensquellen für Bajau zu finden.