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Die Stadt der Frauen

Janis Vougioukas23. April 2007

Frauen sind die Gewinnerinnen des Wirtschaftsbooms - keine andere Metropole ist weiblicher. Der Stadt steht das gut

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Es ging ganz schnell, eine Revolution, die uns überraschte. Die düsteren Bars mit Dartscheiben an den Wänden verschwanden zuerst. Es kamen Friseure und Nagelstudios. Wo früher Fußball gespielt wurde, treten heute Boygroups auf. Autohändler verwandelten sich über Nacht in Spa-Paläste. Was Männer mochten verschwand. Was Frauen mögen entstand. Es hat nur wenige Monate gedauert.

Seit 15 Jahren boomt Shanghai. Seitdem arbeiten die Männer jedes Jahr mehr. Wirtschaftsreformen und Rekordboom haben Shanghai zu einer wohlhabenden Stadt gemacht. Den Menschen geht es gut. Doch die Männer haben sich in Fabrik- oder Büroroboter verwandelt. Auch die Frauen machen in Schanghai Karriere – und wie! Große ausländische Konzerne besetzen Schlüsselpositionen am liebsten mit Frauen. Eine Untersuchung des Woman’s Development Forum ergab, dass 6,6 Prozent der Frauen in Shanghai ihren Lebensunterhalt mit einer eigenen Firma verdienen. Bei den Männern sind es nur 5,7 Prozent.

Erfolg ist weiblich

In Schanghai ist Erfolg weiblich. Aber die Frauen haben dabei den Spaß nicht vergessen. Und während die Männer immer beschäftigter und immer grauer wurden, nehmen sich die Frauen immer mehr Freizeit – und haben in kurzer Zeit die ganze Stadt für sich erobert.

Weil die Frauen die einzigen sind, die sich noch Zeit zum Geldausgeben nehmen, hat sich das komplette öffentliche Leben inzwischen ihren Bedürfnissen angepasst. Wir Männer wurden versklavt und die meisten merken es nicht einmal. In den meisten Familien verwalten die Frauen das Vermögen, buchen den Urlaub und streiten sich mit dem Vermieter, während die Männer putzen und kochen. Es ist die Aufgabenteilung eines modernen Matriarchats – ganz ohne Gleichstellungsbeauftragte und Frauenquote.

Mann kann sich an Vieles gewöhnen

Als Mann muss man inzwischen die verrücktesten Sachen machen, wenn man einer von diesen Frauen gefallen will. Wir tragen ihnen beim Einkaufen die Handtaschen hinterher, sitzen geduldig wartend in Schuhgeschäften herum und schälen ihnen vor dem Fernseher die Weintrauben, weil sie es so am liebsten mögen. Man kann sich an sehr vieles gewöhnen. Seit der Machtübernahme der Frauen ist Schanghai entspannter geworden, schöner auch und vor allem bunter.

Schanghai ist die Stadt der Frauen. Das ist – und das sage ich hier nicht nur um zu gefallen – gar nicht mal so schlecht.