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Swing States

Michael Knigge17. Oktober 2008

Zwar werden Millionen Amerikaner am 4. November zur Wahl gehen. Wer ins Weiße Haus einzieht, werden aber wahrscheinlich nur Wähler in einer Handvoll Staaten entscheiden.

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Umkämpfte Swing States: Obama in FloridaBild: picture-alliance/ dpa

Wer amerikanischer Präsident werden will, muss nicht zwingend die Mehrheit der abgegebenen Stimmen der Bürger des Landes erreichen. Entscheidend ist, die absolute Mehrheit des Wahlmännerkollegiums (Electoral College) auf sich zu vereinigen. Dieses Kollegium spiegelt grundsätzlich die Ergebnisse der Einzelstaaten wieder, wobei der Gewinner eines Staates normalerweise alle Stimmen der Wahlmänner des Staates erhält, egal wie hoch oder knapp er die Wahl gewonnen hat.

Und da die meisten Staaten traditionell eher einer Partei zuneigen und der Wahlausgang damit in vielen Staaten praktisch schon lange vor dem Wahltag feststeht, entscheiden häufig wenige Staaten mit wechselnden Mehrheitsverhältnissen die Wahl. Auf diese sogenannten Swing States oder Battleground States konzentriert sich naturgemäß besonders in der letzten Phase des Wahlkampfs die Aufmerksamkeit der Kandidaten.

Als Swing States gelten in diesem Jahr bis zu 13 Bundesstaaten von New Hampshire im Osten bis New Mexico im Westen, wobei das Augenmerk regelmäßig auf drei große Staaten gerichtet ist, die den Wahlausgang bei vergangenen Wahlen mit entschieden haben: Florida, Ohio und Pennsylvania. Seit 1960 wurde niemand Präsident, der nicht mindestens zwei dieser Staaten gewann.

Geteilte Wählerschaft

Warum ist die Wahl in diesen drei Staaten häufig sehr knapp? Weil sich die Wählerschaft in allen drei Staaten sowohl aus traditionell eher republikanisch wie aus demokratisch gesinnten Wählern zusammensetzt. Komplettiert wird die Mischung durch ein Segment von unabhängigen, wechselwilligen Wählern, die ihre Entscheidung vom jeweiligen Kandidaten und den für sie wichtigsten Themen abhängig machen.

So tendiert beispielsweise der urbane Osten Pennsylvanias eher zu den Demokraten, während die ländlich geprägte Mitte des Staates eher den Republikanern zuneigt. Wie sich die Arbeiter des im Westen gelegenen traditionellen Stahl- und Kohlerevier entscheiden, könnte daher die Wahl in Pennsylvania entscheiden. Sowohl 2000 wie 2004 ging der Staat knapp an den demokratischen Kandidaten.

McCain muss Ohio gewinnen

Ähnlich ist die Situation in Ohio, einem Staat, der sowohl landwirtschaftlich wie industriell geprägt ist und in dem in den letzten Jahren Tausende von Arbeitsplätzen verloren gingen. Umkämpft ist hier Zentral-Ohio, dessen Wähler das Zünglein an der Waage spielen könnten. Ohio ist besonders für John McCain wichtig: Kein Republikaner gewann jemals die Wahl, der nicht auch in Ohio siegte.

Florida schließlich ist ebenfalls ein Staat den McCain gewinnen muss, will er ins Weiße Haus einziehen. Doch der aus einer starken hispanischen Bevölkerungsgruppe, Zuzüglern aus dem kalten Norden der USA und vielen aktiven und ehemaligen Soldaten zusammengesetzte 18-Millionen-Einwohner-Staat ist immer für eine Überraschung gut. So gewann George W. Bush im Jahr 2000 nach einem historischen Auszählungsmarathon in Florida und einem Urteil des Obersten Gerichtshofs schließlich die Präsidentschaftswahl, weil er Florida zugesprochen bekam.

Die Tatsache, dass regelmäßig eine kleine Anzahl von Staaten die Wahl entscheiden, sorgt natürlich für Unmut bei manchen Wählern in anderen Staaten. Sie beklagen nicht nur, dass ihre Anliegen weniger Aufmerksamkeit bei den Kandidaten und den Medien bekommen, sondern auch dass ihre Stimme weniger Gewicht hat. Daran wird sich jedoch ohne eine Anpassung der Wahlgesetze kaum etwas ändern.