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Die unnahbaren Sieger

Olivia Fritz26. Mai 2013

Borussia Dortmund und FC Bayern sind zurück aus London. Während der BVB die Nähe der Fans sucht, geht der FCB zur Tagesordnung über. Ein Thema bewegt beide Vereine nach dem Finale: Robert Lewandowski.

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Arjen Robben, Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger and Rafinha feiern beim Bankett in London. (Foto: REUTERS/Alexander Hassenstein/Pool)
Freude beim Bankett, Ruhe in München: Die Bayern und ihre Feierstrategie.Bild: Reuters

Die Augen versteckt unter großen, dunklen Sonnenbrillen kommen sie aus dem Mannschaftshotel, einer nach dem anderen klettern sie unter dem Jubel der Fans in den Bus: Die Könige Europas, die Champions-League-Sieger des FC Bayern München. Alle grinsen fröhlich, Bastian Schweinsteiger schreibt Autogramme. Matchwinner Arjen Robben hat sogar auf seine Sonnenbrille verzichtet, man merkt, wie ihm der warme Applaus der Bayern-Anhänger gut tut, sicher auch die Schlagzeilen der Zeitungen: "Rockin' Robben" und "Mr. Selbstsicher".

Die bayerische Partynacht in London steckt ihnen noch in den Knochen, ebenso das aufreibende Finale. Beim obligatorischen Bankett tanzten, sangen und feierten die Bayern-Spieler den so lang ersehnten Triumph, den ersten Champions-League-Titel seit zwölf Jahren und auch die Rekord-Meisterschaft bis früh in den Morgen. Bayern-Trainer Jupp Heynckes, der sein letztes Jahr mit dem Tripel krönen kann, sprach von außergewöhnlichen Spielern, herzte Franck Ribéry. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ließ sich sogar zu einem Satz hinreißen, den die Stuttgarter, nächster Finalsieger der Bayern am kommenden Samstag (01.06.0213) im DFB-Pokal, ungern vernehmen werden: "Die Kanonen werden heute freigegeben. Mit 1,8 Promille haben wir nächste Woche trotzdem eine Chance."

Die Wembley-Helden sind zurück

Dennoch verzichtet der FCB auf weitere Feierlichkeiten in der Heimat, die Fans zu Hause werden keine Chance bekommen, ihre Mannschaft zu sehen, hat der deutsche Rekordmeister mehrfach angekündigt. Weder am Flughafen, noch auf den Rathaus-Balkon. Das heben sie sich für den 2. Juni auf, den Tag nach dem DFB-Pokalfinale.

Dortmunder verdiente Finalisten

Ganz anders sah es in Dortmund aus, dort kam es zu einer großen Feier im Stadion, kurz nachdem die Mannschaft gelandet war. Man wollte sich unbedingt den Fans zum Saisonabschluss noch einmal präsentieren. Die Mehrheit der Spieler brauchte dabei keine Sonnenbrillen, in Dortmund herrschte Nieselregen, alles grau in grau, passend zur Stimmung.

Auch die Dortmunder hatten den Abend zuvor bei einem Bankett ausklingen lassen, allerdings deutlich nüchterner als die Bayern. Besonders bitter lief es für Kevin Großkreutz, der eigentlich zusammen mit Sven Bender zur Nationalmannschaft in die USA reisen wollte, sich bei dem Endspiel aber eine Fußverletzung zugezogen hat – Verdacht auf Mittelfußbruch.

Gedämpfte Stimmung beim Bankett der Dortmunder. (Foto: Federico Gambarini/dpa)
Gedämpfte Stimmung beim Bankett der Dortmunder.Bild: picture-alliance/dpa

Es war nach dem verlorenen Finale nicht die einzige Hiobsbotschaft für die Borussia. Denn kaum war das Spiel vorbei, ging es zwischen den beiden deutschen Erzrivalen so weiter wie in den letzten Wochen: Nach dem aus Dortmunder Sicht infamen Schachzug der Bayern, den Dortmundern Mario Götze abzuluchsen, äußerte sich Bayern-Trainer Heynckes bei der Pressekonferenz nach dem Spiel recht offenherzig über die zukünftige Personalplanung:"Götze wird kommen. Und Lewandowski wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen."

Damit plauderte der Bayern-Trainer ein in informierten Kreisen wohl offenes Geheimnis aus und zwang BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zu einer trotzigen Antwort: "Das ist nicht sein Thema. Heynckes soll sich auf den nächsten Samstag und die Mannschaftsaufstellung gegen den VfB Stuttgart konzentrieren", polterte er ungehalten. BVB-Stürmer Lewandowski hat eigentlich noch einen Vertrag bis 2014. Der Dauerzwist zwischen beiden Vereinen wird also weitergehen, auch nach der Saisonpause.

"Gewonnen hat Deutschland"

Die Borussia ist angeschlagen, jedoch nicht gebrochen. "Ich brauche einen Moment, dass ich den Stolz wieder fühle, der irgendwo in mir schlummert auf meine Mannschaft", erklärte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, gab sich dann aber wieder gewohnt angriffslustig: "Jetzt gehen wir in den Urlaub, und dann kaufen wir ein paar Spieler. In zwei Jahren ist das Finale in Berlin. Das wäre vielleicht ein guter Platz, um in ein weiteres Champions-League-Finale einzuziehen."

Auch wenn es sich für die Dortmunder im Moment nicht so anfühlen mag: International haben sie sich großen Respekt erarbeitet. Die Fachpresse überschlägt sich mit Lobeshymnen, die Fußballwelt verneigt sich vor beiden deutschen Teams. "Gewonnen hat Deutschland. Alle Spieler, alle, hätten auf Schultern vom Platz getragen werden müssen", schrieb die spanische Zeitung "Sport". "Bayern München und Borussia Dortmund haben bewiesen, dass sie heute Lichtjahre von ihren europäischen Rivalen entfernt sind, Barça und Real Madrid eingeschlossen", würdigte die spanische "La Vanguardia" die Leistung beider Teams.

Die gastgebenden Briten erlebten die deutschen Fußballfans übrigens als weitgehend friedlich feiernde Touristen und selbst in Österreich war die Freude groß. "Danke, David! Wir sind Champions-League-Sieger", jubelte die Zeitung "Heute" aus der Alpenrepublik. Denn der Münchener David Alaba ist der erste Österreicher, der in der Königsklasse den Titel geholt hat.