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Politik

Wahllokale in Großbritannien sind geöffnet

8. Juni 2017

Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat im Vereinigten Königreich die Parlamentswahl begonnen. Nur eine Frage interessiert: Wieviel Vorsprung vor Labour kann die konservative Umfrage-Queen May tatsächlich behalten?

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Großbritannien Parlamentswahl
Bild: picture alliance/AP Photo/A. Grant

Fast ein Jahr nach dem Brexit-Referendum wählen die Briten vorzeitig ein neues Parlament. Seit 8.00 Uhr MESZ haben die mehr als 40.000 Wahllokale in England, Schottland, Wales und Nordirland geöffnet. Die Briten können bis 23.00 Uhr ihre Stimme abgeben. Premierministerin Theresa May und ihr Herausforderer der Labour-Partei, Jeremy Corbyn, gaben bereits ihre Stimme ab. Eine auf Wählerbefragungen basierende Prognose folgt direkt nach Schließung der Wahllokale. In der Nacht dürfte sich ein belastbarer Trend des Wahlergebnisses abzeichnen, das Endergebnis wird aber erst am Freitagnachmittag vorliegen.

Das Unterhaus hat so viele Sitze wie Großbritannien Wahlkreise: 650. Um diese bewerben sich insgesamt mehr als 3000 Kandidaten. Vor seiner Auflösung am 3. Mai schickten die Konservativen die meisten gewählten Volksvertreter ins Parlament: 330 Sitze - die absolute Mehrheit - standen den Tories zu. Labour holte bei der letzten Wahl im Jahr 2015 insgesamt 232 Sitze. Die Schottische Nationalpartei (SNP) war mit 56 Sitzen die drittstärkste Kraft. Die Liberaldemokraten, die als einzige landesweite Partei für einen Verbleib in der Europäischen Union kämpfen, hatten acht Sitze.

The winner takes it all  

Großbritannien hat ein reines Mehrheitswahlrecht: Die Briten haben damit nur eine Stimme. Um einen Sitz zu bekommen, müssen Politiker in ihrem Wahlkreis die meisten Stimmen holen. Bei 650 Abgeordneten im Unterhaus ergäbe sich rechnerisch bei 326 eine absolute Mehrheit. Der (die) künftige Premierminister(in) wird aber wohl etwas weniger Stimmen brauchen. Die gewählten Vertreter der nordirischen Partei Sinn Fein nehmen traditionell ihre Sitze in Westminster nicht ein - aus Protest gegen Großbritannien. Die katholisch-republikanische Partei Sinn Fein hat einen festen Wählerstamm; 2015 holte sie vier Sitze.

Großbritanniens Premierministerin Theresa May  (Foto: Reuters/B. Stansall)
Premierministerin Theresa May (Konservative) strebt die ganz große Rückendeckung für die Brexit-Verhandlungen anBild: Reuters/B. Stansall

Der rechtspopulistischen Partei Ukip droht der Kollaps bei der Wahl. Im Parlament waren die EU-Gegner zuletzt nicht mehr vertreten. Im März war der Inhaber ihres einzigen Abgeordnetensitzes aus der Partei ausgetreten. "Die Konservativen werden vermutlich viele Ukip-Wähler abziehen", sagte John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow.

Wahlkampf: May schwächelte, Corbyn stichelte

Premierministerin May möchte mit der vorgezogenen Parlamentswahl eine größere Mehrheit für ihre Tories und damit mehr Rückendeckung für die Brexit-Verhandlungen bekommen. Die Konservative will Großbritannien sowohl aus der EU als auch aus dem Europäischen Binnenmarkt führen. Die Gespräche mit Brüssel beginnen am 19. Juni. Umfragen zufolge könnte die Konservative ihr Ziel einer komfortablen Mehrheit im britischen Parlament verfehlen. Als May die Neuwahl ausrief, lagen die Konservativen zeitweise noch mehr als 20 Prozentpunkte vor Labour. Fehler Mays ließen den Vorsprung aber bis auf wenige Prozentpunkte im einstelligen Bereich schmelzen. So verweigerte May gemeinsame TV-Duelle mit Labour-Chef Corbyn. Bei Wahlkampfauftritten wirkte die 60-Jährige verkrampft.

Nach drei Terroranschlägen in Großbritannien in drei Monaten warfen Kritiker May zudem vor, während ihrer Zeit als Innenministerin für den Abbau von über 20.000 Stellen bei der Polizei mitverantwortlich gewesen zu sein. Auf starke Kritik der Opposition stießen ihre Äußerungen, notfalls Menschenrechte einzuschränken, um Terrorverdächtige länger festzuhalten oder schneller abzuschieben. Corbyn verspricht im Wahlprogramm 10.000 zusätzliche Polizisten. Der Altlinke spricht junge Wähler an. Sein Ziel: die Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. So will er Studiengebühren abschaffen, die Bahn verstaatlichen und das marode Gesundheitssystem auf Vordermann bringen. Er gilt aber als führungsschwach.

sti/cr (afp, dpa, rtr)