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Die Welt schaut gespannt nach Kanada

12. Februar 2010

Nach sieben Jahren Vorbereitung fiebert Kanada der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Vancouver entgegen. Sorgen bereitet den Organisatoren vor allem das Wetter. Und: Es gibt einen ersten Doping-Verstoß.

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Sängerin Sarah McLachlan mit olympischer Fackel(Foto: AP)
Die Spannung steigt, die Fackel nähert sich dem OlympiastadionBild: AP

Schneesturm, Regen, Nebel und trübe Aussichten: Über dem Wettkampf-Programm des Eröffnungswochenendes ziehen immer dunklere Wolken auf. Zwar verwandelte ein überraschend aufgezogener Schneesturm Vancouvers Hausberg Cypress Mountain in ein weißes Wintersport-Paradies. Doch angekündigter Dauerregen könnte in den kommenden Tagen die weiße Pracht wieder dahin schmelzen lassen.

"Vancouver ist bereit"

John Furlong (Foto: vancouver2010.com)
Optimist: OK-Präsident FurlongBild: vancouver2010.com

Der Chef des Organisationskomitees (VANOC), John Furlong, zeigte sich dennoch optimistisch: "Ich bin zuversichtlich, dass alles glatt laufen wird. Wir sind bereit. Vancouver ist bereit, die Sportstätten sind bereit." Den von Olympia-Gegnern angekündigten Demonstrationen am Tag der Eröffnungszeremonie (12.02.2010, Ortszeit) und am ersten Wettkampftag sieht Furlong nach eigenen Angaben gelassen entgegen. "Es ist selten, dass an einem normalen Wochenende in Vancouver nicht protestiert wird, aber der Sicherheitsdienst wird dafür sorgen, dass jeder eine tolle Erfahrung haben wird", versprach er.

Auch wenn es, wie von Meteorologen vorhergesagt, während der Eröffnungsfeier wohl regnen wird - die Sportler, Ehrengäste und Zuschauer werden im "BC Place Stadium" im Trockenen sein: Die Zeremonie findet - ein Novum in der olympischen Geschichte - unter geschlossenem Dach statt. Eineinhalb Jahre nach dem bombastischen Startschuss für die olympischen Sommerspiele in Peking erwartet die Zuschauer in Vancouver eher eine Eröffnungsfeier der leisen Töne. Die westkanadische Stadt will die olympische Familie mit einer "zauberhaften Zeitreise" durch 12.000 Jahre willkommen heißen und den einst vertriebenen Ureinwohnern die Hand reichen.

"Spektakulär" und "phänomenal"

Medaillen (Foto: AP)
Um Gold, Silber und Bronze kämpfen diesmal rund 2700 Athleten aus 82 LändernBild: AP

"Die Eröffnungsfeier ist unsere größte Chance, einem weltweiten Publikum die Geschichte unseres modernen Landes zu erzählen, die die Welt inspirieren wird", betonte VANOC-Chef Furlong. Augenzeugen berichteten von einer gelungenen Generalprobe. "Es war spektakulär, es war fantastisch, es war überraschend, es war phänomenal", sagte ein junges Paar, nachdem Zeremonienmeister David Atkins zum letzten Mal sämtliche Details durchgespielt hatte. Andere Zuschauer, die zum Stillschweigen über die genauen Abläufe der Show verdonnert wurden, sprachen von einem "absolut einmaligen Erlebnis".

Eine besondere Ehre bei der Eröffnungsfeier wird Bob-Pilot André Lange zuteil. Vor einem Milliarden-Fernseh-Publikum wird der dreimalige Goldmedaillengewinner als Fahnenträger die deutsche Mannschaft anführen. "Das wird ein bewegender Moment für mich. Ich könnte mir vorstellen, dass mir richtig mächtig die Gänsehaut den Rücken runterläuft", sagte der Oberhofer, nachdem ihn der Deutsche Olympische Sportbund auserwählt hatte. Das Wissen um den letzten Fackelträger bleibt, wie bei Olympa üblich, ein großes Geheimnis. Die Eishockey-verrückten Gastgeber spekulieren darauf, dass ihr Sportheld Wayne Gretzky die olympische Flamme entzünden wird.

Olympische Ringe im Schneetreiben (Foto: AP)
Gutes Wetter sieht anders aus: Hier soll die Ski-Abfahrt stattfindenBild: AP

Stimulanz im Training

Kurz vor der Eröffnung rückte das Dauerthema Doping wieder in den Mittelpunkt. Wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) mitteilte, wurde im Urin der russischen Eishockey-Spielerin Swetlana Terentewa die Substanz Tuaminophetan gefunden. Da dieses Stimulanzmittel im Wettbewerb, nicht jedoch im Training verboten ist, kam die Russin mit einer Verwarnung davon und darf am olympischen Turnier teilnehmen.

Terentewa hatte angegeben, zur Behandlung einer Erkältung im Januar das Mittel Rhinofluimucil verschrieben bekommen zu haben, mit der Einnahme aber am 3. Februar aufgehört zu haben. Die Athletin habe sich "total kooperativ" verhalten, erklärte das IOC. Es hat nach elf Doping-Fällen von russischen Wintersport-Athleten in den vergangenen zwölf Monaten ein besonderes Auge auf die große Sportnation geworfen.

Sturm im Reagenzglas

John Fahey (Foto: AP)
WADA-Chef Fahey: Diesmal "weniger Betrüger"Bild: AP

Ein von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) vermeldetes Startverbot für über 30 Athleten entpuppte sich als PR-Bluff. Nach vielen bohrenden Fragen von Journalisten wurde deutlich, dass die WADA nur viele alte Fälle addiert hatte, um glauben zu machen, dass mehr als zwei Dutzend Athleten von der Startliste gestrichen wurden und die Spiele sauberer denn je seien. Die Botschaft, die gesendet werden sollte, war laut WADA-Chef John Fahey jene: "In Vancouver werden deutlich weniger Betrüger starten als bei anderen Olymischen Spielen."

Favorit Deutschland

Vor Beginn der Spiele ist Deutschland - jedenfalls in Wettbüros - der Favorit auf den Gewinn der meisten Medaillen. Auf den Plätzen zwei und drei sehen die Buchmacher Gastgeber Kanada und die USA. Unterstützung von höchster Stelle können sich die deutschen Sportler und Sportlerinnen jedenfalls sicher sein. Bundespräsident Horst Köhler schickte der Mannschaft eine Grußbotschaft nach Kanada. "Ganz Deutschland drückt Ihnen die Daumen, dass Sie in Vancouver erreichen, was Sie sich vorgenommen haben. Meine Frau und ich tun das natürlich auch. Ich wünsche Ihnen, dass jede und jeder Einzelne von Ihnen das nötige Glück hat, das man bei allem Können doch auch immer braucht", schrieb Köhler.

Autor: Christian Walz (dpa, sid)
Redaktion: Rolf Breuch