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Die wichtigsten Fragen zur Bundestagswahl

25. September 2021

An diesem Sonntag wählen die Deutschen einen neuen Bundestag. Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten zur 20. Bundestagswahl.

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BdTD Deutschland Dresden | Bundestagswahl 2021 | Briefwahl
Wahlurnen gefüllt mit Wahlzettelumschlägen der BriefwahlBild: Sebastian Kahnert/dpa/picture alliance

Warum ist diese Wahl so wichtig?

Seit 16 Jahren führt Angela Merkel eine unionsgeführte Bundesregierung. Jüngere Wähler können sich an keine andere Bundeskanzlerin oder Bundeskanzler erinnern. Nun tritt die 67-Jährige ab. Und die Union, lange Zeit geprägt von einem Streit um die künftige Führung, schwächelt in den Umfragen in den Wochen vor der Wahl.

Was wählen die Wahlberechtigten am Sonntag?

Niemand wählt am Sonntag den Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin. Die Wahl gilt Abgeordneten, also Repräsentanten des Volkes. Erst etliche Wochen später wählen diese Abgeordneten im Bundestag dann eine Bundeskanzlerin oder einen Bundeskanzler, der oder die die nächste Regierung bildet.

Vereidigung Bundeskanzlerin Merkel 2005
Angela Merkel bei ihrer ersten Vereidigung als Bundeskanzlerin 2005Bild: Guido Bergman/picture-alliance dpa

Warum haben Wählerinnen oder Wähler bei der Bundestagswahl zwei Stimmen?

Das deutsche Wahlrecht schreibt ein personalisiertes Verhältniswahlrecht vor.Dafür hat jeder Wahlberechtigte zwei Stimmen, eine sogenannte Erst- und eine Zweitstimme. Jeder Wähler darf also zwei Kreuze setzen. Die Erststimme entscheidet in jedem der 299 Wahlkreise über einen konkreten Kandidaten. So ist sichergestellt, dass jeder Wahlkreis, jede Region im Parlament vertreten ist. Mit der Zweitstimme wählen die Wahlberechtigten dann die Landesliste einer Partei. Diese Zweitstimmen entscheiden über die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag und sind deshalb wichtiger als die Erststimme. Wegen der eventuellen Diskrepanz zwischen der Zahl direkt gewählter Abgeordneter und der Zweitstimmen-Ergebnisse lässt sich nicht exakt vorhersagen, wie groß das künftige Parlament wird. Experten halten sogar eine Zahl der Abgeordneten zwischen 800 und 900 für möglich.

Wer ist wahlberechtigt?

All diejenigen, die am Wahlsonntag mindestens 18 Jahre alt sind, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben und seit mindestens drei Monaten in Deutschland wohnen. Deutsche, die im Ausland wohnen, dürfen auf Antrag an der Wahl teilnehmen.

Anders als bei Kommunalwahlen dürfen Menschen, die keinen deutschen Pass haben, aber seit vielen Jahrzehnten in Deutschland wohnen, nicht an der Abstimmung teilnehmen.

Wie viele Wahlberechtigte können abstimmen?

Bei der Wahl werden nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamts etwa 60,4 Millionen Deutsche wahlberechtigt sein. Die Zahl der wahlberechtigten Frauen (31,2 Millionen) ist höher als die der Männer (29,2 Millionen). Vor vier Jahren, bei der Wahl zum 19. Deutschen Bundestag, gab es nach Angaben des Bundeswahlleiters noch rund 61,7 Millionen Wahlberechtigte.

Bundestagswahl  2021 Wahlplakate in Frankfurt am Main
Wahlplakate in Frankfurt am MainBild: Arne Dedert/dpa/picture alliance

Wie viele Erstwähler gibt es?

Rund 2,8 Millionen Deutsche, sogenannte Erstwählende, wurden seit der letzten Wahl 2017 18 Jahre alt und dürfen erstmals an der Bundestagswahl teilnehmen. Das sind 4,6 % aller Wahlberechtigten. Zum Vergleich: 21,3 Prozent der Wahlberechtigten sind 70 Jahre alt oder älter.

Wie viele Parteien treten zur Wahl an?

Insgesamt nehmen 47 Parteien an der Wahl teil. Davon haben 40 Parteien in mindestens einem Bundesland eine sogenannte Landesliste aufgestellt; die Prozentzahl an Zweitstimmen, die eine Partei in einem Bundesland erreicht, entscheidet darüber, wie viele Kandidierende von diesen Listen jeweils in den Bundestag kommen. Nur bei elf Parteien gibt es eine solche Landesliste für alle 16 Bundesländer, darunter die SPD, die AfD, die FDP und die Linke; Die CDU tritt nicht in Bayern mit einer Liste an, die Grünen nicht im Saarland.

Wie hoch wird die Wahlbeteiligung sein?

In den allermeisten Fällen ist die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen höher als bei Landtags- oder Kommunalwahlen. Die bislang höchste Beteiligung gab es 1972 (91,1 Prozent). Die niedrigste 2009 (70,8 Prozent). Tendenziell beteiligten sich bis Anfang der 1980er Jahre mehr Menschen an der Wahl als in den späteren Jahrzehnten. Die Wahlbeteiligung gilt als Ausdruck der grundsätzlichen Zustimmung zum politischen Geschehen.

Wie funktioniert die Bundestagswahl?

Warum gibt es keine Wahlpflicht?

Eine Wahlpflicht wurde früher gelegentlich diskutiert. Aber sie widerspricht der Freiwilligkeit der Wahlentscheidung. Als der ostdeutsche Bürgerrechtler Joachim Gauck am 18. März 2012 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, erinnerte der damals 72-Jährige in seiner Dankesrede an seine erste Beteiligung an einer freien und demokratischen Wahl. Damals ging es am 18. März 1990 um die Wahl der ersten freien Volkskammer der DDR. "Was für ein schöner Sonntag", sagte Gauck. "Wir, das waren Millionen Ostdeutsche, die nach 56-jähriger Herrschaft von Diktatoren endlich Bürger sein durften. … In jenem Moment war da in mir neben der Freude ein sicheres Wissen - ich werde niemals, niemals eine Wahl versäumen. Ich hatte einfach zu lange auf das Glück der Mitwirkung warten müssen, als dass ich die Ohnmacht der Untertanen je vergessen könnte."

Gibt es Wahlcomputer?

Zur Stimmabgabe sind ausschließlich amtliche Stimmzettel zugelassen. Nur ein einziges Mal, bei der Bundestagswahl 2005, gab es für mehr als eine Million Menschen die Möglichkeit zur Abstimmung per Computer. Das Bundesverfassungsgericht entschied später, dass die Verwendung von Wahlcomputern dem Grundsatz der Öffentlichkeit der Wahl widerspreche und verfassungswidrig sei. Angesichts mutmaßlicher Hacker-Attacken oder -Angriffsversuchen auf elektronische Wahlen in anderen Ländern sind in den vergangenen Jahren die Bedenken gegen eine elektronische Wahl noch gestiegen.

Bundestagswahl - CDU-Anhaenger warten auf Wahlergebnisse
Jubel oder Tränen am Wahlabend (hier 2017) - dann langes Warten.Bild: picture-alliance/dpa/U. Baumgarten

Wann gibt es das Wahlergebnis?

Direkt nach Schließung der Wahllokale gibt es sogenannte Prognosen. Sie kommen von Meinungsforschern, die dazu als Grundlage Umfragen von Wählerinnen und Wählern nach Verlassen der Wahllokale durchführen.

Wenn dann die ersten tatsächlich ausgezählten Abstimmungsergebnisse vorliegen, gibt es sogenannte Hochrechnungen. Dazu werden die Ergebnisse mit früheren Wahlen verglichen. Aber dabei gibt es noch viele Unsicherheiten.

Wohl erst am frühen Montagmorgen gibt es ein "vorläufiges Ergebnis" der Wahl. Bis zur Veröffentlichung des amtlichen Endergebnisses vergehen dann viele Wochen.

Gibt es Wahlbeobachter?

Die Wahlen sind ein öffentlicher Vorgang. Jede und jeder kann sich den Tag über bis nach der Stimmauszählung in einem Wahllokal aufhalten und sich ein Bild verschaffen. Seit der 17. Bundestagswahl 2009 gibt es jeweils eine Wahlbeobachtung durch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Einige Expertinnen und Experten aus den 57 OSZE-Staaten verfolgen die Umsetzung der Wahl in Deutschland.

Ist Angela Merkel auch nach der Wahl noch Bundeskanzlerin? 

Auch nach dem Wahlsonntag heißt die Bundeskanzlerin noch Angela Merkel. Formell endet die Amtszeit mit der konstituierenden ersten Sitzung des neu gewählten Bundestages; diese muss spätestens 30 Tage nach dem Wahlsonntag stattfinden. Solange der Bundestag danach noch keinen neuen Kanzler oder eine Kanzlerin gewählt hat, bleibt Merkel aber weiter geschäftsführend im Amt. Nach der Bundestagswahl 2017 galt dies für mehrere Monate.

Berlin Konstituierung 19. Deutscher Bundestag
Erste Sitzung des 19. Bundestags am 24.10.2017 - damals noch ohne neue RegierungBild: DW/Nikita Jolkver

Wann ist die neue Bundesregierung im Amt?

Nach der Wahl analysieren die Parteien zunächst das Wahlergebnis. Danach starten zwischen möglichen Koalitionspartnern in der Regel zunächst vorklärende Sondierungsgespräche, daraus werden dann eventuell Koalitionsgespräche. All das kann langwierig sein. Die neue Bundesregierung ist erst im Amt, wenn der Bundestag mit absoluter Mehrheit einen neuen Kanzler oder eine Kanzlerin gewählt hat, wenn der neue Regierungschef seine Minister benannt hat, diese alle dann vom Bundespräsidenten die Ernennungsurkunden bekommen haben und im Parlament vom Bundespräsidenten vereidigt worden sind. Zur Erinnerung: Die Wahl des 19. Deutschen Bundestages fand am 24. September 2017 statt. Die (Wieder-) Wahl der Bundeskanzlerin erfolgte erst am 14. März 2018