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Die WM und das Trainerkarussell

6. Juli 2006

Das WM-Trainerkarussell dreht sich immer schneller. Schon elf Fußball-Lehrer haben nach dem WM-Aus ihren Job aufgegeben. Nur bei neun der 32 WM-Teilnehmer macht der Coach definitiv weiter.

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Die FIFA erteilte La Volpe Rauchverbot an der SeitenlinieBild: AP

Der vorerst letzte in der Reihe ist Ricardo La Volpe, der mit Mexiko im Achtelfinale an seinem Heimatland Argentinien gescheitert war. Der 54-Jährige sprach sich selber gegen eine Weiterbeschäftigung aus. Er wolle stattdessen einen Trainerjob in Europa übernehmen. Aber vielleicht kommt alles auch ganz anders. Direkt nach der 1:2-Niederlage nach Verlängerung gegen die Gauchos hatte der umstrittene Kettenraucher ("El Fluppe") noch erklärt, er wolle weiter als mexikanischer Coach arbeiten.

Kurz vor La Volpe hatte bereits Alexandres Guimaraes in Costa Rica sein Amt zur Verfügung gestellt. Trotz eines noch laufenden Vertrags bis 2010 verzichtete der gebürtige Brasiliander auf eine Fortsetzung seiner Arbeit - aus Sorge um die Sicherheit seiner Familie.

Sven Göran Eriksson - Nationaltrainer England
Abschied von der Insel: Sven-Göran ErikssonBild: dpa

Solche Probleme hat Sven-Göran Eriksson nicht. Allerdings wird dem ungeliebten Schweden in englischen Diensten, der schon vor der WM seinen Rücktritt ankündigte, wohl keiner eine Träne nachweinen, wenn er die Geschäfte wie geplant dem bisherigen Teammanager von FC Middlesbrough, Steve McClaren, übergibt. Eriksson ist mittlerweile als möglicher Trainer von Real Madrid gehandelt - aber es gibt wohl keinen Namen, der dafür noch nicht genannt wurde.

Rücktritt vom Rücktritt?

Aufgegeben hat auch schon Pawel Janas (Polen), der mit seinem Rücktritt nach dem kläglichen Aus in der Vorrunde seinem Rauswurf zuvorgekommen war. Bei Serbien (und noch Montenegro) ist die Ära Ilija Petkovic beendet. Der 60-Jährige gab seine Demission nach dreijähriger Tätigkeit bekannt. Als mögliche Kandidaten für den Trainerposten werden derzeit Ghanas Coach Ratomir Dujkovic, aber auch der frühere niederländische Fußball-Star Ruud Gullit sowie der jüngst als Spieler zurückgetretene Sinisa Mihajlovic gehandelt.

Jose Pekerman
Der argentinische Trainer Jose PekermanBild: dpa - Report

Seinen Rücktritt erklärt hat zwar der argentinische Coach Jose Pekerman. Aber Verband und Fans wollen ihn zu einem Rücktritt vom Rücktritt bewegen. Zwar steht Diego Armando Maradona, der bei der WM in Deutschland vor allem als Dauerhüpfer auf den Tribünen auffiel, als "Nachfolger" zur Verfügung - aber diese Kandidatur nimmt er wohl nur selber ernst. Definitiv nicht weitermachen werden Henri Michel (Elfenbeinküste - wird Clubtrainer in Quatar), Branko Ivankovic (Iran), Guus Hiddink (Australien - künftig Russland), Zico (Japan - Nachfolger von Daum bei Fenerbahce) und Dick Advocaat (Südkorea - wechselt zu Zenit St. Petersburg).

Im Amt bleiben nach derzeitigem Stand der Dinge lediglich Marco van Basten (Niederlande), Luis Oliveira Goncalves (Angola), Karel Brückner (Tschechien), Jakob "Köbi" Kuhn (Schweiz), Luis Aragones (Spanien), Oleg Blochin (Ukraine), Roger Lemerre (Tunesien) und Marcos Paqueta (Saudi-Arabien).

Zaudern, pokern und schweigen

Offen ist die Zukunft der vier Halbfinalisten. Jürgen Klinsmann erbat sich nach dem Halbfinal-Aus gegen Italien Bedenkzeit. Marcello Lippi (Italien) hatte zwar vor der WM angedeutet, dass er aus privaten Gründen nicht weitermachen wolle. Jetzt verkündete der 58-Jährige, dass er sich erst nach dem Finale am Sonntag (9.7.2006) definitiv entscheiden werden.

Luiz Felipe Scolari
Umworben: Luiz Felipe ScolariBild: AP

Umworben ist WM-Rekordtrainer Luiz Felipe Scolari, den Portugal gerne halten möchte. Dem Brasilianer, der sein Heimatland 2002 zum Titel führte, liegt ein Vertragsangebot bis 2008 vor - doch der 57-Jährige pokert noch. Und Frankreichs Raymond Domenech, im eigen Land lange umstritten, hat mit dem Erreichen des Endspiels, seine Kritiker zum Schweigen gebracht.

Der zwölfte vakante Trainerposten dürfte in Kürze das Amt beim fünfmaligen Weltmeister Brasilien sein. Carlos Alberto Parreira ist nach dem Viertelfinal-K.O. gegen Frankreich zwar nicht offiziell zurückgetreten. Aber sein erneuter Abschied von der "Seleção" (es wäre sein dritter) ist wohl nur eine Frage der Zeit. (wga)