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Die Zukunft der Atomwaffen

Christoph Ricking19. Februar 2013

Der Iran arbeitet vermutlich an einer Atombombe und Nordkorea hat zum dritten Mal eine eigene Nuklearbombe getestet. Sind die USA mit ihrer Strategie zur Eindämmung von Atomwaffen damit gescheitert?

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Atompilz, Atomtest in den USA Badger, Nevada Testgelände (Foto: AP)
USA Atombombe Sprengung in der Wüste von Nevada AtompilzBild: APGraphics

Noch nie hatte ein US-Präsident die nukleare Abrüstung mit so deutlichen Worten gefordert, wie Barack Obama in seiner Prager Rede im Frühjahr 2009. "Ich erkläre klar und mit Überzeugung Amerikas Einsatz für Frieden und Sicherheit in einer Welt ohne Atomwaffen", so der US-Präsident. Am vergangenen Dienstag (12.02.2013) forderte Obama in seiner Rede zur Lage der Nation erneut die nukleare Abrüstung. Die USA würden versuchen, Russland zu überzeugen, gemeinsam weiter abzurüsten.

Nur wenige Stunden vor Obamas Rede zur Lage der Nation hatte Nordkorea zum dritten Mal eine Atombombe getestet. Der Iran wird zugleich verdächtigt, ebenfalls an "der Bombe" zu arbeiten. Und mit Pakistan ist ein äußerst instabiles Land Atommacht. Eine Welt ohne Atomwaffen – Obamas Vision von 2009 scheint damit unerreichbar zu sein.

Präsident Barack Obama, zwischen Vize-Präsident Joe Biden und dem Sprecher des des Repräsentantenhauses, John Boehner während der Rede zur Lage der Nation. (Foto: AFP)
In seiner Rede zu Lage der Nation bekräftigte Obama den Willen der USA zur nuklearen AbrüstungBild: Getty Images

"Wir haben einige Problemländer, das sind besonders Nordkorea und Iran", sagt Annette Schaper von der "Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung". "Aber wir haben auch sehr viele Erfolgsgeschichten, die oft vergessen werden. Es hat in der Vergangenheit viel mehr Sorgenländer gegeben."

Fortschritte seit dem Ende des Kalten Krieges

Noch Ende der 1980er Jahre strebte eine ganze Reihe von Ländern nach Atomwaffen. Argentinien und Brasilien zum Beispiel betrieben ein militärisches Nuklearprogramm. Erst in den 1990er Jahren traten beide Länder dem Atomwaffensperrvertrag bei, einem internationalen Abkommen, dessen Unterzeichner sich zur Nichtverbreitung und zur Abrüstung von Nuklearwaffen verpflichten. Südafrika besaß bis zum Ende der Apartheid Kernwaffen, ließ diese jedoch 1991 mit Hilfe der USA verschrotten. Auch Länder wie Ägypten, Libyen, Australien, Taiwan und sogar die Schweiz arbeiteten an der Atombombe.

Die größte Erfolgsgeschichte bei der nuklearen Abrüstung sind die Abrüstungsverträge zwischen den USA und der Sowjetunion beziehungsweise Russland. Die USA und Russland besitzen immer noch rund 90 Prozent aller Kernwaffen weltweit. In den 1980er Jahren lagerten Schätzungen zufolge 50.000 bis 70.000 nukleare Sprengköpfe in den Arsenalen der beider Länder. Mit den so genannten START-Abkommen verpflichteten sich die USA und die Sowjetunion bzw. Russland, ihren Atomwaffenbestand deutlich zu verkleinern. Nach Berechnungen des "Stockholm International Peace Reseach Institues" (SIPRI) besaßen die USA im vergangenen Jahr noch rund 2150 einsatzfähige Atomsprengköpfe, Russland etwa 1800. Im April 2010 einigten sich beide Länder auf das New-START-Abkommen. Demnach sollen die Arsenale bis 2018 um ein Drittel auf jeweils 1550 Atomsprengköpfe reduziert werden. Damit ist das Ende der Abrüstung möglicherweise noch nicht erreicht. "Gerade jetzt ist eine Diskussion im Gange auf amerikanischer Seite, hier vielleicht an die Grenze von 1000 Sprengköpfen zu kommen", sagt Herbert Maier, Politikwissenschaftler an der Universität Regensburg. "Wenn man das im historischen Kontext sieht, kann man durchaus zufrieden sein. Aber wenn man über die vollständige Abrüstung, über die 'atomare Null' redet, dann gibt es noch viel zu tun."

Nordkoreaner feiern auf dem Kim Il-sung-Platz in Pjöngjang den dritten Atomtest ihres Landes. (Foto: Reuters)
Mit großem Aufgebot feierte Nordkorea seinen dritten AtomtestBild: Reuters


Kein Interesse an Abrüstung

Neben den "offiziellen" Atommächten USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China verfügen auch Indien sowie das politisch instabile Pakistan und Nordkorea über die Bombe. Auch Israel ist Atommacht, auch wenn die Regierung in Tel Aviv den Besitz von Kernwaffen bislang nicht offiziell eingeräumt hat. Alle vier Länder sind nicht dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten und lassen sich damit wohl kaum in eine globale Abrüstungsstrategie einbinden. Mit Pakistan und Indien stehen sich zudem zwei Atommächte feindlich gegenüber. Eine Lösung dieses regionalen Konflikts und eine nukleare Abrüstung können beide Länder nur bilateral aushandeln. Auch Nordkorea ist nicht an Abrüstung interessiert, sagt Michael Paul, Rüstungsexperte der "Stiftung Wissenschaft und Politik" (SWP) in Berlin. "Es ist ja auch ein Teil der nationalen Legitimität des Regimes und des Ansehens in der Bevölkerung, stolz sagen zu können: Wir sind Nuklearwaffenmacht", so Paul. "Aber letzten Endes geht es natürlich auch um Regimesicherheit, das heißt um die Garantie der USA, nicht auf den Sturz des nordkoreanischen Regimes hinzuarbeiten."

Atomwaffenfreie Welt? "Nicht in meinem Leben."

Eine Aufrüstungsspirale in Ostasien ist jedoch unwahrscheinlich, solange die USA für die Sicherheit Südkoreas und Japans garantieren. Weitaus gefährlicher ist die Lage im Nahen Osten. Eine iranische Atombombe würde das Kräftegleichgewicht in der ganzen Region ins Wanken bringen. "Die Türkei, Saudi-Arabien und Ägypten streben alle entweder selber eine Vormachtstellung im Nahen und Mittleren Osten an, oder sind zumindest bestrebt, dauerhaft eine Vormachtstellung des Irans zu verhindern", sagt Herbert Maier von der Universität Regensburg. "Hier geht es natürlich erstmal akut darum, den Iran zu hindern, die Atombombe zu bauen und dann auch andere Staaten, damit das keinen Domino-Effekt gibt."

Bis zu einer atomwaffenfreien Welt ist es also offenbar noch ein langer Weg. Das war auch schon Obama während seiner Prager Rede klar. Seiner Vision fügte der US-Präsident damals hinzu: "Ich bin nicht naiv. Dieses Ziel wird nicht schnell zu erreichen sein – wahrscheinlich nicht in meinem Leben."

Präsident Mahmud Ahmadinedschad besucht die Urananreicherungsanlage in Natans (Foto: dpa)
Irans Präsident Ahmadinedschad besichtigt die Urananreicherungsanlage in NatansBild: picture-alliance/dpa
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