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"Dies ist seine letzte Reise"

2. April 2005

Millionen Gläubige in aller Welt verfolgen mit großer Bewegung den Todeskampf von Papst Johannes Paul II. Der Gesundheitszustand des Papstes ist nach Angaben des Vatikans "extrem kritisch".

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Stilles Gebet in PompejiBild: AP
Joaquin Navarro-Valls, päpstlicher Presseprecher
Vatikansprecher Joaquin Navarro-VallsBild: AP

Nach wochenlanger Krankheit verliere der extrem schwache Pontifex Maximus seit Samstag (2.4.) zeitweise das Bewusstsein. Allerdings sei der Papst bisher nicht ins Koma gefallen, sagte Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls. Kurienkardinäle wie der Deutsche Joseph Ratzinger verabschiedeten sich vom Kirchenoberhaupt. "Ihm ist bewusst, dass er zum Herrn geht", meint Ratzinger nach einem Besuch am Sterbebett.

Der seit 1978 regierende Papst, der als einer der wichtigsten Kirchenführer der Neuzeit gilt, liegt seit Freitag in seiner Privatwohnung im Apostolischen Palast im Sterben. Herz und Kreislauf sowie Lunge und Nieren sind nach ärztlichen Angaben extrem angegriffen. Wie lange der Todeskampf andauern könnte, vermochte das päpstliche Ärzteteam nicht zu sagen. Der Zustand des 84-Jährigen sei unverändert kritisch. Nähere Einzelheiten wollte Navarro-Valls, der selber Arzt ist, nicht mitteilen.

Weltweite Betroffenheit

Nonnen in Gethsemane beten für den Papst
Nonnen in Jerusalem beten für den PapstBild: AP

Gläubige in aller Welt haben am Samstag wieder für den todkranken Papst gebetet. Erneut strömten tausende Menschen auf den Petersplatz. Bereits am Freitagabend versammelten sich dort über 60.000 Menschen, darunter viele junge Leute. Viele beteten den Rosenkranz, anderen hielten Kerzen in den Händen. Aus Respekt vor dem todeskranken Papst Johannes Paul II. wurden in Italien alle Sportereignisse am Wochenende abgesagt.

Auch in Asien, Afrika und Südamerika, wo die Hälfte der weltweit 1,1 Milliarden Katholiken lebt, finden zahlreiche Messen und Andachten für den Papst statt. Besonders in Polen, der Heimat des Kirchenoberhauptes, löste das Leiden des Papstes große Betroffenheit aus. Rund 20.000 Katholiken kamen zur Mittagsmesse in Johannes Pauls Taufkirche St. Marien in Wadowice. In Krakau, wo Johannes Paul einst als Bischof und Kardinal wirkte, strömten besorgte Menschen vor das Gebäude der Kurie und warteten auf Nachrichten aus Rom.

"Letzte Reise"

Kölner Dom: Gläubige beten für den Papst
Andacht im Kölner DomBild: AP

In vielen Kirchen - so etwa in Notre Dame in Paris, in der Londoner Westminster-Kathedrale, oder im Wiener Stephansdom - zündeten Gläubige Kerzen neben Fotos des Papstes an. Johannes Paul sei "sein Leben lang auf Reisen gewesen, und dies ist seine letzte Reise", sagte Bischof Alan Hopes während einer Messe in Westminster. Im Kölner Dom versammelten sich am Samstag etwa 1.500 Gläubige. "Wehen Herzens gehen unsere Gedanken nach Rom, wo der Heilige Vater dabei ist, seinen Hirtenstab abzugeben", sagte Erzbischof Kardinal Joachim Meisner.

US-Präsident George W. Bush hat Papst Johannes Paul II. in seiner wöchentlichen Radioansprache als "treuen Diener Gottes und als Vorkämpfer für menschliche Würde und Freiheit" bezeichnet. Wie Millionen Amerikaner und andere Menschen weltweit beteten auch er und seine Frau Laura für das sterbende Oberhaupt der katholischen Kirche, erklärte er.

Johannes Paul II. ist der am drittlängsten amtierende Papst in der Geschichte der katholischen Kirche. Er wird nach seinem Tod neun Tage lang in verschiedenen Zeremonien geehrt werden. Nach den 1996 von ihm selbst erlassenen Regeln wird er zwischen vier und sechs Tage nach seinem Tod bestattet. Die Wahl eines Nachfolgers muss 15 bis 20 Tage nach seinem Ableben erfolgen. (wga)