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Polit-Dinosaurier Peres

Peter Philipp15. Juli 2007

Schimon Peres ist am Sonntag als israelischer Staatspräsident vereidigt worden. Die Präsidentschaft ist der krönende Abschluß der politischen Karriere des 83-Jährigen. Peres folgt dem zurückgetretenen Mosche Katzav.

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Schimon Peres, Quelle: AP
Schimon Peres am Tag der VereidigungBild: AP

Politischen Abgesang auf Schimon Peres hat es schon oft gegeben. Und immer wieder überraschte der wendige Politiker, immer wieder kam er aus Krisen und Problemen als Gewinner hervor. Mit 83 Jahren ist Peres inzwischen der Dinosaurier der israelischen Politik und er kann es nicht lassen: Ein Leben als Privatier, noch dazu als Rentner, ist für ihn ebenso unvorstellbar wie Urlaub oder privates Freizeitvergnügen. Die Macht zieht ihn magisch an, für sie ist er selbst bereit, die Partei zu wechseln. Fest überzeugt, dass man ihn doch brauche.

In der israelischen Bevölkerung hält man Peres aber schon lange für entbehrlich. Vielen Israelis ist der aus Polen stammende Politiker zu elitär, zu eingebildet oder zu machtbesessen. Was auch immer die Gründe sind: Man traut ihm nicht. Und so ist es die Tragik dieses Mannes, dass er zwar schon wiederholt Regierungschef und noch öfter Minister war, niemals aber auf Grund eines von ihm errungenen Wahlsieges. Selbst als er nach der Ermordung Jitzchak Rabins kandidierte, verlor er knapp gegen Benjamin Netanjahu und konnte nicht beweisen, dass das Oslo-Abkommen mit der PLO ein vernünftiger Schritt in Richtung auf einen Frieden war.

Im Ausland Angesehener Vertreter des kultivierten Israel

Ganz anders im Ausland: Da ist Peres angesehener Vertreter des kultivierten Israel und gilt als Vordenker der israelischen Friedenspolitiker. Weil sich seine Worte so wohltuend abheben von den harten Sprüchen so vieler anderer Israelis: "Jedes Volk wählt seine eigenen Führer", betont Peres. "Wir wählen nicht die palästinensischen und die nicht die israelischen Führer. Und keiner von uns kann dem Frieden entgehen – es gibt keine bessere Alternative. Wir müssen also zusammen sitzen und miteinander reden. Und wir müssen uns der Fehler bewusst sein, die jeder Seite vorgeworfen werden können. Aber wir können nur die Zukunft korrigieren, nicht die Vergangenheit."

Peres tritt auf Podiumsdiskussionen in Katar auf oder in Jordanien, er hat auf alles etwas zu sagen, bleibt dabei aber unverbindlich. Wer von ihm konkrete Aussagen hören will, der bleibt meistens enttäuscht, und wer von ihm das Eingeständnis von Fehlern erwartet, ebenso. Peres hat sein Leben lang für ein starkes Israel gearbeitet, er hat die Grundlage geschaffen für die israelische Atompolitik, und er ist nicht bereit, sich auf Konzessionen einzulassen, die Israels Sicherheitsanforderungen schmälern könnten. Selbst wenn dies manchmal anders klingen mag.

Schöner Karriereabschluss

Peres sagt beispielsweise: "Alle sind sich einig, dass es zwei Staaten geben soll. Nur: Die Palästinenser wollen zwei palästinensische Staaten und die Israelis wollen zwei israelische Staaten. Das wird nicht klappen. Es muss zwei Staaten geben, das Land muss nach demografischer, Sicherheits- und politischer Logik aufgeteilt werden." Im Klartext ist das ein Plädoyer für die Siedlungspolitik und gegen die Rückgabe aller 1967 besetzten Gebiete. Deswegen fiel es Peres auch leicht, von der Arbeitspartei zur konservativen "Kadima" von Ehud Olmert zu wechseln, als dessen Stellvertreter er fungiert.

Mosche Katzav, Quelle: dpa
Strauchelte über Affären: Mosche Katzav, Vorgänger von Peres als PräsidentBild: picture-alliance/dpa

Politisch aber ist sein Einfluss mehr als begrenzt, und deswegen kam er wohl zu der Überzeugung, dass es ein schöner Abschluss seiner Karriere sein könnte, doch noch ins Präsidentenamt einzuziehen, woran ihn vor sieben Jahren der bis dahin farb- und namenlose Mosche Katzav gehindert hatte, der dann aber über diverse Affären strauchelte.