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WFP-Chef verschleppt

17. Oktober 2007

Truppen der somalischen Regierung sind mit Waffengewalt auf den Stützpunkt der UN in Mogadischu eingedrungen und haben den Direktor des Welternährungsprogramms verhaftet.

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Konvoi des WFP in Somalia, Quelle: AP
Konvoi des WFP in SomaliaBild: AP

Truppen der somalischen Regierung haben am Mittwoch (17.10.2007) in Mogadischu den örtlichen Leiter des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen verschleppt. 50 bis 60 Soldaten stürmten die UN-Vertretung in der Hauptstadt; Augenzeugen berichteten, dass Idris Mohammed Osman anschließend von Regierungssoldaten zum Verhör weggebracht worden sei. Das WFP verurteilte den Vorgang als Verstoß gegen das Völkerrecht und legte unter Protest ihre Hilfsleistungen für mehr als 75.000 Menschen in der Stadt auf Eis. "Angesichts der Festnahme von Osman und der Pflicht, unsere Mitarbeiter zu schützen, stellen wir die Auslieferung von Lebensmitteln aus unserem Lager in der Hauptstadt ein", hieß es in einer Mitteilung des WFP. Insgesamt sind im Land 1,2 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe vom WFP angewiesen.

Keine Erklärung

Soldaten der Übergangsregierung in Mogadischu, Quelle: AP
Soldaten der Übergangsregierung in MogadischuBild: AP

Das WFP erklärte, Osman werde in der Zentrale der Sicherheitskräfte in der somalischen Hauptstadt festgehalten. Das WFP habe keinerlei Erklärung für das Vorgehen erhalten. Die UN-Behörde hatte schon zuvor beklagt, dass die bereits seit Monaten andauernden Kämpfe zwischen bewaffneten Islamisten und somalischen und äthiopischen Soldaten die Hilfslieferungen stark behindert hätten. Die meisten Hilfsorganisationen koordinieren ihre Somalia-Hilfe wegen der gefährlichen Lage in dem ostafrikanischen Land von Nairobi aus.

Zunehmende Kämpfe

Mogadischu wird seit Ende vorigen Jahres wieder von Kämpfen erschüttert. Dabei stehen sich Islamisten und Milizen rivalisierender Clans sowie Soldaten der Übergangsregierung gegenüber. In den vergangenen Tagen hat sich die Lage zusehends verschlechtert. Am Dienstag kam es zu einer stundenlangen Schießerei zwischen islamischen Rebellen und der Polizei. Mindestens neun Menschen wurden dabei nach Polizeiangaben getötet. Etwa 100 Aufständische griffen nach Berichten von Augenzeugen eine Polizeiwache im Süden der Stadt mit Mörsergranaten und Maschinengewehren an. Der Polizeichef von Mogadischu, Yusuf Osman Hussein, wies Berichte zurück, dass die Wache gestürmt worden sei.

Ohne Regierung

Somalia ist seit dem Sturz von Machthaber Mohamed Siad Barre im Jahr 1991 ohne funktionierende Zentralregierung. Im Dezember vergangenen Jahres vertrieben Truppen der von den UN unterstützten Übergangsregierung zusammen mit äthiopischen Soldaten den Rat der Islamischen Gerichte aus Mogadischu. Die Kämpfer der islamistischen Miliz gingen daraufhin in den Untergrund. Seit Beginn des Jahres kamen mehrere tausend Menschen ums Leben. (stu)