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Dirk und das "D"

Malte Humpert, Washington DC15. Juni 2006

Nach nur acht Jahren hat sich das "German Wunderkind" Dirk Nowitzki endgültig zu einem der Starspieler der amerikanischen Basketball-Liga entwickelt. Allerdings war sein Start in den USA alles andere als einfach.

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In den diesjährigen Playoffs trumpfte er erneut groß auf. Erstmals führte Nowitzki sein Team Dallas Mavericks in die Finalrunde. Nach vielen Jahren des frühzeitigen Scheiterns ist jetzt der ultimative Sieg in der US-Basketball-Liga NBA zum Greifen nahe.

Der Einstieg des heute 28-Jähriegen war durchaus nicht einfach. Als seine Wurfausbeute nicht den Erwartungen entsprach fiel die unbarmherzige Meute der Sportkritiker unverzüglich über ihn her. Wie ein geprügelter Hund verließ er oftmals den Platz. Die körperbetonte Spielweise der Amerikaner überforderte den jungen Deutschen.

Ein Korb nach dem anderen

Zu Beginn seiner zweiten Saison konnte er endlich zu seinem Spiel finden. Als gefürchteter Drei-Punkte-Werfer machte er sich schnell einen Namen. Die Offensive der Dallas Mavericks kam ins Rollen. Oftmals wussten Gegner nicht, wie ihnen geschah, wenn sie die geballte Feuerkraft traf. Nowitzkis deutsche Herkunft wurde als einfacher Aufhänger benutzt. Vergleiche zum "Blitzkrieg" waren an der Tagesordnung wenn der "deutsche Riese" einen Korb nach dem anderen erzielte.

Trotz dieser offensiven Ausrichtung gelang es dem Team nicht, einen wirklichen Durchbruch zu erringen. Getreu dem Motto vieler Sportkommentatoren – mit Offensive gewinnt man Spiele, mit Defensive gewinnt man die Playoffs - scheiterten die Mavericks klaglos Saison für Saison spätestens im Halbfinale. Wieder wurde Dirk Nowitzki zur Zielscheibe der Kritiker. "Irk, Irk" hallte es schon bald hämisch durch sämtliche Sportarenen Nordamerikas. Das "D" war ihm kurzerhand aberkannt worden. Nowitzki, so hieß es in der Fachwelt, könne keine Defensive spielen.

Ein Team von "Weicheiern"

Bei den sportfanatischen Basketball-Fans war Dallas wegen seiner schnellen und offensiven Spielart sehr beliebt. Die Kritiker dagegen stempelten es als ein "softes" Team, als ein Team von "Weicheiern" ab. So sehr Nowitzki sich auch abmühte, die Kritiker waren seinem Team nicht wohl gesonnen.

Mit dem Weggang der langjährigen Teamkollegen Nash und Finley fiel Nowitzki unvermittelt die Rolle des Kapitäns zu. Würde der Deutsche seiner neuen Rolle gewachsen sein? Nowitzki, da waren sich Fans wie Fachleute einig, befand sich am Scheideweg seiner noch jungen Karriere. Das Erreichen der Playoffs stand völlig außer Frage.

Dramatische Mentalitätsänderung

Erneute strafte Nowitzki seine Kritiker Lügen. Er entwickelte sich zum dominanten Spieler der Saison. Bei der Wahl zum besten NBA-Spieler kam er hauchdünn hinter seinem Freund Nash auf Platz zwei. Zusammen mit einem neuen, auf Defensive ausgerichteten Trainer veränderte sich die Mentalität der Dallas Mavericks drastisch.

Nach einer der besten Playoff-Serien der letzten Jahrzehnte hat Nowitzki sein Team nun in das Finale gegen Miami geführt. Wie so oft war es der Deutsche, der sechs Sekunden vor Schluss den notwendigen Sieg herbeiführte. Diese und vergangene "Heldentaten" haben ihm inzwischen den Titel des besten "Clutchplayers" eingebracht; eines Spielers der mit seinen Nerven aus Stahl -deutschem Stahl wohlgemerkt - ein Spiel kurz vor Schluss entscheiden kann.

Auf dem Weg in den US-Olymp des Basketballs

Bei all' diesen Erfolgen und Auszeichnungen ist Nowitzki trotzdem bescheiden geblieben. Ein kleines Apartment in seiner Wahlheimat Dallas und ein Auto der Marke Golf sind eine unamerikanische Ausnahme für einen Sportler der knapp zehn Millionen Dollar pro Jahr verdient.

Ein Sieg gegen Miami wäre die Krönung seiner Sportkarriere. Nowitzki würde seinen ersten "Championsring" erhalten und damit in den Olymp des amerikanischen Basketballs aufsteigen. Dann bekommt das "German Wunderkind" auch sein "D" wie Deutschland zurück. Dirk im Basketball-Himmel.