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DJ-Wunder - Made in Germany

23. November 2017

Sie sind jung, bringen Hunderttausende Fans zum Feiern und stürmen die internationalen Charts: DJs aus Deutschland. Warum erfreuen sich ausgerechnet ihre Beats weltweiter Beliebtheit?

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DJ-Wunder - Made in Germany- Paul Van Dyk
Bild: Kobalt

DJ-Wunder - Made in Germany

"Wir haben in Deutschland eine fest verankerte House- und Clubszene, das ist ein Teil unserer Kultur. Ich würde schon sagen, dass wir Deutschen uns nicht verstecken müssen", sagt Felix Jaehn in der DW-Dokumentation "DJ Wunder - Made in Germany", die am 25. November ausgestrahlt wird.

Die Deutschen kommen: Auf der Liste der zwölf weltweit am besten bezahlten DJs steht mittlerweile auch ein Deutscher: Anton Igorevich Zaslavski aus Kaiserslautern, genannt Zedd. Der 28-jährige deutsch-russische Musikproduzent verfügt laut Forbes-Liste über ein Jahreseinkommen von 24,5 Millionen Dollar und liegt im Topverdiener-Ranking damit auf Platz vier.

DJ-Wunder - Made in Germany- Felix Jaehn
Felix Jähn - vom heimischen Party-Keller in den DJ-OlympBild: Jens Koch

Auch sein jüngerer Kollege Felix Jaehn gilt mit 23 Jahren als Wunderkind der deutschen DJ-Szene. Als er Ende 2014 mit seinem Remix des Songs "Cheerleader" des jamaikanischen Sängers Omar Samuel Pasley, Omi, einen Welthit landet und als erster deutscher Musiker nach 26 Jahren die US-Charts erklimmt, wird er schlagartig in den internationalen DJ-Olymp katapultiert.

Ekstase und elektronische Beats

Bei Electronic Dance Music, kurz EDM, geht es um einen Riesenmarkt. Rund 7,1 Milliarden Dollar wurden 2016 nach Angaben der US-Zeitschrift Forbes in dem Segment umgesetzt. Zehntausende Anhänger reisen zu Festivals und geraten zwischen Lichtshows, elektronischen Beats, Percussion und Live-Acts in Trance.

"DJs aus Deutschland sind auf jeden Fall sehr gefragt, und sie haben viel Erfolg", bestätigt Frans Zimmer, alias "Alle Farben". Bei den Shows des 32-jährigen Kreuzbergers wirken auch Sänger und Bläser mit. Seine Erfolgsbilanz bisher: über eine Million Tonträger, 200 Millionen Online-Streams und vier Platin-Auszeichnungen.

DJ-Wunder - Made in Germany- Frans Zimmer alias Alle Farben
Alle Farben heißt mit bürgerlichem Namen Frans ZimmerBild: Davis Rasche

Bei einem Auftritt vor Zehntausenden beim Parookaville-Festival in Weeze in der Nähe der niederländischen Grenze bewahrte ihn dieses Konzept vor dem Aus: Als mitten im stürmischen Regen der Strom ausfiel, hielten perkussive Beats, Trompetensoli und Gesangseinlagen die Show am Laufen. Das Publikum hielt ihm die Treue und sang die Texte mit.

"Es ist immer etwas anderes, wenn man auch Live-Musik auf der Bühne hat", sagt Zimmer. "Die Show lebt dann mehr, es gibt diese besonderen Momente, diese Energie, diesen Kick." Nach 15 langen Minuten kam der Strom wieder zurück.

"Der Geist ist aus der Flasche"

Hinter dem scheinbar lockeren Lifestyle aus Rave-Partys, Auflegen, Jetset und wachsender Fangemeinde steckt harte Arbeit. Der Erfolg verlangt Verzicht auf Privatleben, konstante Social Media Präsenz und ein Leben aus gepackten Koffern.

"Für meinen Erfolg opfere ich viel Privatleben. Mittlerweile bin ich soweit zu sagen, mein Leben findet on tour statt", erzählt Frans Zimmer. "Früher war dies klar getrennt, aber da war ich noch nicht fünf, sechs Tage die Woche unterwegs. Jetzt sind Leben und Arbeit eine Sache."

Doch wie lange hält die Euphorie um die EDM an? Entsteht im Netz vielleicht schon der nächste Hype? Für Altstar David Guetta ist EDM im Musikbusiness mittlerweile eine feste Größe. "Auch wenn in den USA wieder Hip-Hop angesagt ist und in Europa Pop und Dance: Der EDM-Geist lässt sich nicht in seine Flasche zurückverbannen", meint der berühmte Franzose vor der internationalen Presse.

DJ-Wunder - Made in Germany- Paul Van Dyk
Paul van Dyk startete seine DJ-Karriere bereits im Jahr 1991Bild: VANDIT Records

Der Ostberliner DJ Paul van Dyk, der mehrfach mit dem "Best International DJ Award" ausgezeichnet wurde, will sich von Trends und Topverdienerlisten unabhängig machen. "Ich glaube, einer der Gründe, warum ich noch da bin, ist, weil ich ziemlich authentisch umsetze, was ich musikalisch vertreten kann, und ich mich auch nicht verbiege. Wenn man etwas macht, was man mit Leidenschaft macht, dann fühlt sich das eben auch nicht so an wie ein Job", sagt er in der DW-Dokumentation.

Frauen, verzweifelt gesucht

Frauen sind mit Leidenschaft dabei, wenn es um EDM geht - allerdings nur als Zuschauerinnen und Tänzerinnen, und nicht hinter dem Mischpult auf der Bühne. Auf der jährlich veröffentlichten Liste der "Electronic Cash Kings" findet sich bisher keine einzige Königin.

Dies wird wohl noch eine Weile lang so bleiben. Aus Statistiken des internationalen Musikerinnennetzwerks "female:pressure" geht hervor, dass 2015 bei insgesamt 45 Festivals für elektronische Musik ein durchschnittlicher Männeranteil von 82,3 Prozent herrschte. Ein Testosteronüberschuss wie in der katholischen Kirche oder beim Rotary Club.