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Djokovic gewinnt Australian Open

21. Februar 2021

Novak Djokovic ist auch in diesem Jahr bei den Australian Open nicht zu schlagen. In einem einseitigen Finale setzt sich der Serbe klar gegen den Russen Daniil Medvedev durch und feiert seinen neunten Titel in Melbourne.

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Tennis | Australian Open | Daniil Medvedev - Novak Djokovic
Bild: William West/AFP/Getty Images

Damit hatten wohl die Wenigsten gerechnet: Nach einer Stunde und 54 Minuten, einem umkämpften und zwei sehr einseitigen Sätzen hieß es in der Rod-Laver-Arena in Melbourne: Spiel, Satz, Sieg Djokovic! Erwartet worden war eher ein enges Duell zwischen dem Serben und dem in diesem Jahr so stark aufspielenden Russen Daniil Medvedev, der Ende letzten Jahres die ATP-Finals in London gewinnen konnte - die inoffizielle Tennis-Weltmeisterschaft. 

Der Russe wurde im Vorfeld mitunter sogar als Favorit gesehen und hatte vor dem Finale deutlich weniger Spielzeit absolvieren müssen als Djokovic. Der Serbe hatte zusätzlich noch mit einer Bauchmuskelverletzung zu kämpfen und war laut eigener Aussage auch unter Schmerzmitteln durch das Turnier gekommen. Dabei hatte er Deutschlands Nr. 1,Alexander Zverev, im Viertelfinale besiegt. Nach dem dominanten und lockeren Sieg des Russen im Halbfinale über den Griechen Stefanos Tsitsipas dürfte nicht zuletzt das Publikum auf ein spannendes Match mit hochklassigem Tennis und mehr als nur drei Sätzen gehofft haben - zumal schon das Finale der Frauen sehr einseitig war .

Gutem Beginn folgt Lehrstunde für Medvedev 

Die Nerven von Medvedev und die mentale Stärke Djokovics verhinderten vor rund 7.500 Zuschauern jedoch eine epische Finalschlacht. Insgesamt verzeichneten die Australian Open 2021 unter Pandemie-Bedingungen rund 130.000 Zuschauer. Durch einen zwischenzeitlichen Zuschauerausschluss wegen eines fünftägigen Lockdowns in Melbourne kamen keine höheren Zahlen zustande. Dennoch dürfen die Organisatoren das Turnier auch aus diesem Blickwinkel als Erfolg werten. 

Tennis | Australian Open | Daniil Medvedev - Novak Djokovic
Halbvolles Haus: Rund 7.500 Zuschauer sahen das Finale in der Rod Laver ArenaBild: Brandon Malone/AFP/Getty Images

In die Spur des Erfolges fand Djokovic zu Beginn des Matches erst einmal nicht. Nach dem lockeren Dreisatz-Sieg im Halbfinale gegen den ungesetzten Russen Aslan Karatsev - bei seinem ersten Grand Slam überhaupt die große Überraschung des Turniers - machte Medvedev klar, dass er anders als sein Landsmann keine Lehrstunde der Nummer eins der Weltrangliste kassieren wollte. Der Russe zwang Djokovic immer wieder in lange Ballwechsel, die er zu Beginn des Matches auch häufig für sich entscheiden konnte. 

Dennoch entschied Djokovic den ersten Satz für sich und damit war der Widerstand überraschenderweise schon gebrochen. Medvedev verlor zu Beginn des zweiten Satzes gleich sein erstes Aufschlagspiel und fand von da an trotz guter Einzelaktionen nie wieder seinen Rhythmus im Match. Und Schwächen darf man sich eben nicht einmal gegen einen vermutlich leicht angeschlagenen Djokovic erlauben.

Der Rest ist schnell erzählt: Djokovic beeindruckte mit seinem sicheren Aufschlagspiel und ließ Medvedev gar nicht erst in die Nähe von Chancen auf eine Rückkehr ins Match kommen. Beim Russen stiegen Fehlerquote und Verzweiflung im Gleichschritt an. Ende des zweiten Satzes musste dann der erste Schläger dran glauben. Zuvor hatte Medvedev nach seinem Punkt zum 30:15 beim Stand von 2:4 noch einmal die Arme hochgerissen, um das Publikum zu animieren. Der erhoffte Push-Effekt allerdings blieb aus. Es war das letzte wahrnehmbare Aufbäumen des 25-jährigen Russen.

"King of Melbourne"

Uns so kam es, wie es aus Sicht von Djokovic kommen musste: In seinem neunten Australian-Open-Finale gab es den neunten Triumph für den Serben - eine atemberaubende Bilanz des "Königs von Melbourne", der in der australischen Metropole auch noch nie ein Halbfinale verloren hat. Immer wenn er im Halbfinale stand, hat er anschließend auch den Titel geholt. Das war in den Jahren 2008, 2011, 2012, 2013, 2015, 2016, 2019, 2020 und 2021 der Fall und ist eines Königs wohl würdig.

  

Tennis | Australian Open | Daniil Medvedev - Novak Djokovic
Neun Finals, neun Siege: Niemand siegte öfter bei den Australian Open als Novak DjokovicBild: Daniel Pockett/Getty Images

Und so wurde er zu Beginn der Siegerehrung von der Vertreterin des australischen Bundesstaates Victoria auch standesgemäß als "König des Melbourne Parks" angesprochen, während im Publikum selbstgebastelte Plakate mit genau dieser Aufschrift zu sehen waren. 

Unangefochtene Nr. 1

"Neun Titel hier in Australien sind fantastisch und es wird wohl nicht dein letzter sein", sagte der gelöst wirkende Daniil Medvedev und bekräftigte seinen tiefen Respekt vor Djokovic und dessen Leistungen. Djokovics neun Australian-Open-Titel bedeuten exakt die Hälfte seiner insgesamt 18 Grand-Slam-Erfolge. Eine Bilanz, fast so beeindruckend wie die von Rafael Nadal bei den French Open: Auf dem roten Sand von Paris feierte der Spanier unglaubliche 13 Turnier-Siege. 

Tennis | Australian Open | Daniil Medvedev - Novak Djokovic
Gelöste Stimmung bei der SiegerehrungBild: Cameron Spencer/Getty Images

In der ATP-Weltrangliste steht jedoch Djokovic seit geraumer Zeit vor Nadal und auch vor Roger Federer, der die Australian Open 2021 verletzt absagen musste. Eine Absage mit Folgen: Zwar rangiert Federer, was die Gesamtzeit als Nr. 1 der Weltrangliste angeht, noch knapp vor Djokovic. Allerdings steht nach dem neuerlichen Erfolgs des Serben fest, dass Djokovic auch am 8. März 2021 noch Nummer eins sein wird. Mit 311 Wochen als Weltranglistenerster stellt er dann eine neue Allzeit-Bestmarke auf. 

Ein schöner Nebeneffekt in einer einzigartigen Karriere. Doch an diesem Abend dürfte Djokovic das weniger interessiert haben. "Ich liebe euch alle hier und den Platz in der Rod-Laver-Arena", rief der "König von Melbourne" in das Mikrofon und das Publikum verneigte sich in diesem Moment, wie die gesamte Tenniswelt vor ihm. Noch vor seinem eigenen Team dankte Djokovic Danill Medvedev und zauberte dem Russen wieder ein Lächeln ins Gesicht.

"Wir sollten mehr zusammen trainieren, aber du rufst mich ja nicht mehr an. Vielleicht bleibst du auch einfach hier und wir spielen hier wieder gegeneinander", scherzte der Australian-Open-Champion 2021 seinem Gegner zu. Klingt so, als plane Djokovic, auf jeden Fall nach Melbourne zurückzukehren. 

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion