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Koepfers Start in ein neues Tennis-Abenteuer

2. September 2019

Dominik Koepfer ist im Achtelfinale der US Open ausgeschieden, hat aber ein völlig neues Kapitel in seinem Leben als Tennis-Profi aufgeschlagen. Die Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit ist ihm erstmal sicher.

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Tennis US Open 2019 Dominik Koepfer
Bild: Imago Images/GEPA pictures/M. Hauer

Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen. "Es hat noch einmal riesig Spaß gemacht", sagte Dominik Koepfer. Auch wenn beim 6:3, 3:6, 2:6, 6:7 (2:7) im Achtelfinale der US Open gegen Daniil Medwedew sogar eine weitere Überraschung möglich gewesen wäre. "So richtig realisieren werde ich das wohl erst, wenn ich wieder daheim in Tampa bin", sagte der 25 Jahre alte Shootingstar des deutschen Tennis.

Vermutlich wird Koepfer aber zuvor nochmal seinen Liebslings-Italiener in der 49th Street in Manhattan aufsuchen und sich zunächst einmal an anderer Stelle Gedanken über seine wundersame US-Open-Reise machen. Das verheerende Sturmtief Dorian zieht schließlich auf Florida zu, was das Erreichen seines aktuellen Heimatortes per Flugzeug nahezu unmöglich macht.

Vermutlich wird New York jetzt ohnehin eine der Lieblingsstädte Koepfers sein. Denn was er hier in den vergangenen zwei Wochen erlebt hat, hätten sich weder er noch die kühnsten Optimisten ausdenken können. Die Erinnerung an seine herausragenden Leistungen wird ihn mit großer Sicherheit stets mit einem breiten Lächeln im Gesicht zurückblicken lassen. Nach der Qualifikation mit drei Best-of-five-Sätzen hat er drei weitere, äußerst schweißtreibende und anstrengende Partien im Hauptfeld für sich entscheiden können.

Schneller als Zverev

Bei seiner ersten Teilnahme an den US Open hat es Koepfer gleich bis in die zweite Woche des Grand-Slam-Turniers geschafft. Nur zum Vergleich: Alexander Zverev, dem besten deutschen Tennisspieler, ist dieses Kunststück in New York ebenfalls erst in diesem Jahr  gelungen, obwohl er es seit 2015 regelmäßig jedes Jahr versucht hatte.

Und während Zverev schon als kleiner Junge darauf geschult wurde, später einmal sein Geld mit dem gelben Filzball zu verdienen und möglichst auch die Nummer eins der Welt zu werden, entschied sich Koepfer erst mit 16 Jahren dazu, sein Spiel zu intensivieren. Andere Sportarten wie Skifahren oder Fußball hatten zuvor bei ihm den gleichen Stellenwert wie das Tennis. Damals erhöhte er sein Trainingspensum von zwei auf vier Trainingseinheiten pro Woche. Im Vergleich zu den gleichaltrigen, ambitionierten Spielern, die sich schon früh dem Ziel Tennisprofi verschrieben hatten, ein geradezu verschwindend geringer Aufwand.

Für die ATP-Tour qualifiziert

Dominik Koepfer beim Aufschlag
Dominik Koepfer beim AufschlagBild: picture-alliance/AP Photo/A. Hunger

Über den Umweg über das College in Tulane in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana hat Koepfer eine Veränderung durchgemacht, die nicht mal er selbst hätte voraussagen können. "Als er uns im Frühsommer hier besucht hat, musste er schon nach deutschen Worten suchen, weil er sich so sehr in Amerika eingelebt hat", sagte sein ehemaliger Jugendtrainer beim Tennisverein BW Villingen, Oliver Heuft. Und das nach nur rund vier Jahren.

Das Leben von Koepfer, der im beschaulichen Furtwangen im Schwarzwald aufgewachsen ist, wird sich nun rapide verändern. Er gehört nach diesen US Open zum Kreis der Spieler, der es unter die ersten 100 in der Weltrangliste geschafft haben und automatisch in den Hauptfeldern der großen Turniere auf der ATP-Tour auftauchen, wenn er sich dafür angemeldet hat.

Die Zeit des Tingelns zu kleineren ITF-Turnieren oder Challengern mit sehr wenig Preisgeld und schweren Spielen ist damit erst einmal vorbei. "Bei den Challengern saßen manchmal nur fünf Zuschauer auf der Tribüne, ab und zu auch nur der Trainer", berichtete Koepfer aus seinem Alltag vor dem Turnier in New York.

Höhere Einnahmen 

In Kürze beginnt die Asien-Tour, und im Oktober möchte Koepfer in Shanghai am Turnier der 1000er-Masters-Kategorie teilnehmen, wenn er noch früh genug ein Visum erhält. Vor gut zwei Wochen hätte Koepfer wohl laut gelacht, wenn ihm jemand gesagt hätte, dass er sich nun um Papiere und einen Flug nach China kümmern müsse. Er hatte sich eher in den USA nach einem Turnier umgesehen, wo er schnell und kostengünstig hinreisen konnte.

Bislang hat Koepfer in seinen rund eineinhalb Jahren als Tennisprofi erst 332.732 US-Dollar gewinnen können. Allein bei den US Open erhält er für das Erreichen der Runde der letzten 16 Spieler 280.000 Dollar. Zuvor sei es schon mal schwierig gewesen, "jeden Monat den Trainer zu bezahlen", verriet Koepfer, der mit dem Ex-Profi und Trainer-Neuling Rhyne Williams zusammenarbeitet. Beide starten nun in ein erhofftes aber doch sehr überraschend und spontan zustande gekommenes Abenteuer.

Koepfer hat ein völlig neues Kapitel in seinem Leben aufgeschlagen. Nicht nur die Aufmerksamkeit der deutschen (Tennis-) Öffentlichkeit ist ihm erstmal sicher. Aus der Anonymität der jüngsten Vergangenheit ist er auch herausgetreten. Zudem bewegt er sich jetzt auf absehbare Zeit in den Kreisen der Topstars dieses Sports, was für den aktuellen Shootingstar eine ganz neue Erfahrung sein wird. Wohin die Reise Dominik Koepfer weiter führen wird, davon muss er sich auch selbst erst noch überraschen lassen.