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Donald, verzweifelt gesucht

Christina Bergmann6. März 2008

Jede Woche neue Geschichten von Donald Duck und seinen Freunden lesen – in Deutschland kein Problem. Die Comics gibt es an jedem Zeitungskiosk. In Amerika, der Heimat von Walt Disney, ist das jedoch ganz anders.

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Bild: DW
Christina Bergmann

Walt Disneys Lustiges Taschenbuch, Mickey Maus Hefte, die Enten-Edition – bei den vielen verschiedenen Ausgaben der Comic-Bücher und Hefte mit den Disney-Geschichten verliert man in Deutschland schon fast die Übersicht. Deutsche Kinder sind daran gewöhnt, wöchentlich die neuesten Abenteuer der Enten-Familie zu erleben. Und ein "verschwundenes" Buch finden sie im Zweifelsfall im Elternschlafzimmer. Schließlich gibt es nichts Entspannenderes, als wenn Donald als Phantomias auf Gangsterjagd geht oder in historischem Kostüm der edlen Daisy den Hof macht. Geschichts- und Literaturwissen gibt es gratis dazu. Nicht immer ganz korrekt, zugegeben, aber sehr unterhaltsam.

In Amerika, so sollte man meinen, finden sich solche Bücher und Hefte ebenfalls an jeder Straßenecke. Weit gefehlt. Bahnhofskioske, Buchhandlungen, Supermärkte – von Mickey Maus und Co weit und breit keine Spur. Selbst in Comicläden Fehlanzeige. Die Recherche im Internet gestaltet sich schwierig. Wie heißt Lustiges Taschenbuch wohl im Original? Die Frage per Email an den deutschen Verlag bleibt unbeantwortet. Schließlich hilft ein Blick ins globale Lexikon: Wikipedia versucht unter vielen Einträgen zu erklären, welche Hefte und Bücher es gab und gibt und zu welchem Verlag sie wann gehörten. Darüber ließe sich vermutlich eine ganze Doktorarbeit schreiben. Die entscheidenden Hinweise aber sind die auf die Original-Namen und den jetzigen Verleger. Danach ist alles ein Kinderspiel, wozu gibt es Online-Buchhandlungen. So kommen "Donald Duck Adventures" jetzt per Post ins Haus, jedoch muss man in den USA länger auf die nächste Ausgabe warten.

Unca statt Klassiker

Die Bücher sind auch wesentlich dünner als die „Lustigen Taschenbücher“, die es so in den USA gar nicht gibt. Und die Sprache überrascht: Hewey, Dewey und Loiue, also Tick, Trick und Track, sprechen Umgangssprache, sagen Unca statt Uncle. Erika Fuchs, die legendäre Übersetzerin der deutschen Comics, hat stets einen anderen Ansatz verfolgt – und sich hin und wieder sogar ein Zitat bei den deutschen Klassikern geborgt.

Mittlerweile sind Originale und deutsche Übersetzung in Optik und Sprache modernisiert. Auf landestypische Eigenheiten wird gerne Bezug genommen: Wer in Amerika lebt, muss dann auch schmunzeln, wenn Uncle Scrooge alias Onkel Dagobert ein wichtiges Telefonat führen will und verzweifelt in den Telefonhörer brüllt: "Nein, ich möchte nicht von einem zeitlich begrenzten Angebot profitieren, das den Umfang meines Telefonservices verändert." Und wünscht sich, in einem dieser endlosen Telefonate mit dem Telefonanbieter wegen der völlig überzogenen letzten Rechnung wie er sagen zu können: "Mir gehört die Telefongesellschaft."