1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Doppelte Verwarnung für die Euro-Zone

6. Dezember 2011

Die Ratingagentur Standard & Poor's hat nach der Drohung gegen die Länder der Eurozone jetzt auch den Euro-Rettungsfonds ins Visier genommen. Die Topbonität in Europa steht damit auf dem Spiel.

https://p.dw.com/p/13Nkb
Firmenlogo: (Foto: dpa)
Die amerikanische Ratingagentur Standard & Poor's hat die Euro-Zone im BlickBild: picture-alliance/dpa

Zuerst drohte die Ratingagentur Standard & Poor's der Eurozone als Ganzes und setzte den Ausblick für den Währungsraum auf "negativ". Am Dienstag (06.12.2011) legten die Rating-Wächter nach und drohten auch dem Euro-Rettungsfonds EFSF. Der Rettungsfonds könnte seine bisherige Top-Bonität verlieren, falls ein bisher mit der Bestnote versehener Mitgliedsstaat der Eurozone herabgestuft werden sollte, heißt es in einer Mitteilung der Agentur. Dabei könnte die Kreditbewertung des EFSF von derzeit "AAA" um ein bis zwei Stufen gesenkt werden.

Kippt die Bestnote "AAA"?

Am Montagabend hatte S&P für 15 der 17 Euro-Länder und damit auch für die sechs Staaten mit der Top-Kreditwürdigkeit "AAA" eine verschärfte Beobachtung angekündigt. Nach dem EU-Gipfel am Freitag will S&P nach eigenen Angaben prüfen, ob die Ergebnisse des Treffens in Brüssel dazu geeignet sind, das Vertrauen der Finanzmärkte wiederherzustellen. Gegebenenfalls will S&P die aktuellen Ratings verändern. Derzeit halten noch Deutschland, Frankreich, Österreich, die Niederlande, Luxemburg und Finnland bei S&P die Bestnote "AAA".

"Der falsche Weg"

Wolfgang Gerke (Foto:dw)
Finanzexperte Wolfgang Gerke sieht auch Deutschland in GefahrBild: DW-TV

Der Präsident des bayrischen Finanz-Zentrums, Wolfgang Gerke, schließt nicht aus, dass sich Deutschland auf eine Abwertung seiner Bonitätsnote vorbereiten muss. Im Interview von DW-WORLD.DE sagte er: "Auch wir haben uns hoch verschuldet und verstoßen gegen die Maastricht-Kriterien." Das übersehe man manchmal, wenn man darauf verweise, wie gut bei uns die Wirtschaft laufe, so Gehrke.

Die Warnung der Rating-Agentur an die EU und Eurozone heiße: "Ihr könnt Euch nicht weiter verschulden, sonst wird euer Zins steigen. Die Finanzierung der einzelnen Länder wird so teuer werden, dass ihr schon merkt, dass das der falsche Weg ist", sagt der Finanzexperte. Und: "Wir sind auf dem Weg, alles auf die nächste Generation abzuladen." Die Rating-Agenturen hätten das erkannt.

Stabiler Euro

Blick in den Frankfurter Börsensaal (Foto:dpa)
Gedämpfte Stimmung auf dem Frankfurter ParkettBild: picture alliance / dpa

Etwas scheint die Drohgebärde von S&P bewirkt zu haben: Der Euro stabilisierte sich am Dienstag, nachdem er am späten Montagabend nach der ersten Verwarnung der Rating-Agentur rund einen Cent an Wert verloren hatte. Die Stabilisierung erklärten Experten damit, dass der Schritt der Rating-Agentur über kurz oder lang unvermeidbar gewesen sei. Ralf Umlauf, Analyst der Hessischen Landesbank Helaba will den Schritt aber nicht überbewerten, "weil auf dem kommenden EU-Gipfel wichtige Entscheidungen anstehen". Dem deutschen Aktienmarkt versetzte die Drohung einen Dämpfer, der DAX in Frankfurt schloss am Dienstag um knapp eineinhalb Prozentpunkte schwächer bei 6028 Punkten.

Die Reaktionen der Politiker reichten von betonter Gelassenheit bei Bundeskanzlerin Angela Merkel bis hin zu Empörung und Unverständnis bei Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker. Er nannte die Ankündigung von S&P "maßlos überzogen und auch ungerecht". Angesichts der Reformanstrengungen in vielen Euro-Staaten wirke die Drohung "wie ein Paukenschlag", sagte Juncker im Deutschlandfunk. Die Staaten dürften sich nicht verunsichern lassen.

Autorin: Sabine Faber (afp,dpa)

Redaktion: Susanne Eickenfonder