1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Dora Heldt

1. Oktober 2011

Zur kommenden Buchmesse fährt sie in Doppelrolle. Zwei Tage lang ist sie die Buchhandelsvertreterin Bärbel Schmidt - mit Namensschild am Revers. Und drei Tage die Erfolgsautorin Dora Heldt, die ihr neues Buch vorstellt.

https://p.dw.com/p/12jKB
Die Autorin Dora Heldt (Foto: Susanne Schleyer/dtv)
Dora HeldtBild: Susanne Schleyer/dtv

Dora Heldt ist ein Phänomen. Ihre Bücher haben insgesamt eine Auflage von rund zwei Millionen. Sie wurden in etliche Sprachen übersetzt, unter anderem ins Amerikanische, Chinesische, Spanische und Polnische. Zwei ihrer Bücher wurden vom ZDF verfilmt. Laut Angaben ihres Verlages hat sie um die 2,3 Millionen Einträge bei google - das schafft kaum Goethe. Eine große deutsche Boulevardzeitung hat sie zu Deutschlands Autorin Nummer 1 gekürt. Aber auch eine seriöse Literaturzeitschrift hat sie mit einem mehrseitigen Porträt gewürdigt.

Tatsächlich ist Dora Heldt zurzeit eine der erfolgreichsten deutschen Roman-Autorinnen. Seit ihrem Debüt-Nachfolger - "Urlaub mit Papa" - wurde jedes Buch ein Bestseller. Ihr neuester Titel, gerade erschienen, "Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt" hat es aus dem Stand auf Platz 4 geschafft.

Wer ist Dora Heldt?

Buchcover Dora Heldt: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt (dtv premium)

Der Name klingt, als sei er erfunden. Tatsächlich heißt Dora Heldt im wirklichen Leben Bärbel Schmidt und ist Buchhandelsvertreterin. Ein Beruf, den sie auch weiter mit Engagement ausübt. Denn sie möchte sich nicht vom Erfolg als Autorin abhängig machen.

Doch auch Dora Heldt hat es wirklich gegeben. Das war ihre Großmutter, "eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war, die nie die gute Laune verloren hat und die nie Zweifel hatte, dass sie etwas schafft." Dieses Selbstvertrauen - und die dazugehörige Disziplin - hat Bärbel Schmidt offenbar von ihr geerbt. Denn erst mit 44 hat sie angefangen zu schreiben. Eigentlich aus Langeweile. Zwischen ihren Vertreterreisen gab es immer wieder unausgefüllte Zeit. "Ich hab dann irgendwann auf dem Sofa gelegen und Bonanza geguckt. Und dann habe ich gemerkt, das kann es nicht sein."

Mit Disziplin von Bärbel Schmidt zu Dora Heldt

Bärbel Schmidt brauchte nach Jahrzehnten Buchhandel und einer Ehescheidung eine neue Herausforderung. Ein befreundeter Literaturagent gab ihr den Rat, "dann schreib doch, das kann man doch auch als Struktur nehmen". Und so schrieb sie ihren ersten Roman: "Ausgeliebt". Wenn sie davon spricht, klingt das leicht, fast wie eine sportliche Herausforderung: "Ich hab's fertig geschrieben, das war's was ich wollte". Punkt. Sympathisches Understatement. Talent wird auch dazugehört haben. Und Glück sowieso, das weiß sie als Buchmarktprofi natürlich. An dem Manuskript hatten dann gleich mehrere Verlage Interesse, unter anderem ihr eigener Arbeitgeber DTV. Und der sollte es auch sein. Allerdings wollte sie als Kollegin nicht bevorzugt behandelt werden – daher das Pseudonym, das erst gelüftet wurde, als alles unter Dach und Fach war.

Heldinnen mit Hitzewallungen

Dora Heldt schreibt Bücher für Frauen jenseits der 40. Eine Lücke auf dem Markt der Unterhaltungsliteratur, auf dem junge Frauen auf der Suche nach dem richtigen Mann bisher Vorrang vor Wechseljahrsproblemen hatten.

Dabei schreibt sie an ihrem eigenen Alter entlang, die Heldin ihres neuen Buches wird 50, wie sie selbst demnächst. Da kenne sie sich eben aus. "Ich hätte keine Lust, ein Buch zu schreiben, das einer 25-Jährigen die Stimme gibt, weil eine heute 25-Jährige anders redet als ich. Und wahrscheinlich auch, weil sie sich über andere Dinge Gedanken macht."

Die Autorin Dora Heldt am Strand von Warnemünde (Foto: Susanne Schleyer/dtv)
Dora Heldt liebt das Meer. Dort spielen auch ihre Geschichten.

Leicht kommen ihre Geschichten daher - und mit viel Humor. Bei manchen der schlagfertigen Dialoge könnte ihr Loriot über die Schulter geschaut haben, den sie lieber als Idol statt als Vorbild bezeichnet. "Vorbilder kann man sich nur nehmen, wenn man glaubt, man könnte sie erreichen." Die Schauplätze der Handlung liegen meist am Meer, die Nordseeinsel Norderney zum Beispiel. Oder Sylt, wo Bärbel Schmidt 1961 geboren wurde. Noch heute besucht sie von Hamburg aus dort häufig ihre Eltern. Ihre Figuren haben zum Teil Vorbilder in ihrer eigenen Familie, vielleicht ist es das, was sie so authentisch wirken lässt.

Ob der unfreiwillige Urlaub mit anstrengendem Vater, der nur schwer begreift, dass seine Tochter kein Kind mehr ist ("Urlaub mit Papa") oder die zum Neuanfang wild entschlossene 60-Jährige ("Tante Inge haut ab") oder in ihrem neuen Buch die Freundinnen, die sich zwischen Schlechte-Laune- Attacken und Hitzewellen ihre kleinen Lebenslügen gestehen: Dora Heldt zeigt ihren Leserinnen einen Alltag, der ihnen bekannt vorkommt. Allerdings von der komischen Seite. Überzeichnet mit vielen Turbulenzen und Verwicklungen und natürlich einem Happy End.

Frauen mit Biss

Buchcover Dora Heldt: Ausgeliebt (dtv)

Die Unterscheidung zwischen sogenannter Unterhaltungsliteratur und ernsthafter Literatur - U- und E-Literatur - macht Bärbel Schmidt als Buchhandelsvertreterin notgedrungen mit, weil sie in Deutschland im Unterschied zu angloamerikanischen Ländern eben gemacht wird. Aber sie findet sie albern "und auch falsch, weil ich es ganz schwierig finde, Texte einzuordnen". Soviel ist sicher: Unterhaltung muss ernsthaft betrieben werden, wenn sie glaubwürdig sein soll. Und wenn dazu gehört, dass ein Autor seine Figuren ernst nimmt, dann ist Dora Heldt eine sehr glaubwürdige Autorin.

"Frauenromane" könnte man das nennen, was Dora Heldt schreibt. Allerdings nicht im klischeehaften Sinn. Ihre Figuren sind alles andere als angepasst und schüchtern. Eher schon Frauen, die ihrem Leben noch mal eine andere Richtung geben wollen und das entschlossen angehen. Bärbel Schmidt kennt das nicht anders. Sie und ihre Geschwister sind zur Selbstständigkeit erzogen worden. "Ich wurde nicht zur Schule gefahren weil's regnet – mein Bruder übrigens auch nicht." Auch von der Frauenbewegung wurde sie, wie viele ihrer Generation, geprägt. Das merkt man ihren Figuren an, ohne dass es groß betont würde. Liebesgeschichten sind schön, aber nicht zwingend in ihren Büchern. Da gibt es keine Frau, die auf einen männlichen Retter wartet. Und wenn die Liebe zäh wird, darf frau sich auch trennen. Für die Autorin nur ein Federstrich, sie wirft einen Langweiler einfach aus der Geschichte raus.

Mit ihren Büchern will Bärbel Schmidt als Dora Heldt nicht zuletzt Mut zur Veränderung machen. "Ich habe die Hoffnung, dass es kein Alter gibt, in dem man sagen kann, jetzt passiert nichts mehr. Ich möchte eigentlich, dass bis 80 immer noch was passiert, irgendetwas Gutes im Leben."

Autorin: Gabriela Schaaf
Redaktion: Aya Bach


Romane von Dora Heldt beim Deutschen Taschenbuch Verlag:

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt, dtv premium, 336 Seiten, ISBN 978-3-423-24857-0, 14,90 Euro.

Kein Wort zu Papa, dtv premium, 384 Seiten, ISBN 978-3-423-24814-3, 12,90 Euro.

Tante Inge haut ab, dtv premium, 352 Seiten, ISBN 978-3-423-24723-8, 12,90 Euro.

Urlaub mit Papa, dtv, 320 Seiten, ISBN 978-3-423-21143-7, 7,95 Euro.

Ausgeliebt, dtv Jubiläums-Edition, 280 Seiten, ISBN 978-3-423-19507-2, 8,- Euro.

Das Hörbuch "Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt", gelesen von Dora Heldt, ist erschienen im JUMBO Neue Medien & Verlag, ISBN 978-3-833-72775-7, 14,99 Euro.