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DR Kongos Rohstoffe: Stärkere Verarbeitung vor Ort

Jonas Gerding aus Kinshasa
28. September 2023

Die DR Kongo will nicht länger nur Rohstoffe exportieren, sondern sie vor Ort für die Batterielieferkette verarbeiten. Doch dafür fehlt die passende Infrastruktur.

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Überblicksaufnahme einer Mine im Kongo
Etwa zwei Drittel des globalen Kobalts stammt aus Minen im KongoBild: Emmet Livingstone/AFP/Getty Images

Der sambische Bergbauminister betritt den bereits vollen Konferenzsaal. Zur Diskussionsrunde hat er es noch rechtzeitig nach Kinshasa geschafft, der Hauptstadt der benachbarten Demokratischen Republik Kongo. Auch für seine Botschaft sei es noch nicht zu spät: "Wir müssen damit aufhören, Böden zu exportieren", sagt Paul Chanda Kabuswe auf dem DRC-Africa Battery Metals Forum, einer Fachkonferenz für Batteriemetalle, die das Ziel hat, einer neuen Industrie im Kongo den Weg zu ebnen.

"Wir müssen in der Wertschöpfungskette aufsteigen, damit die Menschen profitieren, die dort leben, wo es die Rohstoffe gibt." Es gäbe einen neuen "Wettlauf um Afrika" - wobei der Minister die Formulierung nutzt, die den Zeitraum im Kolonialismus bezeichnet, als europäische Staaten den afrikanischen Kontinent unter sich aufteilten. Heute unterzeichneten allerlei Firmen und Staaten Verträge und Partnerschaften mit dem Kontinent, sagt Kabuswe. "Es ist höchste Zeit, dass Afrikaner damit beginnen, ordentlich zu verhandeln."

Demokratische Republik Kongo | Batterie-Metal-Forum
Netzwerken: Bei der Fachkonferenz kommen Entscheidungsträger zusammen wie der sambische Bergbauminister Paul Chanda Kabuswe (rechts)Bild: Jonas Gerding

Vom Kobaltförderer zum Batterieproduzenten

Heute stemmt die DR Kongo etwa zwei Drittel der globalen Förderung von Kobalt, was jedoch weitgehend unverarbeitet exportiert und vor allem in Batterien verbaut wird. Sambia fördert ebenfalls Kobalt. 

Bereits im November 2021 hatten die Staatschefs beider Staaten die Absicht bekundet, die so wichtigen Rohstoffe für die Energiewende vor Ort weiterzuverarbeiten. In einem ersten Schritt wollen die beiden Länder deshalb eine Sonderwirtschaftszone errichten, in der die Rohstoffe zu Vorprodukten der Batterielieferkette weiterverarbeitet werden. 

Vier Männer stehen in einer Produktionshalle
Gefertigt werden die Batterien bisher in anderen Staaten - die DR Kongo will in die Produktion einsteigen Bild: Sina Schuldt/dpa/picture alliance

Vuko Ndondo Kakule, der stellvertretende Geschäftsführer des Kongolesischen Batterierats hat noch größere Pläne. "Die Demokratische Republik Kongo hat sich das Ziel gesetzt, gegen 2030 oder 2040 einer der weltweit größten Batterieproduzenten zu werden." Auch von der DR Kongo als zukünftiger Hersteller von E-Autos ist auf der Konferenz die Rede. 

Aufmerksam verfolgen die Akteure der Industrieländer, wie die DR Kongo das Geschäftsmodell des Rohstoffexports in Frage zu stellen versucht. Auf dem Podium der Batteriemetallkonferenz sitzt die Botschafterin der USA, die bereits eine Absichtserklärung zur Unterstützung der Sonderwirtschaftszone abgegeben haben. Im Laufe der Veranstaltung diskutieren eine Vertreterin der EU, kanadische und chinesische Geschäftsführer. 

Rohstoffe aus der Region

Rohstoffe zu fördern ist das Eine, sie zu veredeln ist deutlich schwieriger. Davon kann Marie-Chantal Kaninda erzählen, die Landeschefin von Glencore, einem Schweizer Rohstoffriesen. Im Süden des Kongos fördert das Unternehmen Kobalt. Daraus ließen sich auch Metalle produzieren, sagt sie. "Aber zum jetzigen Zeitpunkt muss auch die Nachfrage berücksichtigt werden. Wenn die produzierten Produkte keine Abnehmer finden, dann profitiert auch das Land nicht davon." Derzeit rechne sich die Herstellung von Kobalt-Hydroxid, einem Pulver, das sich leicht transportieren lässt. 

500-Kilogramm-Säcke auf einem Sandboden
Kobalt-Hydroxid in der Mutanda-Mine von Glencore - derzeit ein profitables ProduktBild: Emmet Livingstone/AFP/Getty Images

Für die Fabrikation der gängigen Batterien braucht es neben dem Kobalt jedoch auchLithium, Nickel und Mangan. Und auch das Vorprodukt, das der DR Kongo vorschwebt, enthält bereits all jene Rohstoffe. Ressourcen sind im Kongo vorhanden, werden aber aktuell nicht gefördert. 

Die geplante Sonderwirtschaftszone müsste daher vorerst von anderen Ländern beliefert werden. So schreibt es auch das Rechercheinstitut BloombergNEF und bringt afrikanische Länder wie Gabun, Madagaskar und Simbabwe ins Spiel. 

Einer Publikationdes Instituts zufolge könnten der Bau einer Anlage, in der das Vorprodukt für eine Batterie hergestellt wird, in der DR Kongo nur ein Drittel einer gleichwertigen Anlage in China oder den USA kosten. Im Vergleich zu Polen liegen die Kosten bei knapp zwei Dritteln. Eine Vormachbarkeitsstudie für das Projekt ist in Auftrag gegeben.

Ein Ökosystem ist von Nöten 

Jean Pierre Okenda sieht viele offene Fragen. Eine Machbarkeitsstudie und Rohstoffe im Land allein reiche nicht aus. "Es muss ein Ökosystem aufgebaut werden", sagt der kongolesische Jurist und Landesdirektor von Resource Matters, einer internationalen Nichtregierungsorganisation im Bereich der extraktiven Industrien.

Es mangele an spezialisierten Fachkräften, an der nötigen Infrastruktur für den Transport der Rohstoffe - und insbesondere auch am Strom für große Produktionsanlagen, sagt er. Bereits heute ist lokale Weiterverarbeitung für viele Erze vorgeschrieben, aber werde nicht durchgeführt. 

Green Mobility: Batterie-Recycling

"Es braucht ein wirklich starke politische Bereitschaft und zudem auch Organisationsfähigkeiten auf einem hohen Niveau", sagt Okenda, der sich für lokalen Wertschöpfung ausspricht, aber für mehr Realismus bei der Umsetzung mahnt: "Deshalb glaube ich auch, dass es ein regionales Projekt sein sollte und nicht allein der DR Kongo überlassen werden sollte."

Engagement aus China

Viele Firmen wollen vor diesem Hintergrund erst einmal abwarten, was die kongolesische Regierung und ihre Partner wirklich liefern. Spezialisierte Bergbauunternehmen werden sich in die Weiterverarbeitung ohnehin kaum einbringen können. Die aussichtsreichsten Kandidaten kommen daher aus China, das heute schon die Batterielieferkettedominiert. 

Zhou Jun ist Vize-Präsident von CMOC, einem Konzern mit Hauptsitz im chinesischen Luoyang. Sie betreiben Minen in der DR Kongo und unterstützen die Regierungspläne ausdrücklich: "Dies ist eine bedeutende und vielversprechende Entwicklung, bei der wir eine wichtige Rolle spielen werden. Zum einen hilft uns die lokale Verarbeitung von Rohstoffen dabei, die Logistikkosten zu senken", sagt er und nennt zudem noch das Unternehmensziel, sich im Kongo für industrielle Entwicklung stark zu machen.