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Dr. Seltsam via Bangkok

Patrick Tippelt18. Oktober 2006

Die Nachricht von UN-Sanktionen gegen Nordkorea ist auch in Thailand eingegangen. Und wird artig in Erwägung gezogen. Für viel mehr ist Thailand ein zu beliebtes Transitland für Spione, Drogen und Nukleares.

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Endlich greift das träge Bürokratiemonster mal. Hat sich selbst kräftig in den Arm gezwickt und ein Machtwort gesprochen. Dies denkt ein großer Teil der Welt von den Vereinten Nationen. Sanktionen gegen Nordkorea also. Und gleich so richtig welche mit Biss! Vielleicht wird das den ewigen Sohn, Kim Jong-Il, ja ein wenig bremsen.

Soweit die globale Allgemeinheit. So offiziell auch Thailand. Aber das heißt ja noch lange nichts. Brav adoptierte der hiesige Sicherheitsrat - der Putschistenclan - die UN-Bestimmungen. Doch vor lauter Applaus bei der Sitzung merkten nur die wenigsten, dass da so einiges fix untern Teppich gekehrt wurde.

In Bett mit Kim

Thailand ist eines der Länder, das von den Vereinten Nationen sehr genau beobachtet werden wird in naher Zukunft. Denn zwischen dem südostasiatischen Königreich und dem zur Zeit schlimmsten Schurkenstaat der Welt, da sind seit 1975 - als die zwei Länder diplomatische Beziehungen aufnahmen - so einige Sachen passiert, die kann man nicht mehr als Mogelei abtun.

Peanuts, Drogen und Terroristen

Dass die zwei 2004 - das letzte Jahr, für das es konkrete Zahlen gibt - Güter im Gesamtwert von 200 Millionen Euro hin- und herportierten, das sind Peanuts. Wie auch, dass Pjöngjang sich jetzt verbotene Luxusgüter in Bangkok besorgt. Nordkoreaner eröffneten zahlreiche Konten bei thailändischen Banken - und schaut man sich in dem Volk ein wenig genauer um, wird man nicht gleich Hundertschaften von Millionären finden.

Ganz offiziell berichten diese Woche die Medien vor Ort von weit illegaleren Aktionen. Nordkorea soll Thailand übel missbraucht haben seit den 1970er-Jahren. Bangkok ist das bevorzugte Transitland für Nordkoreaner - sehr wahrscheinlich handelt es sich da um eben jene Kontoinhaber. Wenn’s nur das wäre! Es sind, um eine Tageszeitung zu zitieren, "Diplomaten, Beamte und Spione auf Terrormission". Darunter auch diejenigen, die 1987 vor der Südküste Thailands ein südkoreanisches Flugzeug zum Absturz brachten und 115 Passagiere töteten.

Bangkok hat einen gut funktionierenden Hafen, der viel unbewachter und billiger ist als der Singapurs. Da lassen sich Chemikalien gleich tonnenweise durchschmuggeln, die Nordkorea für die Herstellung von Methamphetamin benötigt. Und drei erfolgreiche Schmuggelaktionen wurden im Nachhinein aufgedeckt - das Schmuggeln von Komponenten für Nuklearwaffen. Diese drei wurden aufgedeckt. Eine Dunkelziffer traut sich niemand zu nennen.

Eins auf die Finger?

Dafür allein verdiente Thailand eigentlich eins auf die Finger. Und das wird die UN auch rasch tun. Denn die Militärregierung Thailands hat sich vorgenommen, alles ein wenig zu untersuchen. Aber schon bei den nordkoreanischen Konten, da tut man sich schwer. Man wolle diese "prüfen" und "gegebenenfalls" auflösen. Da werden Nachbarnationen aber schlottern, bei solchem Durchsetzungsvermögen und solcher Lust zur Aufklärung.