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Drahtzieher von Paris selbst Terrorschütze

20. November 2015

Der als führender Kopf hinter den Anschlägen von Paris geltende Islamist Abdelhamid Abaaoud war offenbar direkt an der Terrorserie beteiligt. Darauf deuten Spuren auf einer gefundenen Kalaschnikow hin.

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Gedenken an die Terroropfer von Paris am Place de la Republique (Foto: Reuters)
Eine Woche nach dem Terror: Gedenken an die Opfer am Place de la RepubliqueBild: Reuters

Auf einer Kalaschnikow, die laut Ermittlungserkenntnissen bei den Angriffen verwendet wurde, wurden Spuren des belgischen Islamisten Abdelhamid Abaaoud gefunden, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Ermittlerkreise meldet. Die Waffe war in einem nach den Anschlägen von der Polizei sichergestellten schwarzen Seat entdeckt worden, mit dem die Terroristen in Paris unterwegs waren. Damit verdichten sich die Hinweise, dass der 28-Jährige bei der blutigen Anschlagsserie einer der Angreifer war, die auf eine Reihe von Bars und Restaurants feuerten.

Zuvor war von Seiten der Polizei verlautet, dass Abaaoud am Anschlagsabend im Großraum Paris war. Der Verdächtige sei am 13. November, dem Tag der Attentate, gegen 22.00 Uhr von einer Überwachungskamera in der Metro-Station Croix de Chavaux im Pariser Vorort Montreuil gefilmt worden. Nicht weit davon entfernt war nach den Anschlägen der schwarze Seat gefunden worden. In dem Auto befanden sich insgesamt drei Kalaschnikows.

Abaaoud, bekennendes Mitglied der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), war am Mittwoch bei der Erstürmung einer Wohnung im Pariser Vorort Saint-Denis durch Sondereinheiten getötet worden. Seine stark verstümmelte Leiche wurde erst am folgenden Tag anhand von Fingerabdrücken identifiziert. Frankreichs Premierminister Manuel Valls bezeichnete ihn nach Bekanntwerden seines Todes als "einen der Drahtzieher" der blutigsten Anschläge in der Geschichte Frankreichs.

Details zum Großeinsatz in St. Denis

Neue Erkenntnisse gibt es auch zu der während des Polizeieinsatzes in Saint-Denis getöteten Cousine Abaaouds, Hasna Ait Boulahcen: Wie aus Polizeikreisen in Paris verlautete, gehen die Ermittler inzwischen davon aus, dass die junge Frau nicht durch die Zündung einer Sprengstoffweste starb. Bei dem mutmaßlichen Selbstmordattentäter in der belagerten Wohnung handelte es sich demnach um einen Mann. Die stark verstümmelte Leiche konnte bislang nicht identifiziert werden. Die Wohnung in Saint-Denis war bei dem Einsatz durch Explosionen und Schüsse zerstört worden, die Ermittlungen kommen deswegen nur langsam voran.

Einreise in die EU über Griechenland

Nicht nur einer, wie bereits seit Anfang der Woche bekannt, sondern zwei der Pariser Selbstmordattentäter wurden nach jüngsten Erkenntnissen der Pariser Staatsanwaltschaft am 3. Oktober auf der griechischen Insel Leros kontrolliert. Dort seien die Männer gemeinsam registriert worden. Der Nachweis sei in beiden Fällen durch einen Abgleich der Fingerabdrücke gelungen. Nicht geklärt ist ihre Identität.

Aus französischen Ermittlerkreisen hieß es, der IS verfüge über "authentische ungenutzte Reisepässe". Diese würden eingesetzt, um gezielt Menschen in den europäischen Schengen-Raum einzuschleusen. Das gilt möglicherweise auch für die Papiere, die die beiden Attentäter am Stade de France bei sich trugen. Laut Staatsanwaltschaft trug der Angreifer, der sich vor einer Woche um 21.30 Uhr am Eingang H zum Fußballstadion in die Luft sprengte einen syrischen Pass auf den Namen Mohammad al-Mahmod bei sich. Der zweite Attentäter, der sich kurz zuvor, um 21.20 Uhr, am Eingang D in die Luft sprengte, hatte einen syrischen Pass mit dem Namen Ahmad al-Mohammad. Die in diesem Pass eingenommene Identität gehört nachweislich zu einem Soldaten der syrischen Regierungstruppen, der vor mehreren Monaten getötet wurde.

Inzwischen 130 Tote

Nach den Terroranschlägen von Paris ist die Zahl der Todesopfer von 129 auf 130 gestiegen. Ein weiteres Opfer erlag in einem Pariser Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Gut 350 Menschen wurden bei den Attacken verletzt.

qu/wa (afp, rtre, dpa)